Riyad
us
Salihin
Gärten der Tugendhaften
Zusammengestellt von
Iman Abu Zakaria Yahya
Ibn Scharaf an Nawawi
Band I
I. BUCH DER GEBOTE
Kapitel 1
Aufrichtigkeit und gute Absicht (Niyya) in allen offenbaren und
geheimen Taten und Äußerungen
Qur'an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und es ist ihnen nichts anderes geboten worden, als dass sie Allah dienen
sollen, aufrichtig Ihm gegenüber in der Religion und Rechtgläubig, und das
Gebet verrichten und die Zakat geben; und das ist die rechte Religion."
(98:5)
"Niemals werdet ihr Frömmigkeit erlangen, ehe ihr nicht von dem spendet,
was ihr liebt. Und was immer ihr spendet, Allah weiß wahrlich darüber
Bescheid." (3:92)
"Weder ihr Fleisch noch ihr Blut erreicht Allah, sondern es erreicht Ihn
allein die Gottesfurcht, die ihr Ihm entgegenbringt." (22:37)19
"Sprich (zu ihnen): 'Ob ihr verbergt, was in euren Herzen ist, oder ob ihr
es kundtut, Allah weiß es; Er weiß, was in den Himmeln ist und was auf
Erden; und Allah hat Macht über alle Dinge." (3:29)
Hadith 1: Umar ibn al-Khattab (r) berichtet: Ich hörte den Gesandten
Allahs (s) sagen: "Die Taten sind entsprechend den Absichten, und jedem
Menschen (gebührt), was er beabsichtigt hat. Wer also seine Auswanderung
um Allahs und seines Gesandten Willen unternahm, dessen
Auswanderung war für Allah und dessen Gesandten, und wer seine
Auswanderung unternahm, um im Diesseits etwas zu erreichen oder um
eine Frau zu heiraten, dessen Auswanderung war für das, dessentwegen er
auswanderte." (Al-Bukhari und Muslim) Dies ist ein gesunder Hadith
(sahih).
19 Die vor-islamischen Araber bzw. Heiden betrachteten das Fleisch und das Blut des Opfertieres
als Speise der Götter und pflegten die Kalja damit zu besprengen. Der Quran lehnt dies ab
und erklärt hier den Sinn des Opfers.
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1. Buch der Gebote
Hadith 2: Aischa (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte: "Ein
Heer wird die Ka'ba überfallen wollen. Wenn es in die Wüste einmarschiert,
wird das gesamte Heer vom Erdboden verschlungen werden."
Sie sagte: Ich fragte ihn: "Oh Gesandter Allahs! Wie sollten sie allesamt
verschlungen werden, wo doch unter jenen Menschen auch Unschuldige
sind (die nicht zum Heer gehören)?" Er sagte: "Sie werden allesamt (von
der Erde) verschlungen werden, doch (am Jüngsten Tag wird jeder von
ihnen) auferstehen und seinen Absichten gemäß behandelt werden." (Al-
Bukhari und Muslim) Die zitierte Fassung stammt von Al-Bukhari.
Hadith 3: Aischa (r) überliefert, dass der Prophet (s) sagte: "Nach der
Einnahme von Mekka gibt es keine Auswanderung mehr, allerdings
bleiben Dschihad20 und die Absichtserklärung (Niyya), und wenn ihr zum
Dschihad aufgerufen werdet, sollt ihr folgen." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 4; Dschabir ibn Abdullah al-Ansari (r) berichtet: Einmal waren wir
mit dem Propheten (s) auf einem Kriegszug, da sagte er: "Es gibt in
Medina einige Männer, die (im Geiste) bei euch sind, wohin ihr auch
immer marschiert und welches Tal ihr auch immer durchschreitet. Nur aus
gesundheitlichen Gründen sind sie verhindert, (leibhaftig) bei euch zu
sein."
Nach einer anderen Version fuhr er fort: "Sie teilen mit euch die Belohnung
(für den Dschihad)21 (Muslim)
Bei Al-Bukhari wird von Anas (r) berichtet: Wir kehrten mit dem
Propheten (s) von der Schlacht bei Tabuk21 zurück, als er sagte: "Gewiss
sind in Medina einige Leute geblieben, die bei uns sind, wohin wir auch
gehen, ob wir ein Gebirge überqueren oder einen Fluss überschreiten. Nur
ein (zwingender) Grund hat sie verhindert."
Hadith 5: Ma'n ibn Yazid ibn al-Akhnas (r) berichtet: Mein Vater Yazid
hatte einige Dinare, die er als Sadaqa22 geben wollte, bei einem Mann in
20 Unter Dschihad versteht man eine "Anstrengung" auf dem Wege Allahs, im Verteidigungsfall
auch unter Anwendung von Gewalt.
21 Der Feldzug nach Tabuk ereignete sich im Jahre 630 n.Chr., also im Jahre 9 nach der
Hidschra.
22 Sadaqa ist ein freiwillig gegebenes Almosen.
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1. Buch der Gebote
der Moschee gelassen. Ich nahm das Geld und brachte es meinem Vater.
Mein Vater sagte zu mir: "Bei Allah, ich wollte diese Dinare nicht dir
geben!" Ich wendete mich an den Gesandten Allahs (s), der entschied: "Oh
Yazid! Du bekommst (Belohnung dafür), was du beabsichtigt hattest. Oh
Ma'n, du bekommst, was du hast." (Al-Bukhari)
Hadith 6: Abu Ishaq Sa'd ibn Abi Waqqas (r), einer der zehn, denen die
frohe Botschaft zuteil wurde, ins Paradies zu gelangen, sagte: Im Jahr der
Abschiedspilgerfahrt lag ich ernsthaft krank darnieder. Da kam der
Gesandte Allahs (s), um nach mir zu schauen. Ich sagte zu ihm: "Oh
Gesandter Allahs! Du siehst, wie krank ich bin, und ich bin vermögend. Ich
habe aber nur eine Tochter als Erbin. Ist es nicht angebracht, dass ich zwei
Drittel meines Vermögens als Sadaqa gebe ?" Er sagte: "Nein!" Ich sagte:
"Dann die Hälfte, oh Gesandter Allahs?" Wieder sagte er: "Nein!" Erneut
wandte ich ein: "Nun, dann ein Drittel, oh Gesandter Allahs?" Darauf sagte
er: "Ein Drittel ist genug und mehr als genug. Es ist besser, du hinterlässt
deine Erben reich, als arm und (als Bettler) auf die Hilfe anderer
angewiesen. Was auch immer du um Allahs willen spendest, dafür wird
Allah dich belohnen, und wenn du auch nur einen Bissen Nahrung in den
Mund deiner Frau bringst." Ich sagte: "Oh Gesandter Allahs! Wie könnte
ich zurückgelassen werden, während meine Gefährten einmarschieren?" Er
sagte: "Du wirst gewiss nicht zurückgelassen, denn was auch immer du um
Allahs willen tust, wird deine Belohnung und Stellung erhöhen. Vielleicht
solltest du zurückbleiben23, zum Wohle der Gemeinschaft und zur
Bestrafung bestimmter Leute. Oh Allah, ermögliche meinen Gefährten die
Auswanderung und bewahre sie vor der Versuchung und dem Scheitern!
Wahrlich, der Verlierer ist (der verstorbene) Sa'd ibn Khaula." Und der
Gesandte Allahs (s) erflehte Allahs Gnade für Sa'd ibn Khaula, der in
Mekka zurückgeblieben war und dort starb. (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 7: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Allah sieht nicht auf euer materielles oder immaterielles Äußeres, sondern
in eure Herzen." (Muslim)
23 Das heißt: Die anderen überleben.
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1. Buch der Gebote
Hadith 8: Abu Musa al-Asch'ari sagte, dass man den Gesandten Allahs (s)
fragte: "Wer führt Dschihad um Allahs willen? Einer, der kämpft, um
seinen Mut zu demonstrieren, oder einer, der aus Begeisterung und Stolz
kämpft, oder einer, der aus Heuchelei kämpft?" Daraufhin sagte der
Gesandte Allahs (s): "Derjenige, der kämpft, damit das Wort Allahs siegt,
ist es, der Dschihad um Allahs willen führt." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 9: Abu Bakra Nufai ibn al-Harith ath-Thaqafi (r) überliefert, dass
der Prophet (s) sagte: "Wenn zwei Muslime aufeinander losgehen, indem
sie ihre Schwerter aufeinander richten, dann kommen alle beide, der
Mörder und der Ermordete, ins Höllenfeuer." Daraufhin sagte ich: "Oh
Gesandter Allahs: Für den Mörder ist das verständlich. Warum aber der
Ermordete?" Er antwortete: "Er war auch darauf aus, seinen Gefährten zu
töten." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 10: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Das Gebet in Gemeinschaft ist über zwanzigmal24 mehr wert, als
das Beten zu Hause oder im Geschäft. Es ist so: Wenn man sich sorgfältig
wäscht und zur Moschee geht, nur mit der Absicht, das Gebet zu
verrichten, dann wird er bis, er die Moschee erreicht, bei jedem Schritt um
eine Stufe erhöht und er verliert eine seiner Sünden. Von dem Augenblick
an, in dem er die Moschee betritt, wird er als Teilnehmer am Gebet
betrachtet, auch während er noch auf den Beginn des Gebets wartet.
Solange er an seinem Gebetsort verharrt, und weder jemandem schadet
noch schlecht über jemanden redet, fahren die Engel damit fort, für seine
Erlösung zu beten, und sie sagen: 'Oh Allah, sei ihm barmherzig! Oh Allah,
vergib ihm! Oh Allah, nimm seine Reue an!'" (Al-Bukhari und Muslim) Die
zitierte Fassung stammt von Muslim.
Hadith 11: Abul-Abbas Abdullah ibn Abbas ibn Abdul-Muttalib (r)
erzählte, dass der Gesandte Allahs (s) von seinem Herrn, dem Gesegneten
und Erhabenen, berichtete, dass Er (Allah) gesagt hat: "Allah hat die guten
und die schlechten Taten niedergeschrieben." Dann erklärte er dies: "Wer
etwas Gutes beabsichtigt und es nicht durchführen konnte, dem hat Allah
dies bei Sich als volle gute Tat angerechnet. Hat er es durchführen können,
dann rechnet Allah ihm dies bei Sich als zehn gute Taten, bis zum
24 Wörtlich: zwischen 23 und 29 mal.
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1. Buch der Gebote
siebenhundertfachen und bis zum vielfachen (davon), an. Und wer etwas
Schlechtes beabsichtigt, es aber nicht durchgeführt hat, dem wird dies als
vollendete gute Tat bei Allah, dem Erhabenen, angerechnet. Hat er diese
schlechte Tat jedoch ausgeführt, so rechnet Allah ihm dies als eine einzige
schlechte Tat an." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 12: Abu Abdur-Rahman Abdullah ibn Umar ibn al-Khattab (r)
erzählte, dass er den Gesandten Allahs (s) folgendes Gleichnis erzählen
hörte: Einst waren drei Männer unterwegs. Sie mussten die Nacht in einer
Höhle verbringen. Ein Felsstück glitt von dem Berg herunter und
blockierte den Höhlenausgang. Sie waren sich einig, dass es nur einen
einzigen Weg zur Befreiung gab, nämlich zu Allah zu flehen, im Namen
ihrer guten Taten. Daraufhin flehte einer von ihnen demütig: "Oh Allah!
Meine Eltern waren sehr alt; ich pflegte ihnen ihren nächtlichen Trank
Milch vor meinen Kindern und den anderen Familienmitgliedern
anzubieten. Eines Tages war ich auf der Suche nach grünen Bäumen und
konnte erst zurückkehren, nachdem meine Eltern eingeschlafen waren. Als
ich die Tiere gemolken hatte und meinen Eltern den Nachttrunk brachte,
schliefen sie fest; doch wollte ich sie nicht stören und auch nichts von der
Milch meinen Kindern oder anderen Familienmitgliedern geben, bevor
nicht meine Eltern ihren Trank gehabt hätten. Also wartete ich mit dem
Gefäß in der Hand auf ihr Erwachen bis zum Beginn der Morgenröte,
während die Kinder zu meinen Füßen vor Hunger jammerten. Als sie
erwachten, bekamen sie ihren Trank. Oh Allah! Wenn ich dieses tat, nur
um Dein Wohlgefallen zu erlangen, dann befreie uns von diesem Übel, das
uns durch diesen Felsen auferlegt wurde." Da bewegte sich der Fels ein
wenig, aber nicht genug, um sie heraus zu lassen. Dann flehte der zweite:
"Oh Allah! Ich hatte eine Cousine, die ich leidenschaftlicher liebte, als je
ein Mann eine Frau geliebt hat. Ich versuchte sie zu verführen, aber sie
wollte nichts von mir wissen. Während einer großen Hungersnot kam sie
zu mir und bat mich um Hilfe. Ich bot ihr einhundertzwanzig Dinare, unter
der Bedingung, dass ich mit ihr Geschlechtsverkehr ausüben dürfe. Sie
stimmte zu, und als ich gerade mit ihr Verkehr haben wollte, bat sie
eindringlich: 'Fürchte Allah, und brich das Siegel nicht ungesetzmäßig!25".
Ich ließ sie unberührt und überließ ihr das ganze Gold, und sie ist für mich
der liebste Mensch auf Erden. Oh Allah! Wenn ich dies tat, allein um Dein
Wohlgefallen zu erlangen, so bewege das Unglück und erlöse uns!"
Wieder bewegte sich der Felsen ein wenig, doch nicht genug, um sie
25 Das heißt: begehe keinen Ehebruch!
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1. Buch der Gebote
hinaus zu lassen. Dann bat der Dritte: "Oh Allah! Ich beschäftigte einige
Tagelöhner und bezahlte ihnen ihren Lohn, doch einer von ihnen ging fort
und ließ seinen Lohn bei mir. Sein Geld investierte ich, und es vermehrte
sich gewaltig. Nach einer Zeit kam der Lohnarbeiter zurück und sagte: 'Oh
Diener Gottes, übergib mir meinen Lohn!' Ich sagte zu ihm: 'Alles was du
siehst ist dein: Kamele, Rinder, Ziegen, Schafe und Sklaven.' Er sagte:
'Verhöhne mich nicht, oh Diener Allahs!' Ich versicherte ihm: 'Ich mache
keinen Spaß.1 So nahm er alles mit, ohne etwas zu hinterlassen. Oh Allah!
Wenn ich dies tat, nur um Dein Wohlgefallen zu erlangen, dann erleichtere
uns und nimm von uns unsere Last!" Der Fels bewegte sich nun fort, und
alle drei verließen die Höhle unversehrt. (Al-Bukhari und Muslim)
Kapitel 2
Reue (Tauba)
Dazu sagen die muslimischen Gelehrten (Ulama'), dass Reue {Tauba) bei
jeder Sünde Pflicht ist. Wenn es sich um eine Sünde zwischen einem
Diener Allahs und Allah, dem Erhabenen handelt, die nicht mit dem Recht
eines anderen Menschen zu tun hat, hat sie drei Bedingungen:
1) Dass er diese Sünde unterlässt,
2) dass er sie bereut, und
3) dass er diese Sünde nicht mehr begeht.
Wenn eine dieser Bedingungen nicht vorhanden ist, wird seine Reue nicht
angenommen.
Wenn eine Sünde mit einem anderen Menschen zu tun hat, gibt es vier
Bedingungen für die Reue {Tauba):
Die drei zuvor genannten und
4) dass er dem Geschädigten sein Recht zukommen lässt, das heißt, dass
er, wenn es sich um Geld oder ähnliches handelt, ihm dieses zurückzahlt,
dass er, wenn es sich um eine Straftat oder ähnliches handelt, ihm
ermöglicht, seine Bestrafung zu erwirken oder ihn um Verzeihung bittet,
und dass er, wenn es sich um üble Nachrede (Raiba) handelt, diese
zurücknimmt.
Und er soll alle Sünden bereuen. Wenn er nur einige bereut, ist seine Reue
für diejenigen Sünden, die er bereut, gültig, die anderen jedoch bleiben
bestehen.
Zur Notwendigkeit der Reue gibt es in Qur'an und Sunna mehrere
Beweise.
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1. Buch der Gebote
Qur'an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und wendet euch allesamt Allah reuevoll wieder zu, ihr Gläubigen, auf
dass ihr Heil erlangen möget!" (24:31)
"Und dass ihr euren Herrn um Vergebung bittet und euch reuevoll Ihm
zuwendet" (11:3)
"Oh die ihr glaubt, kehrt zu Allah zurück in aufrichtiger Reue." (66:8)
Hadith 13: Abu Huraira (r) erzählte: Ich hörte den Gesandten Allahs (s)
sagen: "Bei Allah, Gewiss bitte ich Allah um Vergebung und wende mich
Ihm reuevoll zu, mehr als siebzig Mal am Tag." (Al-Bukhari)
Hadith 14: Al-Agharr ibn Yasar al-Muzani (r) erzählte, dass der Gesandte
Allahs (s) gesagt hat: "Oh ihr Menschen! Wendet euch Allah zu, und bittet
Ihn um Vergebung; denn ich wende mich Ihm hundertmal täglich reuevoll
zu." (Muslim)
Hadith 15: Abu Hamza Anas ibn Malik al-Ansari (r) berichtet, dass
der Gesandte Allahs (s) versicherte: "Allah ist mehr erfreut über die
Reue Seines Dieners als einer von euch es wäre, wenn er sein in einer
gewaltigen Wüste verlorenes Reitkamel plötzlich wiederfindet." (Al-
Bukhari und Muslim)
Die Version bei Muslim lautet: "Allah ist mehr erfreut über die Reue
Seines Dieners als einer von euch es wäre, dem sein Reittier mit seinem
gesamten Proviant in einer Wüste davongelaufen ist, und der, nachdem er
die Hoffnung, es wiederzufinden, bereits aufgegeben und sich in den
Schatten eines Baumes gelegt hatte, sein Tier plötzlich, während er dort
liegt, mit baumelndem Zügel direkt vor sich stehend findet, und der überglücklich
sagt: 'Oh Allah, Du bist mein Diener und ich bin Dein Herr!`,
wobei er sich vor lauter Freude derart verspricht."
Hadith 16: Abu Musa Abdullah ibn Qais al-Asch'ari (r) berichtet, dass der
Prophet (s) sagte: "Allah reicht Seine Hand nachts, damit der Sünder des
Tages bereue, und Er reicht Seine Hand tagsüber, damit der Sünder der
Nacht bereue, solange, bis die Sonne im Westen aufgehen wird."26 (Muslim)
26 Das heißt: bis zum Jüngsten Tage.
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1. Buch der Gebote
Hadith 17: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Allah wird die Reue des Bereuenden annehmen, solange die Sonne nicht
im Westen aufgegangen ist." (Muslim)
Hadith 18: Abu Abdur-Rahman Abdullah ibn Umar ibn al-Khattab (r)
berichtet, dass der Prophet (s) sagte: "Allah nimmt die Reue des Sünders
an, bis zu seinem letzten Atemzug."
(At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter Hadith (hasan).
Hadith 19: Zirr ibn Hubaisch (r) berichtet: Ich ging zu Safwan ibn Assal
(r), um ihn über das Wischen mit den Händen über die Ledersocken
während der rituellen Waschung zu befragen. Er fragte mich: "Was bringt
dich hier her, Zirr?" Ich antwortete: "Der Wunsch nach Wissen." Er sagte:
"Die Engel breiten ihre Flügel aus für denjenigen, der sich auf der Suche
nach Wissen befindet, um ihn auf der Suche nach Wissen zu befriedigen."
Ich erzählte ihm, dass mir Zweifel gekommen seien, im Hinblick auf das
Wischen mit den Händen über die Ledersocken während der Waschungen,
nachdem man auf der Toilette gewesen ist. "Nun bist du einer der
Gefährten des Propheten (s), und ich bin gekommen, dich zu fragen, ob du
ihn irgendetwas dazu sagen hörtest." Er antwortete: "Ja. Er wies uns an,
dass wir auf der Reise unsere Ledersocken drei Tage und drei Nächte zur
Waschung nicht auszuziehen bräuchten, auch nicht, wenn wir auf der
Toilette gewesen wären, außer wenn wir eine Ganzwaschung benötigten."
Ich fragte ihn dann: "Hörtest du ihn etwas bezüglich Liebe und Zuneigung
sagen?" Er antwortete: "Ja. Wir befanden uns mit dem Propheten (s) auf
einer Reise, als ein Araber vom Lande ihn in lautem und rauhem Ton
anrief: 'Oh Muhammad.' Der Prophet (s) antwortete ihm in fast gleichem
Ton: 'Nun, ich bin hier.' Ich sagte zu dem Araber: 'Weh dir; mäßige deine
Stimme. Du befindest dich in Gegenwart des Propheten (s), und es ist dir
verwehrt.' Darauf sagte er: 'Bei Allah, ich werde meinen Ton nicht
mäßigen.1 Und sich an den Propheten (s) wendend sagte er: 'Wie steht es
um einen Mann, der ein Volk liebt, doch noch nicht zu ihm zugelassen
wurde?' Der Prophet antwortete: 'Am Tag des Gerichts wird ein Mensch in
Gesellschaft derer sein, die er liebt.' In der weiteren Unterhaltung mit uns
erwähnte er (s) ein Tor im Westen, dessen Breite von einem Reiter in
vierzig oder siebzig Jahren durchritten werden konnte."
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1. Buch der Gebote
Sufyan, der einer der Erzähler dieses Hadithes ist, fügt hinzu: Dieses Tor
liegt gegenüber von Scham21. Allah hat es bei der Erschaffung .von
Himmeln und Erde geschaffen, und es ist offen für Reue, und es wird nicht
verschlossen werden, bis die Sonne in seiner Richtung28 aufgeht. (At-
Tirmidhi und andere) Dies ist ein guter und gesunder Hadith (hasan
sahih).
Hadith 20: Abu Said Sa'd ibn Malik ibn Sinan al-Khudri (r) berichtet,
dass der Prophet Allahs (s) erzählte, dass es in der Vergangenheit in einem
Volk einen Mann gab, der 99 Menschen getötet hatte. Dieser fragte nach
dem gelehrtesten Menschen, den es auf der Welt gebe. Man nannte ihm
einen Mönch, und er ging zu ihm und sagte: "Ich habe neunundneunzig
Menschen getötet. Gibt es irgendeine Art von Buße für mich?" Er
antwortete: "Nein." Daraufhin tötete er auch den Einsiedler und
vervollständigte damit die Zahl seiner Opfer auf hundert. Der Mörder
fragte nun erneut: "Wer ist der gelehrteste Mensch auf der Welt?" Man
verwies ihn an einen gelehrten Menschen. Er ging also zu ihm und sagte:
"Ich habe einhundert Menschen getötet. Gibt es irgendeine Art von
Buße für mich?" Der gelehrte Mann sagte: "Ja. Nichts kann zwischen
dir und Reue .tehen: Begib dich zu dem und dem Land. In diesem Land
gibt es (fromme) Leute, die Allah, den Erhabenen anbeten. Schließ dich
ihnen an, diene Allah und kehre nicht in dein Heimatland zurück, denn es
ist eine schlimme Gegend." Der Mann brach zu diesem Land auf. Er hatte
gerade die Hälfte des Weges hinter sich gebracht, als er starb. Nun
entstand ein Streit zwischen dem Gnadenengel und dem Plagenengel
darüber, wer die Verwahrung seiner Seele übernehmen sollte. Der
Gnadenengel sprach: "Er hat sich reumütig Allah zugewendet." Der
Plagenengel entgegnete: "Er hat niemals etwas Gutes getan." Da kam ein
Engel in Menschengestalt, und sie setzten ihn als Schiedsrichter zwischen
ihnen ein. Er wies sie an, die Entfernung zwischen den zwei Ländern
auszumessen. Welchem Land er näher sei, zu dem solle er gehören. Sie
führten also die Messung durch, und fanden, dass er dem Land, zu dem er
gehen wollte, näher sei. Also übernahmen ihn die Gnadenengel. (Al-
Bukhari und Muslim)
In einer andere Sahih-Version heißt es, dass er eine Handbreite näher an
dem Land der frommen Menschen war, und dementsprechend wurde er als
einer der ihren angesehen.
27 Asch-Scham bezeichnet die Region des Nahen Ostens zwischen Zweistromland und Ägypten.
Hier ist damit der Westen gemeint, da sie im Westen der Arabischen Halbinsel liegt.
28 Das heißt, bis zum Jüngsten Tag, an dem die Sonne im Westen aufgeht.
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1. Buch der Gebote
Eine andere Sahih-Version lautet, dass Allah, der Erhabene, befahl, dass
die eine Seite sich erweitern und die andere schrumpfen solle, und dann
sagte Er: "Nun messt zwischen den beiden!", und er wurde eine Handbreite
näher an seinem Ziel gefunden, und ihm wurde vergeben. In einer
weiteren Version heißt es, dass er kriechend vorankam.
Hadith 21: Abdullah ibn Ka'b ibn Malik (r), berichtet, dass er den Bericht
seines betagten erblindeten Vaters hörte, über sein Zurückbleiben in
Medina, als der Gesandte (s) nach Tabuk marschierte. Ka'b erzählte: Ich
hatte den Propheten (s) auf jedem Feldzug begleitet außer dem von Tabuk.
Ich konnte mich dem Propheten (s) auch in der Schlacht von Badr nicht
anschließen, aber in diesem Fall hatte er niemandem, der zurückgeblieben
war, etwas vorgeworfen, denn der Prophet (s) und die Muslime beabsichtigten
nur, sich der Karawane der Quraisch zu bemächtigen, ohne dass ein
Kampf erwartet wurde. Dennoch führte sie Allah unerwarteterweise in
eine Auseinandersetzung mit ihrem Feind. Ich war bei dem Propheten (s),
als wir in der Nacht bei Aqaba waren und den Bund bezüglich des Islam
schlossen29. Ich möchte dies jedoch nicht mit der Anwesenheit in Badr
vergleichen, obwohl sich die Leute mehr an Badr, als an Aqaba erinnern.
Als ich vom Feldzug nach Tabuk zurückgeblieben war, befand ich mich bei
besserer Gesundheit und Wohlstand als je zuvor. Ich besaß zwei
Reitkamele, wo ich doch nie zuvor zwei gehabt hatte. Jedesmal, wenn der
Prophet (s) sich zu einem Feldzug entschloss, verriet er dies erst im letzten
Augenblick. Bei diesem Feldzug war allerdings die Jahreszeit gnadenlos
heiß, die Reise war lang und ermüdend, führte durch Wüsten und
unwirtliche Gegenden ohne Grün oder Wasser, und die Zahl der Feinde
war groß. Der Prophet (s) hatte daher die Muslime ausdrücklich darauf
vorbereitet. Die Zahl derer, die bereit waren, den Propheten (s) bei diesem
Unternehmen zu begleiten, war sehr groß. Kein Buch hätte die Namen all
jener, die den Propheten (s) begleiteten, zu fassen vermocht.
29 Der Vertrag von Aqaba wurde von dem Propheten (s) und Muslimen aus Medina geschlossen
und ging der Auswanderung (Hidschra) der Muslime von Mekka nach Medina voraus.
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1 Buch der Gebote
Jeder, der abwesend blieb, rechnete damit, dass niemand seine
Abwesenheit bemerken würde, außer ihre Pflichtvergessenheit würde
durch göttliche Offenbarung enthüllt. Auch waren die Früchte an den
Bäumen reif geworden, und sie boten Schatten, und all dies mochte ich.
Der Prophet (s) und die Muslime, die ihn begleiten sollten, beschäftigten
sich damit, Vorbereitungen für den Aufbruch zu treffen. Ich selbst hatte
stets die Absicht, mich ebenso auf diese Unternehmung vorzubereiten,
aber ich machte kehrt, ohne irgendetwas davon erledigt zu haben, und ich
sagte zu mir: 'Ich kann das ja noch machen, wenn immer ich will.' Und so
verging die Zeit, bis der Prophet und die Muslime ihre Vorbereitungen
abgeschlossen hatten, und ich hatte noch immer die Absicht, mich auch
noch schnell vorzubereiten. Schließlich kam der Tag, an dem der Prophet
(s) mit den Muslimen aufbrach, und ich wollte ihnen eigentlich später
nachfolgen.
Oh, wenn ich dies nur getan hätte, doch es war mir nicht bestimmt. Als ich
nun aber unter die Leute ging, schmerzte es mich sehr, zu sehen, dass die
mit mir Zurückgebliebenen entweder mutmaßliche Heuchler waren,
oder solche, die aus gesundheitlichen Gründen zurückbleiben mussten.
Der Prophet (s) erwähnte mich nicht, bis er in Tabuk angekommen
war. Erst als er dort unter den Leuten saß, fragte er: "Was ist mit Ka'b
passiert ?" Ein Mann des Salima-Stammes sagte: "Oh Prophet, er kam
nicht mit uns, wegen seines Gewandes und weil er auf sein Äußeres achten
muss." Hierauf tadelte ihn Mu’adh ibn Dschabal und sagte: "Was du von
Ka'b behauptest ist schlimm! Bei Allah, oh Gesandter Allahs, wir wissen
nur Gutes von Ka'b." Der Prophet (s) schwieg. Da sah er (s) plötzlich
von weitem in der Wüste jemand weiß gekleideten, und rief aus: "Möge es
Abu Khaithama sein!" Und in der Tat, er war es. Er war derjenige, über
den sich die Heuchler lustig machten, weil er eine Handvoll Datteln als
Sadaqa zu geben pflegte.
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1. Buch der Gebote
Als ich erfuhr, dass der Prophet (s) von Tabuk zurückkehrte, begann ich,
mir allerlei Lügen als Ausrede auszudenken, und ich fragte mich, wie ich
mich wohl morgen vor seinem Missfallen schützen sollte, und ich suchte
bei meinen Angehörigen mit gesundem Urteilsvermögen Hilfe. Als mir
gesagt wurde, dass der Prophet (s) bald da sei, verwarf ich jegliche Lüge
und erkannte, dass mir keine falsche Entschuldigung helfen würde, und ich
beschloss daher, die Wahrheit zu sagen.
Er (s) kam am nächsten Morgen an. Es war seine Gewohnheit, dass er,
wenn er von einer Reise zurückkehrte, zuerst die Moschee besuchte, um
zwei Rak`a30 zu beten und dann mit den Leute zusammenzusitzen. Als er
dies tat, kamen diejenigen, die zurückgeblieben waren, zu ihm und
begannen ihm ihre Entschuldigungen vorzutragen und ihm zu huldigen.
Und es waren insgesamt fast neunzig Männer. Der Prophet (s) nahm ihre
Entschuldigungen an, ließ sie ihre Huldigung erneuern, betete für sie um
Vergebung und übergab Allah, was immer sie im Sinne hatten. Als ich an
der Reihe war und ihn (s) begrüßte, lächelte er, doch es war ein ärgerliches
Lächeln. Er (s) sagte: "Komm!" So ging ich und setzte mich direkt vor ihn.
Er (s) fragte: "Was hielt dich zurück? Hast du dir kein Reittier besorgt?"
Ich antwortete: "Oh Gesandter Allahs (s), bei Allah, wenn ich irgendeinem
anderen Menschen als dir gegenüber säße, so würde es mir nicht schwer
fallen, seinem Missfallen mit irgendeiner Ausrede zu entgehen. Doch ich
weiß, auch wenn ich dir heute eine überzeugende aber falsche Geschichte
auftischen würde, so würde doch Allah gewiss bald deinen Zorn gegen
mich erregen. Wenn ich dir nun die Wahrheit erzähle und du auf mich
ärgerlich wirst, so kann ich doch immer Gnade von Allah, dem
Allmächtigen, dem Erhabenen, erhoffen. Bei Allah, ich habe keine
Entschuldigung. Ich war niemals so gesund und kräftig und so wohlhabend
wie jetzt, als ich mich zurückhielt, dich zu begleiten."
30 Rak'a ist die Bezeichnung für eine islamische Gebetssequenz.
13
1. Buch der Gebote
Der Prophet (s) sagte: "Dieser Mann hat die Wahrheit gesagt. Nun zieh
dich zurück, bis Allah deinen Fall entscheidet." Einige Männer des
Salima-Stammes folgten mir und sagten: "Wir wüssten nicht, dass du
früher jemals einen Fehler begangen hättest. Warum hast du nicht vor
Allahs Gesandtem (s) eine Entschuldigung vorgebracht, wie die anderen
Zurückgebliebenen? Deine Sünde wäre durch das Gebet des Propheten (s)
vergeben worden." Bei Allah, sie fuhren damit fort, mir Vorwürfe zu
machen, bis ich mich geneigt fühlte, zum Propheten (s) zurückzugehen und
meine Aussage zu widerrufen. Schließlich fragte ich sie: "Gibt es einen
ähnlichen Fall wie meinen?" Sie sagten: "Ja, zwei Männer haben das
Gleiche wie du gesagt, und ihnen wurde das Gleiche wie dir gesagt." Ich
fragte: "Wer sind die beiden?" Sie sagten: "Es sind Murara ibn ar-Rabi' al-
Amri und Hilal ibn Umayya al-Waqifi." Diese beiden waren tugendhafte
Männer, die an der Schlacht von Badr teilgenommen hatten; sie besaßen
viele gute Qualitäten, und als mir diese beiden genannt wurden, ging ich
weiter.
Der Prophet (s) verbot den Muslimen, mit uns dreien zu sprechen. Die
Leute pflegten uns zu meiden und wurden Fremde für uns. Ich fühlte mich,
als ob ich in einem fremden Land sei. Dieser Zustand dauerte fünfzig Tage
lang. Meine beiden Gefährten resignierten und saßen nur noch zu Hause
und weinten. Ich jedoch war der jüngste und stärkste von den dreien,
pflegte hinauszugehen, am Gebet mit den Muslimen teilzunehmen, auf dem
Markt spazieren zu gehen, doch niemand sprach jemals mit mir. Ich pflegte
nach dem Gebet immer zu dem Propheten (s) zu gehen und ihn zu grüßen,
und ich fragte mich, ob er seine Lippen habe, um meinen Gruß zu
erwidern. Und ich betete gewöhnlich in seiner Nähe, und ich bemerkte,
dass er immer zu mir schaute, wenn ich in mein Gebet vertieft war, und er
schaute sogleich weg, wenn ich in seine Richtung blickte. Als diese strenge
Haltung der Muslime mir gegenüber länger dauerte, ging ich bis zur
Gartenmauer meines Vetters und engen Freundes Abu Qatada, und
kletterte darüber. Ich grüßte ihn, doch, bei Allah, er erwiderte meinen
Gruß nicht. Ich sagte zu ihm: "Abu Qatada, ich bitte dich in Allahs Namen!
Weißt du nicht, dass ich Allah und seinen Propheten (s) liebe?" Doch er
schwieg. Ich wiederholte, was ich gesagt hatte, doch er schwieg. Ich
wiederholte nochmals meine Bitte, da erwiderte er: "Allah und sein
Gesandter (s) wissen es besser." Als ich das hörte, konnte ich meine
Tränen nicht zurückhalten und kletterte über die Gartenmauer zurück.
14
1. Buch der Gebote
Als ich über den Markt von Medina lief, sah ich einen Bauern aus Scham31,
der Lebensmittel verkaufte und die Leute fragte, ob sie ihm Ka'b ibn Malik
zeigen könnten. Sie wiesen auf mich, bis er kam zu mir kam, und er
übergab mir einen Brief des Königs von Ghassan. Da ich belesen genug
war, las ich ihn. Sein Inhalt war: "Wir haben erfahren, dass dein Gefährte
(d.h. der Prophet (s)) dich ungerecht behandelt Gott will dich nicht
misshandeln lassen. Es ist dein Recht, dass wir dich trösten." Als ich diesen
Brief gelesen hatte, sagte ich mir: 'Das ist noch eine Prüfung für mich', und
verbrannte den Brief.
Nachdem vierzig von fünfzig Tagen verstrichen waren und nichts offenbart
worden war, kam ein Bote des Propheten (s) zu mir und sagte: "Der
Prophet (s) weist dich an, dass du dich von deiner Frau fernhältst." Ich
fragte nach: "Soll ich mich von ihr scheiden lassen oder was sollte ich
tun?" Er sagte: "Nein, halte dich nur davon zurück, sie zu berühren." Der
Prophet (s) hatte das Gleiche auch meinen beiden Gefährten geboten. Also
sagte ich zu meiner Frau: "Geh zu deinen Eltern und bleibe bei ihnen, bis
Allah meinen Fall entscheidet." Die Frau von Hilal ibn Umayya ging zum
Propheten (s) und bat ihn: "Oh Gesandter Allahs (s). Hilal ibn Umayya ist
alt und kann nicht für sich selbst sorgen, und er hat keinen Diener, der ihm
den Haushalt macht. Bist du dagegen, wenn ich ihm weiterhin diene?" Er
(s) sagte: "Nein, vorausgesetzt, er berührt dich nicht " Sie sagte: "Bei
Allah, er denkt an nichts derartiges. Bei Allah, seit diesem Vorfall weint er.
ständig." Einige aus meiner Familie schlugen mir vor. ich solle auch die
Erlaubnis des Propheten (s) erbitten, dass meine Frau für mich sorgen
könne, wie es auch die Frau des Hilal ibn Umayya tat Ich erwiderte
jedoch: "Nein, ich werde den Propheten (s) nicht um sie bitten. Was sollte
der Prophet einem jungen Mann wie mir schon antworten?" So blieb ich
also weitere zehn Tage und Nächte, bis seit unserer Isolation fünfzig Tage
verstrichen waren.
31 Siehe Anmerkung Nr. 27 auf Seite 16.
15
1. Buch der Gebote
Ka'b (r) erzählte weiter: Als ich den Propheten (s) grüßte, strahlte sein
Gesicht vor Freude und er sagte: "Sei erfreut über den besten aller Tage,
die seit deiner Geburt vergangen sind." Ich fragte: "Oh Gesandter Allahs
(s), ist dies von dir selbst oder von Allah?" Er antwortete: "Nein, es ist von
Allah, dem Allmächtigen und Erhabenen." Wenn sich der Prophet (s)
freute, strahlte sein Gesicht, als ob es ein Teil des Mondes wäre, und so
konnten wir erkennen, ob er glücklich war. Ich setzte mich neben ihn und
sagte: "Oh Gesandter Allahs (s), als Zeichen meiner Reue will ich meinen
gesamten Besitz als Sadaqa für Allah und Seinen Gesandten geben." Der
Prophet (s) entgegnete: "Behalte einen Teil deines Besitzes. Das ist besser
für dich." Daraufhin sagte ich: "Dann behalte ich nur den Beuteanteil, den
ich in Khaibar erhalten hatte, für mich." Dann sagte ich weiter: "Oh
Gesandter Allahs (s). Allah, der Erhabene, hat mich nur aufgrund der
Wahrhaftigkeit errettet, und daher werde ich als Buße für den Rest meines
Lebens nichts als die Wahrheit sagen."
Und, bei Allah, ich kenne niemanden unter den Muslimen, der so glaubhaft
berichtet wie ich, und bei Allah, ich habe seit diesem Tag niemals
wissentlich gelogen, und ich hoffe, dass mich Allah, der Erhabene, auch für
den Rests meines Lebens davor behüten wird.
Allah, der Erhabene, offenbarte: "Und Allah hat Seine Gnade dem
Propheten wieder zugewandt, und den Muhadschirin und den Ansar 33, die
ihm in der Zeit der Bedrängnis gefolgt sind, nachdem die Herzen einiger
von ihnen fast von der Wahrheit abgewichen wären. Dann wandte Er sich
ihnen wieder gnädig zu - Er ist wahrlich überaus gütig, barmherzig. Und
auch jenen dreien, die zurückgeblieben waren und vorerst von der
Vergebung ausgeschlossen wurden, bis bei all ihrer Weite ihnen die Erde
eng wurde und sie sich beengt fühlten in ihrer Seele und sie erkannten,
dass es keine Zuflucht vor Allah gibt, außer bei Ihm. Dann wandte Er Sich
ihnen in Seiner Gnade wieder zu, damit sie reuevoll umkehrten. Denn
Allah ist wahrlich der Vergebende, der Barmherzige. Oh ihr Gläubigen!
Fürchtet Allah, und seid mit den Wahrhaftigen." (Sure 9:117-119)
33 Ansar ("Helfer") werden die Bewohner von Medina genannt, seitdem sie den Propheten (s)
und die verfolgten Muslime (Muhadschirin) aus Mekka großherzig bei sich aufgenommen haben.
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1. Buch der Gebote
Ka'b erzählte weiter: Bei Allah, nach meiner Annahme des Islam habe ich
keinen größeren Segen erfahren, als dass ich vor dem Propheten (s) die
Wahrheit sprach und ihn nicht anlog, wie jene, die ihm Lügen erzählten
und die deshalb ins Verderben stürzen. Allah, der Erhabene, offenbarte
über diejenigen, die gelogen haben, schlimmeres denn je zuvor: "Sie
werden euch bei Allah beschwören, wenn ihr zu ihnen zurückkehrt, dass
ihr von ihnen ablasst. So lasst ab von ihnen! Sie sind wahrlich unrein. Und
ihr Aufenthaltsort wird die Hölle sein, als angemessene) Vergeltung für
das, was sie sich erworben haben. Sie beschwören euch, um euch wohl zu
gefallen, doch selbst wenn ihr mit ihnen zufrieden seid, so ist Allah fürwahr
nicht zufrieden mit dem Volk der Frevler." (Sure 9:95-96) Ka'b sagte: Was
uns Drei betraf, so wurden wir im Gegensatz zu denen, die vor den
Propheten (s) traten, um sich zu entschuldigen, und die ihm huldigten und
für die er um Vergebung gebeten hatte, nur zurückgestellt, bis Allah über
uns entschieden hatte. Und tatsächlich entschied Allah, der Erhabene: "Und
auch jenen dreien (wandte Er sich zu), die (vom Kampf) zurückgeblieben
waren." (Sure 9:118) 'Zurückgeblieben' bedeutet nicht, dass wir vom
Dschihad zurückblieben, sondern es bedeutet, dass Allah unseren Fall
aufschob, bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Fälle der anderen Personen
behandelt waren, die sich bei dem Propheten (s) entschuldigten und deren
Entschuldigungen er akzeptierte. (Al-Bukhari und Muslim)
Eine andere Version besagt, dass der Prophet (s) an einem Donnerstag
zum Feldzug nach Tabuk aufbrach, und er mochte gerne donnerstags zu
reisen.
Noch eine andere Version besagt, dass er vormittags bei Tageslicht von
einer Reise zurückzukehren pflegte. Er ging dann gewöhnlich direkt in die
Moschee, betete zwei Rak'a und setzte sich dann dort nieder.
Hadith 22: Es erzählte Abu Nudschaid Imran ibn al-Husain al-Khuza'i (r),
dass eine Frau aus dem Dschuhaina-Stamm aufgrund eines Ehebruchs
schwanger wurde. Sie kam zum Propheten (s), gab ihre Schuld zu und
sagte: "Oh Gesandter Allahs, ich habe eine schwere Sünde begangen.
Bestrafe mich also dementsprechend." Der Prophet (s) ließ ihren Vormund
kommen und sagte zu ihm: "Behandle sie gut, und bringe sie wieder zu
mir, wenn sie entbunden hat." Der Vormund führte die Anweisungen
durch und brachte sie zurück zum Propheten (s), der das Urteil sprach und
ihre Hinrichtung anordnete. Man band daher ihre Kleider um ihren Körper
fest 34, und sie wurde zu Tode gesteinigt. Danach leitete der Prophet (s) ihr
17
1. Buch der Gebote
Begräbnisgebet. Umar bemerkte sodann: "Oh Prophet Allahs (s)! Sie ist
eine Ehebrecherin und du leitest ihr Begräbnisgebet?" Der Prophet (s)
sagte: "Sie hat in so einem Maß bereut, dass, wenn diese Reue auf siebzig
Personen aus Medina verteilt würde, sie für alle ausgereicht hätte. Gibt es
etwas besseres, als dass sie sich selbst für Allah, den Allmächtigen und
Erhabenen, aufgeopfert hat?" (Muslim)
Hadith 23: Ibn Abbas und Anas ibn Malik (r) überliefern, dass der
Gesandte Allahs (s) sagte: "Wenn der Sohn Adams35 ein Tal voller Gold
hätte, wäre er auf zwei erpicht. Und nichts würde seinen Mund stopfen, als
Erde. Doch Allah wendet Sich jedem reumütigen Sünder zu." (Al-Bukhari
und Muslim)
Hadith 24: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Allahs Freude über den Märtyrer und seinen reumütigen Mörder ist
groß. Der Erste wurde um Allahs willen getötet, und der Zweite fand
Allahs Erbarmen, nahm dann den Islam an, kämpfte auch um Allahs willen
und wurde als Märtyrer getötet." (Al-Bukhari und Muslim)
Kapitel 3
Geduld (Sabr)
Qur'an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Oh ihr, die ihr glaubt! Seid geduldig und wetteifert in Geduld und seid
standhaft und fürchtet Allah, damit ihr erfolgreich sein werdet." (3:200)
"Und bestimmt werden Wir euch prüfen mit etwas Angst, Hunger und
Minderung an Besitz, Seelen und Früchten. Doch verkünde frohe
Botschaft den Geduldigen." (2:155)
"Den Standhaften wird wahrlich ihr Lohn gegeben ohne zu rechnen."
(39:10)
"Wer aber geduldig ist und verzeiht - dies ist fürwahr ein Zeichen fester
Entschlossenheit." (42:43)
34 Bei einer Steinigung pflegte man die Kleidung festzubinden, um zu verhindern, dass
während des Steinigens eine Blöße des Verurteilten sichtbar wurde.
35 Mit dem Sohn Adams ist der Mensch gemeint.
18
. Buch der Gebote
"Oh die ihr glaubt, sucht Hilfe in Geduld und Gebet; wahrlich, Allah ist mit
den Geduldigen." (2:153)
"Und Wir werden euch ganz gewiss so lange prüfen, bis Wir die kenntlich
machen, die sich unter euch mit aller Kraft (für Unsere Sache) einsetzen
und standhaft sind..." (47:31)
Zur Geduld und ihren Vorzügen gibt es noch viele bekannte Verse im
Qur'an.
Hadith 25: Abu Malik al-Harith ibn Asim al-Asch'ari (r) berichtet, daß der
Gesandte Allahs (s) sagte: "Die Reinheit ist die Hälfte des Glaubens.
Alhamdu lillah36 füllt die Waagschale (am Tag des Jüngsten Gerichts), und
Subhan Allah37 und Alhamdu lillah füllt, was zwischen Himmel und Erde
ist. Das Gebet ist ein Licht, Almosen sind ein Beweis (der Frömmigkeit),
Geduld ist der Glanz und der Qur'an ist das maßgebende Argument für
oder gegen dich. Jedermann geht in den Tag und verkauft seine Seele und
erwirkt ihre Befreiung oder ihr Verderben." (Muslim)
Hadith 26: Abu Said Sa'd ibn Malik ibn Sinan al-Khudri (r) überliefert,
dass einige Leute aus den Reihen der Ansar den Gesandten Allahs (s)
baten, ihnen etwas zu geben, und er gab es ihnen. Sie baten erneut, und er
gab ihnen, so lange, bis nichts mehr übrig blieb. Dann sagte er zu ihnen:
"Solange mir etwas verbleibt, zögere ich nicht, es euch zu geben. Erinnert
euch aber: Wer Reinheit begehrt, so macht Allah ihn rein; und wer sich
zufrieden gibt (mit dem was er hat), den wird Allah bereichern; und wer
sich geduldet, dem wird Allah Geduld schenken. Kein Geschenk ist besser
und umfangreicher für einen von euch als die Geduld." (Al-Bukhari und
Muslim)
Hadith 27: Abu Yahya Suhaib ibn Sinan (r) überliefert, daß der Gesandte
Allahs (s) sagte: "Der Gläubige ist zu bewundern, da alles für ihn gut ist.
Und niemanden außer einem Gläubigen zeichnet dies aus: Wenn ihm etwas
Erfreuliches widerfährt und er dankt (Allah) dafür, so ist das gut für ihn.
Wenn er von einer Prüfung heimgesucht wird und sich in Geduld übt, so
ist das auch gut für ihn." (Muslim)
36 Auf Deutsch bedeutet dies: "Gelobt sei Allah!"
37 Auf Deutsch bedeutet dies: "Gepriesen sei Allall!"
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1. Buch der Gebote
Hadith 28: Anas (r) überliefert: Als der Prophet (s) (kurz vor seinem
Tode) schwer erkrankte und an seiner Krankheit litt, sagte Fatima (r):
"Ah! Wie schwer ist das Leiden meines Vaters!" Daraufhin sagte er:
"Bald38 gibt es kein Leiden mehr für deinen Vater."
Als er verschied, sagte sie: "Ah! Mein Vater! Er hat auf das Rufen seines
Herrn geantwortet. Ah, mein Vater! Der Himmel des Paradieses ist ihm
zum Zufluchtsort geworden. Ah, mein Vater! Wir geben Gabriel dein
Ableben bekannt."
Als er (s) begraben wurde, klagte Fatima (r): "Wie könnt ihr nur den
Gesandten Allahs (s) mit Erde bestreuen?"
(Al-Bukhari)
Hadith 29: Usama ibn Zaid (r), der Diener des Gesandten Allahs (s), den
dieser sehr mochte, wie er auch dessen Vater gemocht hatte, berichtet,
dass eine Tochter des Gesandten (s) nach ihm (s) aussandte, als ihr Sohn
im Sterben lag. Er (s) sandte ihr seinen Gruß mit der Botschaft: "Allah
gehört, was Er schenkt, und Ihm gehört, was Er (wieder) nimmt. Alles hat
seine angemessene Frist, die Er allein bestimmt." Sie (die Tochter) solle
sich gedulden, und (auf die Belohnung Allahs dafür) vertrauen. Doch sie
schickte nochmals in Allahs Namen nach ihm, dass er zu ihr komme. Er
machte sich also zu ihrem Haus auf, in Begleitung von Sa'd ibn Ubada,
Mu'adh ibn Dschabal, Ubai ibn Kais, Zaid ibn Thabit und anderen
Gefährten (r). Man reichte ihm den Jungen, und er nahm ihn auf seinen
Schoß.* Als er den Todeskampf des Kindes sah, begannen seine Augen
Tränen zu vergießen, worauf Sa'd (r) ihn (verwundert) fragte: "Oh
Gesandter Allahs, was soll das sein?" Der Prophet (s) erwiderte: "Das ist
die Barmherzigkeit, die Allah, der Erhabene, in die Herzen Seiner Diener
gelegt hat."
Nach einer anderen Version sagte er (s): "Das ist die Barmherzigkeit, die
Allah, der Erhabene, in die Herzen bestimmter Diener von Ihm gelegt hat;
denn Allah wird sich derjenigen Seiner Diener erbarmen, die barmherzig
sind."
(Al-Bukhari und Muslim)
38 Wörtlich: Nach dem heutigen Tag.
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1. Buch der Gebote
Hadith 30: Suhaib (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) erzählte:
Man erzählt, dass es einst einen König gab, der einen Zauberer (in seinem
Dienst) hatte. Als der Zauberer alt wurde, sagte er zu dem König: "Da ich
jetzt alt werde, bestimme bitte einen jungen Mann, den ich die Zauberei
lehren kann." Der König schickte also einen jungen Mann zu ihm, der in
der Kunst der Zauberei unterrichtet werden sollte. Auf dem Weg des
jungen Mannes zum Zauberer lebte ein Mönch, bei dem der Junge zu
sitzen pflegte und dessen Reden er gern lauschte. Der Junge war so erfreut
durch das Gespräch mit dem Mönch, dass er sich immer zu dem Mönch
auf den Weg setzte, wenn er zum Zauberer ging. Dies ließ den Jungen zu
spät kommen, worauf der Zauberer ihn schlug. Als der Junge sich beim
Mönch darüber beklagte, sagte der Mönch zu ihm: "Wenn du Angst vor
dem Zauberer hast, sag ihm: 'Meine Leute hielten mich auf, und wenn du
dich vor deiner Familie fürchtest, sag ihnen: 'Ich habe mich wegen des
Zauberers verspätet.'" Diese Strategie setzte sich eine Zeitlang fort. Einst
sah der junge Mann, dass ein gewaltiges Tier den Menschen den Weg
blockierte. Der junge Mann sagte bei sich: 'Jetzt werde ich merken, ob der
Zauberer besser ist oder der Mönch.' Er hob nun einen Stein auf und sagte:
"Allah! Wenn das Verhalten des Mönches dir wohlgefälliger ist als die
Tätigkeit des Zauberers, dann töte dieses Tier, so dass die Leute durch
gehen können." Und dann warf er mit dem Stein nach dem Tier und tötete
es, womit er den Leuten den Durchgang ermöglichte. Der junge Mann
erzählte dieses dem Mönch, der zu ihm sagte: "Mein Sohn, heute bist du
mir zuvorgekommen, und ich glaube, dass du jetzt ein Stadium erreicht
hast, in dem du geprüft werden könntest. Sollte das geschehen, verrate
mich nicht." Der junge Mann begann, Menschen zu heilen, die von Geburt
an an Blindheit litten, unter Lepra und anderen Krankheiten. Diese
Nachricht gelangte zu einem königlichen Höfling, der erblindet war. Er
ging zu dem jungen Mann mit vielen Geschenken und sagte: "All dieses
wird dein sein, wenn du mich heilst." Der junge Mann sagte zu ihm: "Ich
heile niemanden. Es ist Allah allein, der Heilung gewährt. Wenn du deinen
Glauben an Allah bekundest, will ich für dich beten, und Er wird dir
Gesundheit gewähren." Da sprach er seinen Glauben an Allah aus, Der ihm
das Sehen wiedergab. Danach ging er zum königlichen Hof und saß dort
wie gewöhnlich. Der König fragte ihn: "Wer hat dir dein Sehen wiedergegeben?"
Der Mann antwortete: "Mein Herr!" Der König fragte weiter:
"Hast du einen Herrn außer mir?" Er antwortete: "Mein Herr und dein
Herr ist Allah." Der König befahl, den Höfling gefangen zu nehmen und
foltern zu lassen, bis er den Namen des jungen Mannes bekannt gab, und
21
1. Buch der Gebote
der wurde vor den Herrscher gebracht, der zu ihm sagte: "Mein Sohn, bist
du in der Zauberei so weit gekommen, dass du Leute vom Leiden der
Blindheit, Lepra und anderen Gebrechen heilen kannst?" Der junge Mann
sagte: "Ich heile überhaupt niemanden. Es ist Allah, der heilt." Da wurde
auch er inhaftiert und gefoltert, bis er den König Namen und Wohnort des
Mönchs wissen ließ. Dieser wurde ebenfalls herbei zitiert und aufgefordert,
seinen Glauben zu widerrufen, was er aber verweigerte. Der König ließ
daraufhin eine Säge holen, die mitten auf den Kopf des Mönches gesetzt
wurde, und er wurde in zwei Teile entzwei geschnitten. Danach wurde
nach dem Höfling des Königs geschickt, und er wurde aufgefordert, seinen
Glauben zu leugnen. Er weigerte sich ebenfalls und wurde genauso
gespalten. Dann wurde der junge Mann gebracht und aufgefordert, seinem
Glauben zu entsagen, doch auch der weigerte sich, dies zu tun. Der König
überantwortete den jungen Mann seinen Leuten und sagte ihnen: "Bringt
ihn zu dem und dem Berg, und wenn ihr den Gipfel erreicht habt, und er
sich immer noch weigert, seinem Glauben abzuschwören, werft ihn vom
Berggipfel hinunter." Sie brachten ihn also zum Berggipfel. Dort flehte er:
"Oh Allah! Befreie mich von diesen auf welche Art Du willst." Sogleich
erschütterte ein Erdbeben den Berg, und die Männer des Königs fielen
hinab. Der junge Mann kam zurück zum König, der fragte: "Was ist mit
deinen Begleitern passiert?" Er antwortete: "Allah, der Erhabene, hat mich
vor ihnen gerettet." Da wurde er anderen Männern übergeben, denen
aufgetragen wurde, ihn in einem kleinen Boot aufs Meer hinaus zu bringen
und ihn, im Falle des Widerstandes, seinen Glauben aufzugeben, in die See
zu werfen. Also nahmen sie ihn mit sich fort, und dann betete er: "Oh
Allah! Befreie mich von diesen auf welche Art Du willst!" Da erlitt das
Boot Schiffbruch und die Männer ertranken. Und wieder kehrte der junge
Mann zurück zum König, der ihn fragte: "Was ist mit deinen Begleitern
passiert?" Er antwortete: "Allah, der Erhabene, hat mich vor ihnen
gerettet", und er fügte hinzu: "Du wirst nicht fähig sein, mich zu töten,
wenn du nicht tust, was ich dir sage." Der König fragte nach: "Was ist
das?" Der junge Mann antwortete: "Versammle die Leute auf offenem
Gelände und lass mich von einem Palmstamm hängen. Dann nimm einen
Pfeil aus meinem Köcher und sprich, indem du ihn in die Mitte eines
Bogen spannst: 'Im Namen Allahs, des Herrn diesen jungen Mannes', und
schieße den Pfeil auf mich. Wenn du das tust, wirst du mich töten
können." Der König ging dementsprechend vor. Die Leute wurden
veranlasst, sich auf freiem Feld zu versammeln, der Mann wurde von dem
Stamm einer Palme hinunter gehängt, der König nahm einen Pfeil aus
22
Buch der Gebote
seinem Köcher, und indem er ihn in die Mitte des Bogens" spannte sagte er:
"Im Namen Allahs, des Herrn dieses jungen Mannes" und schoss ihn ab.
Der Pfeil traf den jungen Mann an der Schläfe, der hob seine Hand zur
Schläfe und starb.
Als die Leute dies sahen, sprachen sie: "Wir erklären unseren Glauben an
den Herrn dieses jungen Mannes." Der König bekam zu hören: "Schau!
Was du befürchtet hast, ist geschehen: Die Leute haben ihren Glauben an
den Herrn dieses jungen Mannes bekundet." Der König befahl, an beiden
Seiten der Wege Gräben auszuheben. Als sie fertig waren, wurde in ihnen
Feuer entzündet. Dann wurde verkündet, dass jeder, der sich weigere,
seinem Glauben zu entsagen, in die brennenden Gräben geworfen werde
oder aufgefordert werde, hineinzuspringen. Die Dinge nahmen so ihren
Lauf, bis eine Frau hervorkam, begleitet von einem Jungen, doch sie
weigerte sich, in das Feuer geworfen zu werden, woraufhin der Junge sie
ermutigte und sagte: "Oh meine Mutter! Sei standhaft; du bist auf dem
richtigen Pfad." (Muslim)
Hadith 31: Anas (r) berichtet, dass es dem Propheten (s) einst passierte,
dass er an einer Frau vorüberging, die über einem Grab weinte. Er sagte zu
ihr: "Fürchte Allah und sei geduldig!" Die Frau - nicht wissend wer er war
- erwiderte: "Lass mich allein, denn du bist nicht betroffen wie ich." Als
man ihr danach erzählte, dass er der Gesandte Allahs (s) war, ging sie zu
dem Haus des Propheten, und sah, dass er keinen Türhüter hat. Sie ging
hinein und sagte zu ihm: "Ich habe dich nicht erkannt." Er (s) sagte: "Die
wahre Geduld ist bei dem ersten Schlag (geduldig zu sein)." (Al-Bukhari
und Muslim) In der Version von Muslim heißt es, dass sie über ihren
Jungen weinte.
Hadith 32: Abu Huraira (r) berichtet, dass Allahs Gesandter (s) gesagt
hat: Allah, der Erhabene, spricht: "Es gibt keine andere Belohnung von
Mir für Meinen gläubigen Diener, wenn ich seinen besten Freund von den
Bewohnern dieser Welt zu Mir genommen habe und er dies mit Geduld
trägt, als das Paradies." (Al-Bukhari)
23
1. Buch der Gebote
Hadith 33: Aischa (r) berichtet, dass sie den Gesandten Allahs (s) nach
der Pest befragte. Er (s) erzählte ihr, die Pest sei eine Qual, welche Allah,
der Erhabene, als Strafe schickt, wem Er will. Aus dieser Qual wird
Barmherzigkeit für die Gläubigen; denn jeder Diener Allahs, der durch die
Pest gequält wird und an seinem Wohnsitz geduldig ausharrt, wohl
wissend, dass ihm nur das geschehen wird, was Allah für ihn bestimmt hat,
wird den gleichen Lohn erhalten wie ein Märtyrer." (Al-Bukhari)
Hadith 34: Anas (r) überliefert, er habe den Gesandten Allahs sagen
hören, dass Allah, der Erhabene, gesagt hat: "Wenn Ich einen Meiner
Diener plage, indem er seine (beiden) Teuersten39 verliert, so gewähre Ich
ihm das Paradies als Ersatz." (Al-Bukhari)
Hadith 35: Es berichtet Ata ibn Abi Rabah (r), dass Ibn Abbas (r) zu ihm
sagte: "Möchtest du, dass ich dir eine Bewohnerin des Paradieses zeige?"
Ich sagte: "Gewiss!" Er sagte zu mir: "Diese schwarze Frau! Sie kam zum
Propheten (s) und sagte zu ihm: 'Ich bin Epileptikerin und wenn ich einen
Anfall habe, wird mein Körper bloßgelegt. Bitte bete zu Allah für mich.' Er
(s) sagte: 'Wenn du es vorziehst, geduldig zu sein, wann immer du von
deinem Leiden gequält wirst, wirst du ins Paradies gelangen. Wenn du
jedoch wünscht, dass ich für dich bete, wird Allah dich heilen.` Sie sagte:
'Ich werde es mit Geduld ertragen, doch bete bitte, dass mein Körper sich
nicht enthüllt, wenn ich einen Anfall habe.` So betete er wie von ihr
gewünscht." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 36: Abu Abdur-Rahman Abdullah ibn Mas'ud (r) berichtet, dass er
sich erinnere, als wenn er den Propheten (s) sehe, als er (s) die folgende
Begebenheit aus dem Leben eines der Propheten erzählte: "Er wurde von
seinem Volk geschlagen und so schwer verletzt, dass er heftig blutete, und
er musste das Blut aus seinem Gesicht wischen, wobei er bat: 'Oh Allah,
vergib meinem Volk, denn sie wissen nicht, was sie tun.'"
(Al-Bukhari und Muslim)
39 Mit den "Teuersten" sind die Augen gemeint.
24
1. Buch der Gebote
Hadith 37: Abu Said al-Khudri und Abu Huraira (r) überliefern, dass der
Prophet (s) sagte: "Für eine jede Sorge, Krankheit, Leid, Bekümmernis,
Verletzung oder Gram, die einen Muslim plagt, sogar für den Stich eines
Dorns, nimmt Allah etwas von seinen Sünden fort." (Al-Bukhari und
Muslim)
Hadith 38: Ibn Mas'ud (r) erzählte: Ich besuchte den Propheten (s) als er
Fieber hatte. Ich sagte zu ihm: "Oh Gesandter Allahs! Du hast sehr hohes
Fieber." Er sagte: "Ja wirklich, es ist so stark, wie wenn zwei Männer von
euch Fieber hätten." Ich fragte: "Heißt das, dass du die doppelte
Belohnung erhältst?" Er sagte: "So ist es. Wenn ein Muslim auch nur
durch einen Dorn verletzt wird, vergibt ihm Allah dafür eine seiner
Sünden, und sie fallen von ihm ab, wie Laub von einem Baum." (Al-
Bukhari und Muslim)
Hadith 39: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Prophet (s) sagte: "Wenn
Allah einen Menschen begünstigen will, macht Er dies, indem Er ihm eine
Härte auferlegt." (Al-Bukhari)
Hadith 40: Anas (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Niemand soll sich nach dem Tode sehnen weil ihn ein Unglück getroffen
hat. Wenn jemand von euch so sehr des Lebens überdrüssig ist, sollte er
sagen: "Oh Allah, erhalte mich am Leben, solange das Leben besser für
mich ist, und nimm mich (zu Dir), wenn der Tod besser für mich ist."40 (Al-
Bukhari und Muslim)
Hadith 41: Abu Abdullah Khabbab ibn al-Aratt (r) sagte: Wir beklagten
uns bei dem Gesandten Allahs (s), während er seinen Kopf im Schatten der
Ka'ba auf sein Gewand gelegt hatte, indem wir sagten: "Betest du nicht um
Hilfe für uns? Willst Du nicht die Hilfe Allahs für uns erbitten?" Daraufhin
40 Auf Arabisch lautet dieses Bittgebet:
Allahumma ahyini ma kanatil-hayatu khairan li wa tawajfani idha kanatil-wafatu khairan li.
25
1. Buch der Gebote
sagte er: "Einst verfolgte man die Gläubigen, indem man sie in ein Loch
eingrub und ihren Kopf in zwei Teile sägte, oder ihr Fleisch mit Eisenkämmen
von den Knochen schabte, doch nichts von alledem konnte sie
von ihrem Glauben abbringen. Bei Allah! Allah wird gewiss diese
Botschaft vollenden, bis der Reiter, der von San'a' bis Hadramaut gelangt,
nichts außer Allah fürchtet, und dem Wolf für seine Schafe. Doch ihr
drängelt zu sehr." (Al-Bukhari)
In einer anderen Version heißt es, dass der Gesandte mit dem Kopf auf
seinem Gewand lag, und wir von den Ungläubigen hart bedrängt wurden.
Hadith 42: Es erzählte Ibn Mas'ud (r): Am Tag von Hunain41 begünstigte
der Gesandte Allahs (s) einige Leute beim Verteilen der Kriegsbeute: So
gab er al-Aqra' ibn Häbis und Uyaina ibn Hisn je hundert Kamele und
bevorzugte auch einige arabische Honoratioren. Ein Mann sagte: "Bei
Allah, das ist weder eine gerechte Verteilung, noch ist sie um Allahs
willen." Ich sagte: "Bei Allah, ich werde den Gesandten Allahs (s) hiervon
unterrichten." Als ich ihm dies erzählte, wurde sein Gesicht rot und er
sagte: "Wer wird noch Gerechtigkeit ausüben, wenn Allah und Sein
Gesandter es nicht tun?" Dann fügte er hinzu: "Möge Allah Erbarmen mit
Moses haben! Man hat ihm mehr Unrecht getan als dies (hier), jedoch blieb
er geduldig." Als ich dies hörte, sagte ich zu mir selbst: 'Gewiss werde ich
nie wieder etwas Derartiges zu ihm weiterleiten!' (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 43: Anas (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Wenn Allah einen Seiner Diener begünstigen will, so lässt Er ihn im
Diesseits leiden. Wenn Er ihn nicht begünstigen will, so bestraft Er ihn
überhaupt nicht, bis zum Tag des Gerichts." Er (s) sagte auch: "Die Höhe
der Belohnung entspricht dem Umfang des Leidens, und wenn Allah, der
Erhabene, ein Volk liebt, so prüft Er es. Ist der Mensch damit zufrieden,
so genießt er Allahs Wohlgefallen. Grollt er deswegen, so verdient er
Seinen Groll." (At-Tirmidhi) Dies ist ein guter Hadith (hasan).
41 Die Schlacht von Hunain fand im Jahre 630 n.Chr. statt, also im Jahre 8 nach der Hidschra,
und endete mit einem Sieg der Muslime über die Götzendiener.
26
1. Buch der Gebote
Hadith 44: Anas (r) berichtet, dass Abu Talha (r) einen kranken Sohn
hatte. Während Abu Talha einmal nicht zu Hause war, starb dieser Junge.
Als Abu Talha zurückkam, fragte er seine Frau: "Wie geht es meinem
Sohn?" Die Mutter des Jungen, Umm Sulaim, sagte: "Er war noch nie so
ruhig." Dann gab sie ihm zu essen. Nachdem er gegessen hatte, schlief er
mit ihr. Danach sagte sie: "Nun begrabt den Jungen!" Am Morgen ging
Abu Talha zu Allahs Gesandtem (s) und berichtete ihm davon. Er (s)
fragte ihn: "Habt ihr letzte Nacht zusammen geschlafen?" Abu Talha
antwortete: "Ja!" Da bat der Prophet: "Oh Allah, segne die beiden!", und
seine Frau bekam einen Sohn. Da sagte Abu Talha zu mir: "Bring ihn zum
Propheten, Anas.", und er gab mir auch ein paar Datteln mit. Der Prophet
(s) fragte mich: "Habt ihr etwas mitgebracht?", und ich erwiderte: "Ja, ein
paar Datteln." Da nahm er eine, zerkaute sie und rieb damit den Gaumen
des Säuglings ein, und nannte ihn Abdullah." (Al-Bukhari und Muslim)
Nach der Version von Al-Bukhari sagte Ibn Uyaina: Einer der Ansar
berichtete: "Ich habe neun Söhne (von Abdullah) gesehen, die alle den
Qur'an auswendig gelernt hatten."
27
1. Buch der Gebote
In der Version von Muslim lautet dieser Hadith wie folgt: Als der Sohn
von Abu Talha starb, sagte Umm Sulaim zu ihrer Familie: "Erzählt Abu
Talha nichts von seinem Sohn, bevor ich mit ihm darüber geredet habe."
Als er nach Hause kam, gab sie ihm zu essen, und er aß und trank. Dann
zog sie sich so schön wie nie zuvor an, und er schlief mit ihr. Als sie sah,
dass er satt und zufrieden war, sagte sie zu ihm: "Oh Abu Talha! Was
denkst du: Wenn jemand einer Familie etwas ausleiht und es später
zurückfordert, hat sie das Recht dies zu verweigern?" Er antwortete:
"Nein!" Daraufhin sagte sie: "Dann hoffe auf Belohnung in Bezug auf
deinen Sohn!" Abu Talha war erbost und sagte: "Du hast mir nichts davon
erzählt, bis ich mich verunreinigt hatte, und nun erzählst du mir von
meinem Sohn." Dann ging er zu Allahs Gesandtem (s) und erzählte ihm,
was geschehen war. Er (s) sagte: "Möge Allah eure Nacht segnen!", und
sie wurde schwanger. Der Prophet (s) ging einst auf eine Reise, und sie
begleiteten ihn. Der Prophet (s) hatte die Gewohnheit, Medina nicht des
Nachts zu betreten (um seine Familie nicht zu stören). In der Nähe von
Medina setzten allerdings ihre Wehen ein. So musste Abu Talha bei ihr
bleiben, und der Prophet (s) zog weiter. Abu Talha betete: "Oh Allah! Du
weißt, wie sehr ich es begehre, den Gesandten (s) zu begleiten, wenn er
kommt oder geht. Und Du siehst, was mich nun festhält!" Doch Umm
Sulaim sagte: "Oh Abu Talha, ich habe keine Schmerzen mehr. Lass uns
weitergehen!" So gingen sie weiter und siehe, als sie in Medina ankamen,
gebar sie einen Jungen.
Anas (r) erzählte weiter: Meine Mutter sagte zu mir: "Oh Anas, lass
niemanden ihn stillen, bis du ihn morgen zum Propheten (s) gebracht hast!"
Am nächsten Morgen brachte ich den Säugling zum Gesandten Allahs (s).
Das Ende dieses Hadithes ist oben beschrieben.
Hadith 45: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Nicht derjenige ist stark, der den Gegner zu Boden schlägt,
sondern derjenige, der sich nicht gehen lässt, wenn er gereizt wird." (Al-
Bukhari und Muslim)
Hadith 46: Sulaiman ibn Surad (r) erzählte. Ich saß beim Propheten (s),
als sich zwei Männer so beschimpften, dass das Gesicht des einen rot
wurde und seine Halsadern anschwollen. Da sagte Allahs Gesandter (s):
"Ich weiß einen Satz, der seinen Zorn bändigen kann, wenn er ihn sagen
28
1. Buch der Gebote
würde: A'udhu billahi min asch-schaitan-ir-radschim!42" Die Anwesender,
sagten: "Der Prophet (s) hat sagt, du solltest a'üdhu bi-llahi
min asch-schaitanir-radschim sagen!" (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 47: Mu'adh ibn Anas (r) überliefert, dass der Prophet (s) sagte:
"Wer seinen Zorn bändigen kann, obwohl er in der Lage ist, sich zu
rächen, den wird Allah, der Gepriesene, der Erhabene, am Tage des
Gerichts, vor den Augen der Menge zu sich rufen und ihn unter den
Huris43 wählen lassen, welche er möchte."
(Abu Dawud und At-Tirmidhi)
Nach At-Tirmidhi ist dies ein guter Hadith (hasan).
Hadith 48: Abu Huraira (r) überliefert, dass ein Mann dem Propheten (s)
sagte: "Gib mir einen Rat!" Er sagte: "Zürne nicht!" Und er wiederholte
dies mehrmals, und er (s) sagte: "Zürne nicht!" (Al-Bukhari)
Hadith 49: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Der Gläubige, ob Mann oder Frau, wird immer wieder geprüft werden,
am eigenem Leib, an seinen Nachkommen und an seinem Gut, bis er ohne
Sünde Allah, dem Erhabenen, gegenübersteht."
(At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter und gesunder Hadith (hasan sahih).
Hadith 50: Ibn Abbas (r) erzählte: Einst kam Uyaina ibn Hisn als Gast
seines Neffen al-Hurr ibn Qais, der zu dem (dem Kalifen) Umar
nahestehenden und beliebten Kreis gehörte, (nach Medina). Jener Kreis um
Umar (r) wurde von Quranlesern und Rezitatoren gebildet, die,
unabhängig von ihrem Alter, seine Berater waren. Da sagte Uyaina zu
seinem Neffen: "Oh mein Neffe! Du erfreust dich des Vertrauens des Amir
al-Mu'minin 44 (Umar); würdest du die Genehmigung für mich erlangen,
dass ich ihn sehe?" Al-Hurr erbat dies, und Umar gewährte es. Als Uyaina
42 Auf Deutsch bedeutet dies: "Ich suche Zuflucht bei Allah vor dem Satan, dem Verdammten!"
43 Huri ist die Bezeichnung für Jungfrauen des Paradieses.
44 Amir al-Mu'minln bedeutet so viel wie "Führer der Gläubigen", und ist ein Titel des Kalifen.
29
1. Buch der Gebote
vor Umar stand, sagte er zu ihm: "Wisse, Sohn des Khattab! Bei Allah,
was du uns gewährst ist weder reichlich, noch behandelst du uns gerecht!"
Umar wurde so zornig, dass er ihn beinahe bestraft hätte. Da sagte al-Hurr
zu ihm: "Oh Arnir al-Mu'minin! Allah, der Erhabene, sagte zu Seinem
Propheten (s): 'Übe Nachsicht und gebiete Gutes, und wende dich ab von
den Törichten'(Sure 7:199), und dieser ist einer der Törichten." Bei Allah,
Umar gewann seine Fassung wieder, als er diesen Qur'anvers hörte, denn
der Qur'an war für ihn Grundlage allen Tun und Handelns. (Al-Bukhari)
Hadith 51: Ibn Mas'ud (r) überliefert, dass Allahs Gesandter sagte: "Nach
mir werden Selbstsucht und Verwerfliches kommen, was ihr nicht kennt
und was ihr verurteilen würdet." Sie (seine Gefährten) sagten: "Oh
Gesandter Allahs, was gebietest du uns zu tun?" Er sagte: "Ihr solltet eure
Pflichten erfüllen, und Allah anrufen." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 52: Abu Yahya Usaid ibn Hudair (r) überliefert, dass einer der
Ansar zum Gesandten Allahs (s) sagte: "Oh Gesandter Allahs, möchtest du
mich nicht mit einer Tätigkeit betrauen, wie du es mit dem Soundso getan
hast?" Er (s) antwortete: "Nach mir wird euch Selbstsucht treffen, doch
seid geduldig, bis ihr mich am Fluss Al-Haud (im Paradies) trefft." (Al-
Bukhari und Muslim)
Hadith 53: Abu Ibrahim Abdullah ibn Abi Aufä (r) überliefert: Während
des Krieges mit einem Feind wartete Allahs Gesandter (s) bis zum
Sonnenuntergang, dann sagte er zu den Muslimen: "Oh ihr Menschen!
Wünscht nicht, dem Feind im Kampf zu begegnen, und bittet Allah um
Wohlbefinden. Aber wenn ihr den Feind trefft, dann seid standhaft und
wisst, dass das Paradies im Schatten des Schwertes liegt." Dann fügte er
(s) hinzu: "Oh Allah! Offenbarer des Buches! Beweger der Wolken!
Überwinder aller Parteien! Besiege sie (die Feinde), und hilf uns, sie zu
besiegen!" (Al-Bukhari und Muslim)
30
1. Buch der Gebote
Kapitel 4
Aufrichtigkeit
Qur'an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Oh, ihr Gläubigen! Fürchtet Allah und seid mit den Wahrhaftigen!"
(9:119)
"...Und die wahrhaften Männer und die wahrhaften Frauen... Allah hat
ihnen Vergebung und einen gewaltigen Lohn verheißen." (33:35)
"...Dann wäre es am besten für sie, wenn sie sich für Allah aufrichtig
einsetzten." (47:21)
Hadith 54: Abdullah ibn Mas'ud (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs
(s) sagte: "Aufrichtigkeit führt auf den Weg der Tugend, und die Tugend
führt zum Paradies; Ein Mensch, der nur die Wahrheit spricht, wird von
Allah siddiq45 genannt. Und das Lügen führt zum Übel, und Übel führt ins
Höllenfeuer; und ein Mensch, der immer wieder lügt, wird von Allah
Lügner genannt." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 55: Abu Muhammad al-Hasan ibn Ali ibn Abi Talib (r) berichtet:
Ich habe von dem Gesandten Allahs (s) auswendig gelernt: "Lass das, was
in dir Zweifel weckt, für das, was dir keine Zweifel verursacht."
(At-Tirmidhi)
Dies ist ein gesunder Hadith (sahih).
Hadith 56: Abu Sufyan Sakhr ibn Harb (r) erzählte in seinem langen
Bericht über das, was sich bei (dem oströmischen Kaiser) Heraklios
ereignet hatte, dass Heraklios fragte: "Was lehrt er (der Prophet (s))
euch?", und Abu Sufyan fuhr fort: "Ich antwortete: "Betet zu Allah allein
und gesellt ihm nichts bei und wendet euch von dem ab, was eure
Vorfahren sagten', und er hält uns dazu an, das Gebet zu verrichten,
aufrichtig zu sein, züchtig zu bleiben und die Verwandtschaftsbande zu
achten." (Al-Bukhari und Muslim)
45siddiq heiß auf Deutsch "rechtschaffen".
31
1. Buch der Gebote
Hadith 57: Sahl ibn Hunaif (r) berichtet, dass der Prophet (s) sagte:
"Derjenige, der Allah aufrichtig um Märtyrertum bittet, wird von ihm in
den Stand eines Märtyrers erhoben, auch wenn er in seinem Bett stirbt."
(Muslim)
Hadith 58: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s)
folgendes Gleichnis erzählte: Einer der früheren Propheten verkündete
seinem Volk, als er zum Dschihad auszog, dass derjenige, der beabsichtigt,
seine Frau, die er geheiratet, aber noch nicht zu seinem Haus
gebracht, nach Hause zu bringen, oder derjenige, der die Mauern eines
Hauses gebaut hat, doch noch kein Dach darauf gesetzt hat, oder
derjenige, der trächtige Ziegen oder Kamele erworben hat, und auf die
Geburt ihrer Nachkommenschaft wartet, ihn nicht begleiten darf. Dann
brach er zu der Stadt auf, die sein Ziel war. Er kam dort ungefähr zur Zeit
des Nachmittagsgebets an, und sagte zur Sonne: "Du gehorchst. dem
Befehl Allahs, und auch ich gehorche Seinem Befehl." Dann betete er: "Oh
Allah! Halte die Sonne zurück für uns."; und sie wurde zurückgehalten, bis
Allah ihm den Sieg gab. Sodann wurde die Beute gesammelt, um als Opfer
verbrannt zu werden, aber das Feuer vertilgte sie nicht. Da verkündete er:
"Einer von euch hat einen Teil der Beute unterschlagen, lasst daher von
jedem Stamm einen mir huldigen." Bei der Huldigung blieb die Hand eines
dieser Männer an der des Propheten haften, und er (s) sagte: "Einer aus
deinem Stamm hat die Veruntreuung begangen. Lass darum nun jeden
Mann deines Stammes mir huldigen." Während dieser Huldigungen blieben
die Hände von zwei oder drei Personen an der Hand des Propheten haften,
und er sagte, dass sie Veruntreuungen begangen hätten. Sie gingen also
und brachten einen Kuhkopf aus Gold, der zur Beute gestellt wurde, und
das Feuer fraß nun alles. Kriegsbeute war niemandem vor uns gestattet.
Allah erlaubte sie uns nur aufgrund unserer Schwäche und Mittellosigkeit.
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 59: Abu Khalid Hakim ibn Hizam (r) berichtet, dass Allahs
Gesandter (s) sagte: "Eine Verkaufsvereinbarung kann widerrufen werden,
solange Käufer und Verkäufer sich noch nicht voneinander getrennt haben.
Wenn sie sich die Wahrheit sagen und alles offen legen, wird ihr Handel
gesegnet sein; wenn sie jedoch verschweigen und lügen, wird der Segen
ihres Handels nichtig." (Al-Bukhari und Muslim)
32
1. Buch der Gebote
Kapitel 5
Beaufsichtigung
Qur'an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und setze dein Vertrauen in den Allmächtigen, den Allbarmherzigen, Der
dich sieht, wie du (allein beim Gebet) stehst, und wie du dich bewegst
unter denen, die sich niederwerfen." (26:217-219)
"Und Er ist bei euch, wo ihr auch seid. Und Allah sieht, was ihr tut."
(57:4)
"Vor Allah ist wahrlich nichts verborgen, weder auf Erden, noch im
Himmel," (3:5)
"Dein Herr ist wahrlich ständig auf der Wacht." (89:14)
"Er kennt die Täuschung der Blicke und das, was die Herzen verborgen
halten." (40:19)
Hadith 60: Umar ibn al-Khattab (r) berichtet: Einst, als wir bei dem
Gesandten Allahs (s) saßen, erschien plötzlich ein Mann, dessen Kleidung
strahlend weiß und dessen Haar tief schwarz war, und der kein Anzeichen
einer Reise an sich hatte, und den niemand von uns kannte. Er setzte sich
neben den Propheten (s), wobei seine Knie die des Propheten (s)
berührten. Die Hände auf seine Oberschenkel legend sagte er. "Oh
Muhammad! Kläre mich auf, was wirklich Islam ist." Der Prophet (s)
sagte: "Islam' ist, dass du bezeugen sollst, dass es keinen Gott außer Allah
allein gibt und dass Muhammad (s) sein Gesandter ist, und dass du das
Gebet verrichtest, die Zakat zahlst, das Fasten während des Monats
Ramadan beachtest und die Pilgerfahrt zum Hause Allahs durchfuhrst,
wenn du dazu in der Lage bist." Der Mann sagte: "Das ist richtig!" Und
wir waren erstaunt, dass er ihn fragte und sogleich die Richtigkeit der
Antwort bestätigte. Dann sagte er: "Erzähle mir vom Glauben!" Der
Prophet (s) sagte: "Du sollst glauben an Allah, an Seine Engel, an Seine
Bücher, an Seine Propheten, an den Jüngsten Tag, und du sollst glauben,
33
1. Buch der Gebote
dass Er das Schicksal bestimmt, sei es gut oder schlecht." Der Mann sagte:
"Das ist richtig! Jetzt erzähle mir vom rechten Tun." Der Prophet (s)
sagte: "Du sollst Allah anbeten, als ob du ihn siehst, und wenn du ihn auch
nicht siehst, so bedenke, dass Er dich beobachtet." Der Mann sagte: "Nun
erzähle mir vom Jüngsten Tag." Der Prophet (s) sagte: "Davon weiß der
Gefragte nicht mehr als der Fragende." Der Mann sagte dann: "Nun, so
lass mich einigender Zeichen des Jüngsten Tages wissen." Der Prophet (s)
sagte: "Dass die Dienerin ihren Herrn gebärt und dass barfußige, nackte,
mittellose Schafhirten Bauten in die Höhe ziehen." Dann verabschiedete
sich der Mann, und ich blieb noch geraume Zeit dort. Schließlich sagte der
Prophet (s) zu mir: "Oh Umar, weißt du, wer dieser Fragesteller war?" Ich
antwortete: "Allah und Sein Gesandter (s) wissen es am besten!" Da sagte
er: "Es war Gabriel, der kam, um euch zu unterweisen und euch eure
Religion zu lehren." (Muslim)
Hadith 61: Abu Dharr Dschundub ibn Dschunada und Mu'adh ibn
Dschabal (r) überliefern, dass Allahs Gesandter (s) sagte: "Fürchte Allah,
wo immer du bist, und lass der bösen Tat eine gute folgen, so wird sie sie
auslöschen, und verhalte dich den Menschen gegenüber auf die beste
Weise!"
(At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter Hadith (hasan).
Hadith 62: Ibn Abbas (r) berichtet, dass er auf dem Reittier hinter dem
Propheten saß, als er (s) zu ihm sagte: "Mein Junge! Ich lehre dich einige
Worte: Bewahre Allah, so wird Er dich bewahren. Bewahre Allah, dann
wirst du Ihn bei dir finden. Wenn du irgendjemanden bittest, dann bitte
Allah. Wenn du Hilfe suchst, dann suche Hilfe bei Allah. Und wisse, dass,
wenn die gesamte Gemeinde beschließt, dir in einer Sache zu nutzen, sie
dir nur in etwas nutzt, das Allah schon für dich niedergeschrieben hat, und
dass sie, wenn sie beschließt, dir in einer Sache zu schaden, dir nur in
etwas schadet, das Allah schon für dich niedergeschrieben hat. Die
Schreibfedern sind abgesetzt und die Tinte ist getrocknet." (At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter und gesunder Hadith (hasan sahih).
34
1. Buch der Gebote
In einer anderen Version, außer der bei At-Tirmidhi, heißt es: "Bewahre
Allah, dann findest du ihn bei dir. Lerne Allah kennen, solange du sorglos
bist, dann kennt Er dich in der Not. Wisse, dass das, was dich verfehlte,
dich nicht treffen sollte Und was dich trifft, sollte dich nicht verfehlen.
Und wisse, dass der Sieg auf Seiten der Geduld ist, dass Trost mit Sorge
und Not mit Erleichterung einher geht."
Hadith 63: Anas ibn Malik (r) sagte: "Ihr tut Dinge, die ihr als winzige
Sünden betrachtet, die wir hingegen zur Zeit des Propheten (s) als schwer
wiegende Sünden betrachteten." (Al-Bukhari)
Hadith 64: Abu Huraira (r) überliefert, dass Allahs Gesandter (s) sagte:
"Allah, der Erhabene, ist selbstachtungsvoll, und Seine Selbstachtung zeigt
sich, sobald der Mensch beginnt, Dinge zu tun, die Er verboten hat." (Al-
Bukhari und Muslim)
Hadith 65: Abu Huraira (r) überliefert, dass er den Gesandten Allahs (s)
folgendes Gleichnis erzählen hörte: Es waren drei vom Volke Israel, die
Allah prüfen wollte. Der erste war ein Lepräkranker, der zweite ein
Kahlköpfiger und der dritte war blind Er sandte ihnen einen Engel in
Menschengestalt zu. Dieser ging zu dem Leprakranken und fragte: "Was
möchtest du am liebsten?" Er antwortete: "Eine schöne Farbe und hübsche
Haut und .Heilung von dieser Krankheit, die die Menschen mich meiden
ließ." Der Engel strich mit seiner Hand über seinen Körper, und seine
Krankheit verschwand und sein Körper bekam eine schöne Farbe. Dann
fragte ihn der Engel weiter: "Welchen Besitz hättest du am liebsten?" Der
Mann sagte: "Kamele (oder Kühe46)." Daraufhin wurde dem Mann eine
trächtige Kamelstute gegeben, und der Engel sagte: "Möge Allah sie für
dich segnen." Sodann ging er zu dem kahlköpfigen Mann und fragte ihn:
"Was möchtest du am liebsten?" Der Mann antwortete: "Schönes Haar
und Ersatz für das Fehlende, weswegen inich die Leute verabscheuen."
Der Engel fuhr mit seiner Hand (über seinen Kopf), und seine Krankheit
war geheilt und er bekam schönes Haar. Daraufhin fragte ihn der Engel:
"Welchen Besitz hättest du am liebsten?" Der Mann sagte: "Rinder!",
worauf ihm eine trächtige Kuh gegeben würde, und der Engel sagte:
"Möge Allah sie für dich segnen!" Sodann kam-der Engel zu dem Mann,
46 Der Überlieferer ist sich hier nicht sicher.
35
1. Buch der Gebote
der blind war, und fragte ihn: "Was möchtest du am liebsten?" Er sagte:
"Dass Allah mir mein Sehvermögen wiedergeben möge, damit ich die
Leute um mich herum sehen kann." Der Engel strich ihm mit seiner Hand
über die Augen, und Allah gab ihm sein Sehvermögen wieder. Dann fragte
ihn der Engel: "Welchen Besitz hättest du am liebsten?" Der Mann sagte:
"Ziegen!", und ihm wurde eine trächtige Ziege gegeben. Diese Tiere
brachten ihre Jungen zur Welt, und bald hatte einer ein Tal voller
Kamele, der andere ein Tal voller Kühe und der dritte ein Tal voller
Ziegen.
Nach einiger Zeit besuchte der Engel den Leprakranken in dessen
ursprünglicher Gestalt und sagte zu ihm: "Ich bin arm und habe alle Mittel
zum Lebensunterhalt im Verlauf meiner Reise aufgebraucht, und nun weiß
ich nicht mehr, an wen ich mich wenden soll, außer an dich und an Allah.
Ich bitte dich im Namen Dessen, der dir eine angenehme Farbe gegeben
hat und schöne Haut und Wohlstand, mich mit einem Kamel auszustatten,
um meine Reise zu vollenden." Er antwortete: "Ich habe viele Verpflichtungen
zu erfüllen." Da sagte der Engel: "Mir scheint, dass ich dich
vorher schon einmal gesehen habe. Warst du nicht ein Leprakranker, der .
von den Leuten gemieden wurde, der arm war, und den Allah reich
machte?" Der Mann sagte: "Ich habe diesen Besitz von meinen Vorfahren
geerbt." Der Engel sagte: "Wenn du eine Lüge sprichst, möge Allah dich in
den Zustand zurückversetzen, in dem du warst." Dann kam er zu dem
Kahlköpfigen in dessen ursprünglicher Gestalt, wiederholte seine Bitte und
erhielt eine Antwort ähnlich der, die er von dem Leprakranken bekommen
hatte. Auch zu diesem sagte er: "Wenn du eine Lüge sprichst, möge Allah
dich in den Zustand zurückversetzen, in dem du warst." Darauf besuchte
der Engel den blinden Mann in dessen früheren Gestalt und sagte zu ihm:
"Ich bin ein armer Reisender. Meine Vorräte sind aufgebraucht und ich
kann mein Reiseziel nicht erreichen, außer mit deiner oder Allahs Hilfe. Ich
bitte dich im Namen Allahs, der dir deine Sehfähigkeit zurückgegeben hat,
mir eine Ziege zu geben, die sich als Hilfe erweisen mag, mein Ziel zu
erreichen." Der Mann sagte: "Ich war wirklich blind, und Allah gab mir
mein Augenlicht zurück. Du magst nehmen was du willst, und zurücklassen
was du willst. Bei Allah, ich werde dir nichts verweigern, was auch
immer du im Namen Allahs, des Allmächtigen und Erhabenen, zu nehmen
wünschst." Der Engel sagte: "Behalte alles, was du hast. Ihr wurdet alle
drei versucht. Allah ist wahrhaft über dich erfreut und erbost über deine
Gefährten." (Al-Bukhari und Muslim)
36
1. Buch der Gebote
Hadith 66: Abu Ya'la Schaddad ibn Aus (r) führt an: Der Gesandte
Allahs (s) sagte: "Scharfsinnig ist derjenige, der sich selbst kritisch
betrachtet und nach dem strebt, was ihm nach dem Tode zum Wohl
gereichen wird; und schwachsinnig ist derjenige, der Sklave seiner
Begierden bleibt, und von Allah nur die Erfüllung seiner Wünsche
erbittet." (At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter Hadith (hasan)
■
Hadith 67: Abu Huraira (r) überliefert, dass Allahs Gesandter (s) sagte:
"Zum guten Muslim-Sein gehört, zu lassen, was einen nichts angeht." (At-
Tirmidhi und andere) Nach At-Tirmidhi ist dies ein guter Hadith (hasari).
Hadith 68: Umar (r) überliefert, dass der Prophet (s) sagte: "Man soll
einen Ehemann nicht nach dem Grund fragen, weshalb er seine Frau
geschlagen hat." (Abu Dawud und andere),47
47 Nach Meinung einiger Gelehrter ist dieses Hadith schwach belegt (isnad daif).
37
1. Buch der Gebote
Kapitel 6
Gottesfurcht (Taqwa)
Qur'an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Oh die ihr glaubt! Fürchtet Allah, so wie man Ihn fürchten sollte." (3:102)
"Fürchtet also Allah, so sehr ihr könnt." (64:16)
"Oh die ihr glaubt! Fürchtet Allah und sprecht ein rechtes Wort..." (33:70)
"Und dem, der Allah furchtet, schafft Er einen Ausweg, und versorgt ihn,
von wo er nicht damit rechnet." (65:2-3)
"Oh die ihr glaubt! Wenn ihr Allah furchtet, wird Er euch göttliche
Erleuchtung zukommen lassen und eure Sünden vergeben und euch
verzeihen. Und Allah ist der Herr übergroßer Huld." (8:29)
Hadith 69: Abu Huraira (r) berichtet: Man fragte den Gesandten Allahs
(s), wer der Edelste unter den Menschen sei. Er sagte: "Der, der am
gottesfurchtigsten ist!" Die Gefährten sagten: "Das ist nicht, was wir
meinen." Er sagte: "Dann ist es Joseph, der Prophet Allahs, der Sohn eines
Propheten Allahs (d.i. Jakob), der Enkel eines anderen Propheten Allahs
(d.i. Isaak), der Urenkel eines anderen Propheten, Abrahams, des Freundes
Allahs." Sie sagten. "Das ist auch nicht, was wir meinen." Der Prophet (s)
sagte: "Ihr befragt mich also über arabische Stämme? Die besten von ihnen
vor dem Islam sind auch im Islam die besten, vorausgesetzt, dass sie ihn
richtig verstanden haben." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 70: Abu Said al-Khudri (r) berichtet, dass der Prophet (s) sagte:
"Diese Welt ist hübsch und grün. Allah hat euch zu seinen Treuhändern auf
Erden gemacht, so dass Er euch beobachten mag, wie ihr euch verhaltet.
Hütet euch also vor dem Diesseits und vor Frauengeschichten. Die erste
Zwietracht unter dem Volk Israel entstand wegen der Frauen." (Muslim)
38
1. Buch der Gebote
Hadith 71: Ibn Mas'ud (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) zu
Allah zu beten pflegte: "Oh Allah, ich bitte Dich um Rechtleitung,
Frömmigkeit, Tugend und Wohlstand."48 (Muslim)
Hadith 72: Abu Tarif Adi ibn Hatim at-Täi (r) sagte: Ich hörte den
Gesandten Allahs (s) sagen: "Wenn jemand sich verpflichtet, etwas zu tun,
und dann etwas entdeckt, was Allah wohlgefälliger ist, dann sollte er das
Bessere davon tun." (Muslim)
Hadith 73: Abu Umama Sudai ibn Adschlan al-Bahili (r) berichtet, dass er
den Gesandten Allahs (s) in der Predigt auf der letzten Pilgerfahrt sagen
hörte: "Fürchtet Allah, verrichtet eure fünf täglichen Gebete, fastet im
Monat Ramadan, zahlt die Zakat vom Vermögen und gehorcht euren
(gerechten) Herrschern, so dürft ihr ins Paradies eures Herrn eintreten."
(At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter und gesunder Hadith (hasan sahih).
Kapitel 7
Gewissheit und das Gottvertrauen
Qur'an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und als die Gläubigen die Verbündeten sahen, sagten sie: 'Das ist, was
uns Allah und Sein Gesandter versprochen haben, und Allah und Sein
Gesandter haben ihr Versprechen eingehalten.1 Und es bestärkte sie nur im
Glauben und in völliger Ergebenheit." (33:22)
"Diejenigen, zu denen die Leute sagten: 'Wahrlich, die Leute haben sich
gegen euch zusammengeschart, so furchtet sie,' was sie nur noch in ihrem
Glauben bestärkte. Und sie sagten: 'Allah ist uns genug, und was für ein
48 Auf Arabisch lautet dieses Bittgebet: "Allahumma inni as'alukal-hudä wat-tuqa wal-'afäfa
wal-ghina."
39
1. Buch der Gebote
Sachwalter voll Gnadenfülle ist Er!' Und sie Kehrten überhäuft von Allahs
Gnade und Huld zurück, ohne dass ihnen Böses zugefügt wurde, und sie
folgten dem Wohlgefallen Allahs, und Allahs ist der Herr gewaltiger
Huld." (3:173-174)
"Und setze dein Vertrauen auf den Lebendigen, Der nicht stirbt..." (25:58)
"Und auf Allah sollen die Gläubigen vertrauen." (14:11)
"Doch wenn du einen festen Entschluss gefasst hast, dann vertraue auf
Allah..." (3:159)
"Wer auf Allah vertraut, für den ist Er seine Genüge..." (65:3)
"Die Gläubigen sind wahrlich jene, deren Herzen erzittern, wenn Allah
genannt wird, und wenn ihnen Seine Zeichen vorgetragen werden, wird ihr
Glaube noch stärker, und in ihren Herrn setzen sie ihr (ganzes) Vertrauen."
(8:2)
Hadith 74: Ibn Abbas (r) berichtet, dass der Prophet (s) sagte: "Mir
wurden viele Völker gezeigt. Ich sah einen Propheten mit einer sehr
kleinen Gemeinde, ein anderer Prophet hatte nur ein oder zwei
Gefolgsleute bei sich, und ein anderer Prophet hatten gar niemanden bei
sich. Dann sah ich plötzlich eine ungeheure Menge, und ich dachte, dass
das vielleicht meine Leute seien, doch mir wurde gesagt, dass dies Moses
mit seinen Gefolgsleuten sei, aber ich solle zum Horizont blicken. Ich
schaute und erblickte eine unermessliche Menge. Dann wurde ich gebeten,
zur anderen Seite des Horizonts zu sehen, und dort sah ich ebenfalls eine
unermessliche Menge. Mir wurde gesagt: Das ist deine Gemeinde
(Umma), und unter ihnen gibt es Siebzigtausend, die das Paradies betreten
sollen ohne Abrechnung oder Bestrafung."
Dann stand der Prophet (s) auf und ging in seine Kammer, und seine
Gefährten begannen, Vermutungen anzustellen über jene, die ins Paradies
eintreten würden ohne Abrechnung oder Bestrafung: Einige sagten:
Vielleicht sind das jene, die Gefährten des Propheten (s) sein konnten.
Andere sagten, dass es vielleicht diejenigen sein könnten, welche als
Muslime geboren wurden und niemals irgendetwas Allah beigesellt hätten;
und so ging es weiter. Da kam der Gesandte Allahs (s) heraus und fragte:
"Was beredet ihr?" Man sagte es ihm, worauf er sagte: "Es sind jene, die
keine Amulette herstellen oder benutzen, und nicht an Vorzeichen glauben,
sondern ihrem Herrn vertrauen." Hierauf stand der Gefährte Ukascha ibn
Mihsan (r) auf und bat ihn darum, Allah demütig zu ersuchen, dass er einer
40
1. Buch der Gebote
von jenen sein dürfe. Der Prophet (s) sagte: "Du bist einer von ihnen!"
Sodann stand ein anderer Gefährte auf und bat um das Gleiche. Der
Prophet (s) antwortete: "Ukascha ist dir zuvorgekommen." (Al-Bukhari
und Muslim)
Hadith 75: Ibn Abbas (r) überliefert, dass der Prophet (s) das folgende
Bittgebet zu sagen pflegte: "Oh Allah, Dir habe ich mich ergeben, an Dich
glaube ich und in Dich setze ich mein Vertrauen, an Dich wende ich mich,
und Dir übergebe ich mich zum Urteil. Oh Allah, ich suche Zuflucht bei
Deiner Macht; es gibt keinen Gott außer Dir, auf dass Du mich davor
schützen mögest, in die Irre zu gehen. Du bist der Lebendige, der nicht
stirbt, wohingegen Menschen und Dschinn49 (alle) sterben werden."50 (Al-
Bukhari und Muslim) Die zitierte Fassung stammt von Muslim. Bei Al-
Bukhari ist sie verkürzt.
Hadith 76: Ibn Abbas (r) überliefert, dass die Worte Abrahams (as) als er
ins Feuer geworfen wurde, waren: "Hashuna-llahu wa ni'mal wakil."51
Und dies sprach auch Muhammad (s), als ihm gesagt wurde, dass sich
gegen ihn Leute zusammengerottet hätten, so dass er sie furchten sollte,
doch dies verstärkte nur seinen Glauben an Allah, ebenso den der
Muslime, und sie sagten: "Hasbuna-llahu wa ni'mal wakil" (Al-Bukhari)
In einer anderen Version erzählte Ibn Abbas (r): Das letzte Wort, das
Abraham (as) sagte, als er ins Feuer geworfen wurde, war: "Hasbia-Hahu
wa ni'mal wakil. "52
Hadith 77: Abu Huraira (r) erzählte, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Ins Paradies werden Völker eintreten, deren Herzen wie die Herzen von
Vögeln sind." (Muslim)
49 Dschinn sind immaterielle Geschöpfe Gottes.
50 Auf Arabisch lautet dieses Bittgebet: "Allahumma laka aslamt, wa bika amant, wa alaika
tawakkalt, wa ilaika anabt, wa bika khdsamt: Allahumma inm. a'udhu bi'izzatik; lä ilaha illa
anta an tudulanl, antal-hayyul-ladhi la tamut, wal-dschinnu wal-insu yamutun."
51 Auf Deutsch bedeutet dies: "Allah genügt uns, und Er ist ein vortrefflicher Beschützer."
52 Auf Deutsch bedeutet dies: "Allah genügt mir, und Er ist ein vortrefflicher Beschützer."
41
I. Buch der Gebote
Man sagt, dies seien diejenigen, die (auf Allah) vertrauen, und es heißt,
dass sie ein weiches Herz besitzen.
Hadith 78: Es erzählte Dschabir (r), dass er mit dem Gesandten Allahs (s)
auf dem Weg zu einer Schlacht in der Gegend von Nadschd war. Nach
Ende der Schlacht kehrte er mit ihm zurück. Sie erreichten ein Tal voller
Dornenbüsche, wo der Prophet (s) Halt machen ließ, und seine Gefährten
zerstreuten sich auf der Suche nach Schatten. Allahs Gesandter (s) hängte
sein Schwert an den Ast eines Baumes und wir legten uns ein wenig zur
Ruhe. Plötzlich hörten wir den Propheten (s) uns herbeirufen, und wir
sahen, dass ein Araber vom Lande bei ihm war. Der Prophet (s) sagte zu
uns: "Dieser Mann zog mein Schwert gegen mich, während ich schlief. Ich
wachte auf und sah, dass er das blanke Schwert in seiner Hand hatte und
zu mir sagte: 'Wer kann dich jetzt vor mir schützen?' Ich sagte ihm
dreimal: 'Allah!'." Der Prophet (s) saß auf und strafte diesen Mann nicht.,
(Al-Bukhari und Muslim)
Eine andere Version lautet: Dschabir sagte: Wir waren mit Allahs
Gesandtem (s) auf dem Feldzug nach Dhatir-Riqa'. Wir kamen zu einem
schattigen Baum und ließen ihn dem Gesandten Allahs (s) zum Ausruhen.
Einer der Götzendiener erschien, und als er das Schwert des Gesandten
(s), das am Baum hing, erblickte, zog er es und sagte (zu dem Gesandten
(s): "Hast du keine Furcht vor mir?" Er antwortete: "Nein." Dann fragte
er: "Und wer kann dich vor mir beschützen?" Allahs Gesandter (s) sagte:
"Allah!".
Und nach der Version in der Sahih-Sammlung von Abu Bakr al-Ismaili
fragte er: "Wer kann dich vor mir beschützen?" Er (s) sagte: "Allah!"
Daraufhin fiel das Schwert aus seiner Hand. Da nahm es Allahs Gesandter
(s) und fragte ihn: "Wer kann dich (nun) vor mir schützen?" Er sagte: "Sei
der Beste der Nehmenden." Da fragte ihn der Prophet (s): "Wirst du
bezeugen, dass es keinen Gott gibt außer Allah und dass ich Sein
Gesandter bin?" Der Mann antwortete: "Nein! Aber ich verspreche dir,
dass ich weder gegen dich kämpfe, noch werde ich mich denen
anschließen, die gegen dich kämpfen." Der Prophet (s) ließ ihn frei gehen,
und er kehrte zu seinen Leuten zurück und sagte zu ihnen: "Ich kehre
gerade von dem Besten aller Menschen zu euch zurück."
42
1. Buch der Gebote
Hadith 79: Umar ibn al-Khattab (r) überliefert, dass er den Gesandten
Allahs (s) sagen hörte: "Wenn ihr aufrichtig auf Allah vertraut, wird Er für
euren Lebensunterhalt sorgen, wie Er auch für die Vögel sorgt. Morgens
gehen sie mit leerem Magen hinaus und abends kehren sie mit gefülltem
Magen zurück."
(At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter Hadith (hasan).
Hadith 80: Abu Umära al-Bara` ibn Azib (r) sagte: Allahs Gesandter hat
gesagt: "Wenn du dich schlafen legst, dann sprich: 'Oh Allah, Dir vertraue
ich meine Seele an, auf Dich sammle ich meine Gedanken, und ich
überlasse meine Angelegenheiten Deiner Obhut. Zu Dir nehme ich
Zuflucht, aus Liebe zu Dir und aus Furcht vor Dir. Es gibt keine Zuflucht
und keine Rettung außer bei Dir. Ich glaube an Dein Buch, das Du
herabgesandt hast, und an Deinen Propheten, den Du gesandt hast.'53 Und
falls du in dieser Nacht sterben solltest, wirst du in Reinheit54 sterben, und
wenn du morgens aufwachst, wird es dir besser gehen." (Al-Bukhari und
Muslim)
In der Version bei Al-Bukhari und Muslim heißt es: Allahs Gesandter (s)
wies mich an: "Bevor du dich schlafen legst, wasche dich, wie du dich zum
Gebet wäschst, dann lege dich auf deine rechte Seite und sprich: 'Oh Allah,
Dir vertraue ich meine Seele an, auf Dich sammle ich meine Gedanken,
und ich überlasse meine Angelegenheiten Deiner Obhut. Zu Dir nehme ich
Zuflucht, aus Liebe zu Dir und aus Furcht vor Dir. Es gibt keine Zuflucht
und keine Rettung außer bei Dir. Ich glaube an Dein Buch, das Du
herabgesandt hast, und an Deinen Propheten, den Du gesandt hast.', und
lass dies deine letzten Worte sein."
Hadith 81: Abu Bakr as-Siddiq (r) überliefert: Ich sah die Füße der
Götzenanbeter (die den Propheten (s) und mich auf der Auswanderung
{Hidschra) verfolgten) oberhalb von uns, als wir in der Höhle waren. Da
53 Auf Arabisch lautet dieses Bittgebet: "Allahumma aslamtu nafsi ilaik, wa waddschahtu
wadschhl ilaik, wa fauwadtu amri ilaik, wa aldscha'tu zahri ilaik, raghbatan wa rahbatan
ilaimak, Id maldscha'a wa la mandscha minka illa ilaik, atnantu bikitabikal-ladhi anzalt, wa
nabiyyikal-ladhl arsalt."
54 Wörtlich: in Fitra: wie ein Neugeborenes.
43
1. Buch der Gebote
sagte ich: "Oh Gesandter Allahs! Wenn einer von ihnen bei seinen Füßen
hinuntersehen würde, würde er uns sehen." Daraufhin sagte er: "Was
würdest du, Abu Bakr, über zwei denken, bei denen Allah der Dritte ist?"
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 82: Die Mutter der Gläubigen55, Umm Salama (r), überliefert, dass
der Gesandte Allahs (s) beim Verlassen des Hauses zu sagen pflegte: "Im
Namen Allahs! Auf Allah vertraue ich: Oh Allah, ich nehme Zuflucht bei
Dir davor, mich zu verirren oder in die Irre geführt zu werden, einen
Fehler zu begehen oder zu Fehlern verleitet zu werden, jemandem Unrecht
zuzufügen oder Unrecht zugefügt zu bekommen, mich töricht zu
benehmen oder töricht behandelt zu werden."56 (Abu Dawud, At-Tirmidhi
und andere) Nach At-Tirmidhi ist dies ein guter und gesunder Hadith
(hasan sahih).
Hadith 83: Anas (r) überliefert, dass der Gesandte Allah (s) sagte:
"Wer beim Verlassen seines Hauses sagt: Im Namen Allahs! Auf Allah
vertraue ich, denn es gibt keine Macht noch Kraft außer bei Allah!'57,
dem wird geantwortet: 'Allah wird dich rechtleiten, dich schützen
und vor dem Bösen bewahren.' und der Satan wird ihn meiden." (Abu
Dawud, At-Tirmidhi, An-Nasai und andere) Nach At-Tirmidhi ist dies ein
guter Hadith (hasan). Abu Dawud fügt hinzu: Ein Satan sprach zu einem
anderen Satan: "Wie kannst du einen Menschen verführen, der
rechtgeleitet, beschützt und errettet wird?"
Hadith 84: Anas (r) erzählte: Zur Zeit des Prophet (s) lebten zwei
Brüder,
von denen einer stets zum Propheten zu gehen pflegte, während der andere
sich um den Lebensunterhalt (der beiden) kümmerte. Eines Tages beklagte
sich der letztere beim Propheten (s) darüber. Der Prophet (s) sagte: "Es ist
doch auch möglich, dass du seinetwegen Versorgung findest."
(At-Tirmidhi)
Dies ist ein gesunder Hadith (sahih).
55 Die Frauen des Propheten Muhammad (s) werden "Mütter der Gläubigen" genannt.
55Auf Arabisch lautet dieses Bittgebet: "Bismillah, tawakkaltu ala-llah, allahumma innt a'udhu
bika an adilla au udall. Au azilla au uzall, au azlima an uzlam, au adschhala au yudschhala
alai."
57 Auf Arabisch lautet dieses Bittgebet: "Bismillahi tawakkaltu ala-llah, wa la haula wa
la quwwata illa billah."
44
1. Buch der Gebote
Kapitel 8
Aufrichtigkeit
Qur'an: Allah, der Erhabene, spricht:
"So tritt also geduldig (für das Gute) ein, wie dir geboten worden ist..."
(11:112)
"Wahrlich, diejenigen, die sprechen: 'Unser Herr ist- Allah', und dann
standhaft sind, zu denen steigen die Engel hernieder (und sprechen):
'Fürchtet euch nicht und seid nicht traurig, und freut euch des Paradieses,
das euch versprochen wurde. Wir sind eure Beschützer im Diesseits und
im Jenseits; darin werdet ihr alles haben, was sich eure Seele begehrt, und
darin werdet ihr alles haben, wonach ihr verlangt. Eine Gabe von einem
Allverzeihenden, Barmherzigen." (41:30-32)
"Wahrlich, diejenigen, die sagen: 'Unser Herr ist Allah', und dann standhaft
bleiben, die brauchen keine Angst zu haben, noch müssen sie traurig sein.
Diese sind es, die Bewohner des Gartens sein werden. Dort werden sie
(ewig) verweilen. Eine Belohnung für das, was sie zu tun pflegten."
(46:13-14)
Hadith 85: Sufyan ibn Abdullah (r) sagte: Ich sagte zum Gesandten Allahs
(s): "Sag mir so etwas über den Islam, dass ich danach niemanden sonst
befragen muss." Er antwortete: "Sprich: Ich glaube an Allah, und dann sei
standhaft." (Muslim)
Hadith 86: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Übertreibt nicht und untertreibt nicht, und seid standhaft; und
erinnert euch daran, dass niemand durch seine Taten allein gerettet wird."
Jemand fragte: "Nicht einmal du, oh Gesandter Allahs (s)?" Er sagte: "Ich
auch nicht, ausgenommen Allah sollte mich mit seiner Barmherzigkeit und
Gnade bedecken." (Muslim)
Nach den muslimischen Gelehrten (Ulamar) bedeutet Standhaftigkeit, all
das zu tun, was Allah von den Menschen zu tun verlangt. Möge Allah den
Aufrichtigen und Standhaften Erfolg verleihen!
45
1. Buch der Gebote
Kapitel 9
Nachsinnen über die Großartigkeit der Schöpfung Allahs, des
Erhabenen, die Vergänglichkeit dieser Welt, die Schrecken des
Jenseits und alles, was damit zusammenhängt, sowie
Unzulänglichkeit eines selbst und eigene Charakterbildung durch
Selbstverpflichtung zur Aufrichtigkeit
Qur'an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Sprich: Wahrlich, ich rate euch eines: dass ihr zu zweit oder einzeln vor
Allah hintretet und dabei nachsinnt: Euer Gefährte ist fürwahr nicht
besessen." (34:46)
"Wahrlich, in der Erschaffung der Himmel und der Erde und in der
Verschiedenheit von Nacht und Tag, sind Zeichen für die Einsichtigen,
diejenigen, die Allahs im Stehen und im Sitzen gedenken und wenn sie auf
ihrer Seite liegen und nachdenken über die Erschaffung der Himmel und
der Erde (und sagen): 'Unser Herr! Du hast dies (alles) nicht umsonst
erschaffen! Gepriesen seist Du, Verschone uns vor der Strafe des Feuers.'"
(3:190-191)
"Und schauen sie nicht auf die Kamele, wie sie erschaffen sind, und auf
den Himmel, wie er erhöht ist, und auf die Berge, wie sie aufgerichtet sind,
und auf die Erde, wie sie ausgebreitet ist? Darum warne, denn du bist
wahrlich ein Warner..." (88:17-21)
"Sind sie denn nicht im Land umhergezogen, so dass sie sehen konnten,
wie das Ende derjenigen war, die vor ihnen waren? Allah hat völlige
Vernichtung über sie gebracht und den Ungläubigen wird das Gleiche wie
ihnen zuteil." (47:10)
Diesbezüglich gibt es noch viele Qur'anverse und Hadithe, wie der bereits
erwähnte Hadith Nr. 66: "Scharfsinnig ist derjenige, der sich selbst kritisch
betrachtet und nach dem strebt, was ihm nach dem Tode zum
Wohl
gereichen wird..."
Kapitel 10
Initiative zu Wohltätigkeit und Ermutigung, diese eifrig und ohne zu
zaudern in Angriff zu nehmen
Qur'an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Jeder hat ein Ziel, dem er sich zuwendet. So wetteifert miteinander in
guten Werken Wo immer ihr auch seid, Allah wird euch zusammenbringen;
wahrlich, Allah hat Macht über alle Dinge." (2:148)
46
1. Buch der Gebote
"Und beeilt euch um die Wette, um die Verzeihung eures Herrn zu
erlangen und einen Garten, dessen Weite die Himmel und die Erde umfasst
und der bereitet ist für die Gottesfurchtigen." (3:133)
Hadith 87: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs sagte:
"Wetteilt, gute Werke zu tun, denn bald wird es Ketten von Unheil geben:
Finsternisse, eine über der anderen. Der Eine steht am Morgen auf als
gläubiger Muslim und wird am Abend als Ungläubiger zu Bett gehen, und
der Andere wird sich am Abend als Gläubiger ins Bett legen und wird am
Morgen als Ungläubiger aufstehen. So wird der Mensch (immer) bereit
sein, seinen Glauben für die Güter dieser Welt zu verkaufen." (Muslim)
Hadith 88: Es erzählte Abu Surwa'a Uqba ibn al-Harith (r): Ich schloss
mich dem Nachmittagsgebet hinter dem Gesandten Allahs (s) in Medina
an. Kaum als er das Gebet beendet hatte, stand er auf und eilte an den
Reihen der Betenden vorbei zu einer seiner Kammern, so dass die
Anwesenden erschraken. Als er zurückkam, erklärte er ihnen seine Eile
indem er sagte: "Es fiel mir ein, dass bei uns zu Hause noch ein Stück
Edelmetall (Gold oder Silber) geblieben war, und ich beeilte mich zu
meiner Entlastung, und sorgte dafür, dass es rechtzeitig verteilt werde."
(Al-Bukhari)
In einer anderen Version bei Al-Bukhari heißt es, dass der Gesandte Allahs
(s) gesagt hat: "Ich hatte bei mir zu Hause noch ein Stück Edelmetall
liegen, das zur Sadaqa bestimmt war, und ich wollte nicht, dass es noch
über Nacht bei mir blieb."
Hadith 89: Dschabir (r) erzählte: "Am Tag der Schlacht von Uhud58
fragte ein Mann den Propheten (s): "Was denkst du, wo ich sein werde,
wenn ich in dieser Schlacht getötet werde?" Er antwortete: "Im Paradies."
Sofort warf der Mann die wenigen Datteln, die er noch in seiner Hand
hielt, fort und stürzte sich in die Schlacht, bis er den Märtyrertod fand."
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 90: Abu Huraira (r) überliefert, dass ein Mann zum Propheten (s)
kam und fragte: "Oh Gesandter Allahs, welche Sadaqa ist am wertvollsten
bezüglich der Belohnung Allahs?" Er antwortete: "Dass du gibst, während
du dich guter Gesundheit erfreust, trotz der Habsucht und des Verlangens
58 Die Schlacht am Berg Uhud fand im Jahre 625 n.Chr. statt, und endete, nachdem sich
;irere muslimische Kämpfer nicht an die Anweisungen des Propheten gehalten hatten, für die
Muslime besonders verlustreich.
47
1. Buch der Gebote
nach Reichtum, und wenn du dies rechtzeitig tust, ohne es zu verschieben
bis du im Schatten des Todes bist, um dann zu sagen: 'Dem Soundso
dieses und dem Soundso jenes, und derjenige bekommt dies und jenes ..."'
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 91: Es erzählte Anas (r): Am Tage der Schlacht von Uhud nahm
der Gesandte Allahs (s) ein Schwert und sprach: "Wer möchte dieses
(Schwert) von mir nehmen?" Jeder streckte seine Hand aus und sagte:
"Ich, ich." Der Prophet (s) sagte: "Wer wird seine volle Verantwortung
übernehmen?" Die Leute zögerten, aber Abu Dudschäna (r) sagte: "Ich
nehme es mit seiner Verantwortung." Und er schlug damit eine ganze
Anzahl von Götzendienern." (Muslim)
Hadith 92: Es erzählte az-Zubair ibn Adi (r): Wir gingen zu Anas ibn
Malik (r) und beklagten uns bei ihm über die schlechte Behandlung und die
Drangsal, die uns von al-Haddschadsch59 zuteil wurde. Er sagte: "Seid
geduldig! Jeder Zeit folgt eine schlechtere, bis ihr euren Herrn trefft. Das
habe ich den Propheten (s) sagen gehört." (Al-Bukhari)
Hadith 93: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Prophet (s) sagte:
"Verliert keine Zeit, Gutes zu tun, bevor ihr von einem der sieben Unheile
eingeholt werdet: der Armut, die deine Weisheit beeinträchtigen könnte,
oder dem Wohlstand, der dich irrefuhren könnte, oder der Krankheit, die
deiner Gesundheit schaden könnte, oder dem hohen Alter, das deine Sinne
beeinträchtigen könnte, oder dem plötzlichen Tod oder dem Erscheinen
des Daddschal60. All dies sind schlimme Ereignisse, die euch treffen
können, oder die Stunde (des Jüngsten Tages), die in der Tat viel härter
und bitterer ist." (At-Tirmidhi) Dies ist ein guter Hadith (hasan).
Hadith 94: Abu Huraira (r) berichtet: Am Tage der Schlacht von
Khaibar61 sagte der Gesandte Allahs (s): "Ich werde diese Standarte
jemandem übergeben, der Allah und Seinen Gesandten liebt. Möge Allah
(uns) durch ihn zum Sieg verhelfen."
59Al-Haddschdsch ibn Yusuf at-Taqafi war ein grausamer Herrscher zur Zeit der Umayyaden.
60Der Daddschal ist nach muslimischer Überlieferung ein Wesen, das vor dem Jüngsten Tag
erscheinen wird, um die Menschen vom rechten Glauben abzubringen.
61Die Schlacht von Khaibar fand im Jahre 628 n.Chr. statt, also im Jahre 7 nach der Hidschra.
48
1. Buch der Gebote
Dazu erzählte Umar (r): Ich hatte noch nie ein Kommando begehrt, doch
an jenem Tag hoffte ich, dass mir die Gelegenheit gegeben würde. Der
Gesandte Allahs (s) rief jedoch Ali ibn Abi Talib (r) und übergab ihm die
Standarte und sagte: "Geh voran und gib auf nichts weiter acht, bis Allah
durch dich den Sieg erteilt." Als Ali (r) das hörte, bewegte er sich ein
wenig nach vorne und fragte mit lauter Stimme, ohne sich umzudrehen:
"Oh Gesandter Allahs (s), wofür werde ich mit ihnen kämpfen?" Er
antwortete: "Kämpfe so lange, bis sie bestätigen, dass es niemanden gibt,
der anbetungswürdig ist außer Allah, und dass Muhammad Sein Gesandter
ist. Wenn sie das tun, sollen ihr Leben und Besitz sicher bleiben, und ihr
Lohn ist bei Allah."62 (Muslim)
Kapitel 11
Anstrengung (für Allah)
Qur'an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und diejenigen, die sich mit aller Kraft für Uns einsetzen, die werden Wir
gewiss auf Unseren Weg leiten. Und Allah ist wahrlich mit denen, die
Gutes tun." (29:69)
"Und diene deinem Herren, bis die Gewissheit zu dir kommt." (15:99)
"So gedenke des Namens deines Herrn und widme dich ganz und gar
Ihm." (73:8)
"Und wer Gutes im Gewicht eines Stäubchens getan hat, wird es sehen."
(99:7)
"Und das, was ihr an Gutem für euch vorausschickt, das werdet ihr bei
Allah wiederfinden - ja sogar besser und größer an Belohnung..." (73:20)
"Und was immer ihr an Gutem spendet, wahrlich, Allah weiß es wohl."
(2:273)
Hadith 95: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: Allah, der Erhabene, sagt: "Wer einen der Mir Nahestehenden zum
Feind nimmt, dem habe ich den Krieg erklärt. Mein Diener nähert sich Mir
nicht mit etwas, das Ich mehr liebe als das, was Ich ihm zur Pflicht
auferlegt habe: Mein Diener fährt fort, sich Mir durch zusätzliche
62 Das bedeutet, dass sie mit der Armahme des Islam den anderen Muslimen gleichgestellt sind,
und von Allah auch dementsprechend belohnt oder bestraft werden.
49
1. Buch der Gebote
Frömmigkeit zu nähern, bis Ich ihn liebe. Und wenn Ich ihn liebe, bin Ich
sein Gehör, mit dem er hört, sein Sehvermögen, mit dem er sieht, seine
Hand, mit der er zupackt, und sein Fuß, mit dem er geht. Wenn er mich
bittet, werde ich gewiss erfüllen, und wenn er Mich um Beistand bittet,
werde ich ihm gewiss Zuflucht gewähren." (Al-Bukhari)
Hadith 96: Anas ibn Malik (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
von seinem Herrn, dem Allmächtigen und Erhabenen, erzählte, dass dieser
spricht: "Wenn sich einer Meiner Diener Mir eine Spanne nähert, komme
Ich ihm eine Elle entgegen. Nähert er sich Mir eine Elle, komme ich ihm
die Weite seiner ausgestreckten Arme entgegen. Und wenn er zu mir
gehend kommt, laufe ich ihm entgegen." (Al-Bukhari)
Hadith 97: Ibn Abbas (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Gesundheit und Zeit sind zwei Gaben, durch die viele Menschen
übervorteilt sind."63 (Al-Bukhari)
Hadith 98: Aischa (r) erzählte, dass der Prophet (s) in der Nacht stehend
zu beten pflegte, bis seine Füße Risse bekämen. Daher sagte sie zu ihm:
"Warum tust du dies, oh Gesandter Allahs, obwohl Allah dir alle deine
vergangenen und zukünftigen Fehler vergeben hat?" Daraufhin sagte er:
"Darf ich denn nicht ein dankerfüllter Diener sein?"
(Al-Bukhari und Muslim)
Die zitierte Fassung stammt von Al-Bukhari.
In den beiden Sahih-Werken von Al-Bukhari und Muslim wird der gleiche
Hadith auch unter Berufung auf al-Mughira ibn Schu'ba berichtet.
Hadith 99: Aischa (r) erzählte: "Der Gesandte Allahs (s) pflegte in den
letzten zehn Nächten des Ramadan die Gebete sehr zu vertiefen und er
weckte seine Familie dazu und hielt sich von seinen Frauen fern." (Al-
Bukhari und Muslim)
63 Gesundheit und Zeit sind wie das Kapital eines Geschäftsmanns, das gewinnbringend
angelegt sein soll. Ebenso soll der Muslim seine Gesundheit und Freizeit für Allah einsetzen, der
ihm dafür reichlich Belohnung gewährt.
50
1. Buch der Gebote
Hadith 100: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Der starke Gläubige ist Allah lieber als der schwache Gläubige; in
jedem ist jedoch Gutes vorhanden. Halte dich fest an das, was dir nützt,
flehe Allah um Hilfe an und gib nicht auf! Sollte dir etwas zustoßen, dann
sage nicht 'Hätte ich nur dies und das getan!'. Aber Du sollst sagen: 'Allah
hat es bestimmt und Sein Wille geschieht', denn 'hätte' öffnet nur dem
Satan die Tür." (Muslim)
Hadith 101: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs
(s)
sagte: "Die Hölle ist von Gelüsten umgeben, und das Paradies von
Widerwärtigkeiten."
(Muslim)
In der Version von Al-Bukhari heißt es statt "umgeben" "verdeckt".
Hadith 102: Abu Abdullah Hudhaifa ibn al-Yaman (r) erzählte: Eines
Nachts betete ich hinter dem Propheten (s). Er begann mit der Rezitation
der Sure Al-Baqara64, und ich sagte mir, er werde sich beim hundertsten
Vers verbeugen. Er aber fuhr danach fort, und ich sagte mir, er werde die
ganze Sure im ersten Rak'a vollenden. Er fuhr allerdings fort und begann
mit der (Rezitation der) Sure An-Nisa', las sie durch und las dann die Sure
Al-Imran65. Dabei las er sie alle langsam und deutlich vor, und schloss alle
Lobpreisungen, Schutzformeln und Bittgebete, die in diesen Versen
erwähnt sind, ausführlich mit ein. Als er sich dann verbeugte, wobei er die
Worte "Subhana rabbiyal-azim"66 wiederholte, war seine Verbeugung
(Ruku') nahezu so lange, wie sein Beten im Stehen (Qiyam). Dann sagte
er: "Sami'a-llahu liman hamidah, rabband lakal-hamd"67, richtete sich
64Die Sure Al-Baqara ist die zweite und längste Sure des Qur'an.
65Die Suren Äl-lmran und An-Nisa' sind die dritte und vierte Sure im Qur'an. Sie sind nach der
Sure Al-Baqara die nächstlängeren Suren. Diese drei Suren umfassen über ein Fünftel des
gesamten Qur'ans.
66Auf Deutsch bedeutet dies: "Gepriesen sei mein Herr, der Allerhabene!"
67Auf Deutsch bedeutet dies: "Allah hört denjenigen, der ihn preist, Dein ist das Lob, oh unser
51
1. Buch der Gebote
wieder auf und blieb stehen, so lange wie er in der Verbeugung {Rukur)
verweilt hatte. Dann warf er sich nieder, und sagte: "Subhana rabbiyala'la"
68, und seine Niederwerfung dauerte so lange, wie sein Stehen.
(Muslim)
Hadith 103: Ibn Mas'ud (r) erzählte. Eines Nachts schloss ich mich dem
Gesandten Allahs (s) im Gebet an. Er verweilte im Stehen (Qiyam) so
lange, bis ich beinahe etwas Schlechtes getan hätte. Man fragte ihn: Was
hättest du denn getan? Er sagte: Ich hätte mich hingesetzt und ihn
gelassen.
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 104: Anas ibn Malik (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Drei begleiten den Gestorbenen zum Grab: seine Angehörigen, sein
Vermögen und seine Taten. Zwei davon, nämlich die Angehörigen und
sein Vermögen, verlassen ihn. Das Dritte, sein Verdienst, bleibt bei ihm."
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 105: Ibn Mas'ud (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs sagte:
"Das Paradies ist jedem von euch näher als sein Schnürsenkel, und ähnlich
ist es auch mit der Hölle." (Al-Bukhari)
Hadith 106: Abu Firäs Rabia ibn Ka'b al-Aslami (r), ein Diener des
Propheten (s) und einer der Ahl-us-Suffa69, sagte: Ich verbrachte meine
Nächte immer in der Nähe des Gesandten Allahs (s), damit ich ihm Wasser
für seine Waschungen und seinen Bedarf bringen konnte. Eines Tages
sagte er zu mir: "Was wünschst du dir von mir?" Ich sagte: "Ich bitte
darum, in deiner Gesellschaft im Paradies zu sein!" Er sagte weiter: "Und
was noch?" Ich sagte: "Nur dies!" Da sagte er: "Dann hilf mir, indem du
dich selbst oft vor Allah niederwirfst." (Muslim)
68Auf Deutsch bedeutet dies: "Gepriesen sei mein Herr der Allerhöchste!"
69 Siehe Anmerkung Nr. 143 auf Seite 202.
52
1. Buch der Gebote
Hadith 107: Abu Abdullah (oder Abu Abdur-Rahman) Thauban (r), der
freigelassene Sklave des Propheten (s), sagte: Ich habe den Gesandten
Allahs (s) sagen hören: "Vermehre deine Niederwerfungen, denn jede
Niederwerfung vor Allah wird deinen Rang um einen Grad erhöhen und
eine deiner Sünden tilgen." (Muslim)
Hadith 108: Abu Safwan Abdullah ibn Busr al-Aslami (r) berichtet, dass
der Gesandte Allahs (s) sagte: "Der beste unter den Menschen ist derjenige,
der ein langes Leben genießen durfte, in dem er gute Werke
vollbracht hat." (At-Tirmidhi) Dies ist ein guter Hadith (hasan).
Hadith 109: Anas (r) berichtet: In der Schlacht von Badr70 war mein
Onkel Anas ibn an-Nadr (r) abwesend. Später sagte er zum Propheten (s):
"Oh Gesandter Allahs. Ich war beim ersten Kampf, den du gegen die
Götzendiener geführt hast, nicht dabei. Wenn mir Allah einen anderen
Kampf gegen die Götzendiener ermöglichen sollte, werde ich Allah zeigen,
was ich zu tun imstande bin." Am Tage der Schlacht von Uhud gerieten
die Muslime in schwere Bedrängnis. Da rief mein Onkel: "Oh Allah! Ich
entschuldige mich für das Verhalten jener (meiner Leute), und ich trage
keine Mitschuld an dem, was jene (Götzendiener) getan haben!" Dann
stürmte er vor und sagte zu dem entgegenkommenden Sa'd ibn Mu'adh (r):
"Oh Sa'd ibn Mu'adh! Beim Herrn der Ka'ba, ich rieche den Duft des
Paradieses jenseits von Uhud!" Sa'd ibn Mu'adh erzählte: "Oh Gesandter
Allahs! Es ist unbeschreiblich, was er tat!" Anas ibn Malik sagte: "Wir
fanden in seinem Körper mehr als achtzig Verletzungen, zugefügt von
Schwertern, Speeren und Pfeilen. Zudem hatten die Götzendiener seinen
toten Körper so sehr verstümmelt, dass keiner von uns ihn identifizieren
konnten. Erst seine Schwester konnte ihn an seinen Fingern erkennen."
Anas sagte: "Wir waren der Ansicht, dass mein Onkel und ähnliche
Märtyrer mit der Offenbarung des folgenden Qur'anverses gemeint sind:
'Unter den Gläubigen sind Männer, die sich wahrhaft an das hielten, was
sie Allah gelobt hatten. Und unter ihnen sind solche, deren Schicksal sich
70 Die Schlacht von Badr war eine der ersten bewaffneten Auseinandersetzung der Muslime in
Medina mit den ungläubigen Mekkanern. Sie fand im Jahre 624 n.Chr., also dem Jahr 2 nach der
Hidschra, statt und endete mit dem überraschenden Sieg der Muslime.
53
1. Buch der Gebote
Meine Diener: Wenn die ersten und die letzten unter euch - seien es
Menschen oder Dschinn - auf einer einzigen Anhöhe stünden und Mich
bäten, und Ich jedem einzelnen gäbe, worum er Mich bittet, so vermindert
das nicht das, was bei Mir ist, um mehr als das, was eine Nadel vermindert,
wenn sie (mit ihrer Spitze) die Oberfläche des Meeres berührt. Oh Meine
Diener: Es zählen allein eure Taten, die Ich euch anrechne, danach gebe
Ich euch für sie volle Belohnung. Wer dann Gutes erlangt, der soll Allah
preisen, und wer Anderes erhält, soll nur sich selbst tadeln." (Muslim)
Nach der Version von Muslim sagte Said, dass Abu Idris, wenn er diesen
Hadith hörte, auf die Knie zu fallen pflegte. Und von Ahmad ibn Hanbai
(rA) ist bekannt, dass er sagte: Bei den Menschen aus Scham71 kennt man
keinen erhabeneren Hadith, als diesen.
Kapitel 12
Ermutigung zu verstärkter Wohltätigkeit gegen Ende des Lebens
Quran: Allah, der Erhabene, spricht:
"Haben Wir euch denn nicht ein genügend langes Leben gewährt, so dass
der, der sich ermahnen lassen wollte, darin Ermahnung hätte annehmen
können? Und ist nicht der Warner zu euch gekommen?" (35:37)
Unter einem "langem Leben" verstehen die meisten Gelehrten ein Alter ab
vierzig Jahren. Die meisten Gelehrten meinen, der Warner sei Muhammad
(s) selbst, wobei einige meinen, der Warner sei das Greisenalter. Zu den
letzten gehören Ikrima und Ibn Uyaina (r)
Hadith 112: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Prophet (s) sagte:
"Wahrlich, Allah ist entschuldigt, wenn Er einem Menschen eine lange
Frist zur Buße gibt, bis er das Alter von sechzig Jahren erreicht." (Al-
Bukhari)
71 Siehe Anmerkung Nr. 27 auf Seite 16.
54
1. Buch der Gebote
Hadith 113: Ibn Abbas (r) erzählte: Umar ibn al-Khattab (r) pflegte mich
der Beratungsversammlung der Ältesten, die an der Schlacht von Badr
teilgenommen hatten, hinzuzugesellen. Einige von ihnen kritisierten dies
und meinten, ich sei nicht alt genug für diesen Rang, vor allem weil ihre
Söhne in meinem Alter waren. Zu ihnen sagte allerdings Umar: "Er ist wer,
wie ihr wisst." Dann rief er mich eines Tages zu seiner Versammlung mit
ihnen, und ich erriet, dass er es nur getan hatte, um ihnen mein Wissen zu
zeigen. Umar fragte sie: "Was sagt ihr über die Bedeutung des Wortes
Allahs (in Sure 110:1): 'Wenn die Hilfe Allahs kommt und der Sieg`?"
Einige von ihnen antworteten: "Allah fordert uns auf, ihn zu preisen und
ihn um Vergebung zu bitten, wenn er uns hilft und uns Sieg gewährt."
Einige blieben ruhig und sagten nichts. Da sagte Umar zu mir: "Ist das
auch deine Auslegung, du Sohn des Abbas?" Ich sagte: "Nein!" Da sagte
er: "Was meinst du dann?" Ich sagte: "Dies war ein Zeichen (Allahs) für
den baldigen Tod des Gesandten (s). Ihm wurde (von Allah) gesagt: "Wenn
die Hilfe Allahs kommt und der Sieg - das ist ein Zeichen für (das Ende)
deiner Zeit. - Dann lobpreise deinen Herrn und bitte Ihn um Vergebung,
denn Er ist wahrlich der oft Sich (uns wieder) Zuwendende.'(Sure 110:3)"
Da sagte Umar (r) zu mir: "Nur dies ist die wahre Auslegung, die auch ich
kenne, genau so, wie du es erklärt hast." (Al-Bukhari)
Hadith 114: Aischa (r) überliefert: "Nach der Offenbarung der Sure
An-Nasr (110:1-3) hat der Gesandte Allahs (s) niemals darauf verzichtet,
bei jedem Gebet zu wiederholen: "Gepriesen bist du, unser Herr, und Du
bist gelobt! Oh Allah, vergib mir!"72 (Al-Bukhari und Muslim)
In einer anderen Version der beiden Sahih-Sammlungen von Al-Bukhari
und Muslim berichtet Aischa (r), dass der Prophet (s) im Gebet während
der Verbeugung (Ruku`) und der Niederwerfung (Sudschud) oft sagte:
"Gepriesen bist du, oh Allah, unser Herr, und Du bist gelobt! Oh Allah,
vergib mir!", so wie es im Qur’an geschrieben ist: "Dann lobpreise deinen
Herrn und bitte Ihn um Vergebung." (Sure 110:3)
Nach einer anderen Version bei Muslim wiederholte der Prophet vor
seinem Tod oft: "Gepriesen bist Du, oh Allah, und Du bist gelobt! Dich
bitte ich um Vergebung und wende mich Dir reuevoll zu."73
72 Auf Arabisch lautet dieses Bittgebet: "Subhanaka rabbana wa bihamdik, allahumma-ghafir Ii."
55
1. Buch der Gebote
Aischa (r) berichtet: Ich sagte zu ihm: "Oh Gesandter Allahs! Was sind das
für Aussprüche, die ich seit kurzem von Dir höre?" Er sagte: "Allah hat
meine Gemeinde (Umma) betreffend ein Zeichen gesetzt, und ich soll
diese Worte aussprechen, wenn ich dieses Zeichen sehe:" und dann
rezitierte er die Sure An-Nasr (110:1-3): "Wenn die Hilfe Allahs kommt
und der Sieg, und du die Menschen in Scharen in die Religion Allahs
eintreten siehst, dann lobpreise deinen Herrn und bitte Ihn um
Vergebung, denn Er ist wahrlich der oft sich (uns wieder) Zuwendende."74
Nach einer anderen Version von Aischa (r) sagte der Gesandte Allahs (s)
mehrmals: "Gepriesen sei Allah, und gelobt sei Er! Ich bitte Allah um
Vergebung und wende mich Ihm reuevoll zu." Da sagte sie zu ihm: "Oh
Gesandter Allahs, ich höre dich oft sagen: Gepriesen sei Allah, und gelobt
sei Er! Ich bitte Allah um Vergebung und wende mich Ihm reuevoll zu."
Da sagte er: "Mein Herr teilte mir mit, dass ich bald Hinweise sehen
werde, die auf meine Gemeinde (Umma) hindeuten, und dass ich, wenn ich
sie sehe, sagen soll: 'Gepriesen sei Allah, und gelobt sei Er! Ich bitte Allah
um Vergebung und wende mich Ihm reuevoll zu.' Nun habe ich diese
Zeichen gesehen: 'Wenn die Hilfe Allahs kommt und der Sieg" - Allahs
Sieg und Hilfe sind der Sieg von Mekka - 'Und du die Menschen in
Scharen in die Religion Allahs eintreten siehst, dann lobpreise deinen
Herrn und bitte ihn um Vergebung, denn Er ist wahrlich der oft Sich (uns
wieder) Zuwendende." (Sure 110:1-3)"
Hadith 115: Es erzählte Anas (r): Allah, der Allmächtige und Erhabene,
offenbarte dem Gesandten Allahs (s) häufig in der letzten Zeit vor
seinem
Tode.
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 116: Dschabir (r) berichtet, dass der Prophet (s) gesagt hat: "Jeder
wird (am Tage des Gerichts) in der Verfassung auferstehen, in der er
starb." (Muslim)
73 Auf Arabisch lautet dieses Bittgebet: "Subhanaka-llahumma wa bihamdik, astaghfiruka
wa atubu ilaik
74 Das Zeichen, das Allah in der Sure An-Nasr für Seine Umma gesetzt hat, ist der Sieg und
die Hilfe Allahs, sowie der massenhafte Eintritt der Menschen in den Islam.
56
1. Buch der Gebote
Kapitel 13
Aufzählung mehrerer Wege zu Wohltätigkeit
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und was immer ihr an Gutem tut, wahrlich Allah weiß es wohl." (2:215)
"Und was ihn an Gutem tut, Allah weiß es." (2:197)
"Und wer Gutes im Gewicht eines Stäubchens getan hat, wird es sehen."
(99:7)
"Wer Gutes tut, tut es für seine eigene Seele..." (45:15)
Es gibt eine Reihe von Qur’anversen über dieses Thema. Von den
Aussprüchen des Propheten (s) diesbezüglich begnügen wir uns mit den
folgenden:
Hadith 117: Abu Dharr Dschundub ibn Dschunada (r) berichtet: Ich
fragte (den Gesandten Allahs (s)): "Oh Gesandter Allahs, welche Tat ist
am verdienstvollsten?" Er antwortete: "Der Glaube an Allah und der
Dschihad um Allahs willen." Ich fragte: "Welche Art von Sklavenbefreiung
ist am wertvollsten?" Er antwortete: "Die Befreiung der von den
Angehörigen am höchsten geschätzten (Sklaven), und von diesen der,
dessen Lösegeld am höchsten ist." Ich fragte: "Und wenn ich dies nicht tun
kann?" Er sagte: "Dann hilf einem Bedürftigen oder hilf jemandem bei
einer Arbeit, die er nicht so gut erledigen kann." Ich fragte erneut: "Und
was, wenn ich selbst so schwach geworden bin, dass ich nicht helfen
kann?" Er sagte: "Dann fuge keinem Menschen Schaden zu, denn auch
dies zählt als Sadaqa dir selbst gegenüber." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 118: Abu Dharr (r) überliefert auch, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Jeder von euch hat jeden Tag für jedes gesunde Glied seines
Körpers Sadaqa zu entrichten. Und jede Lobpreisung Allahs (indem man
Subhan Allah sagt) zählt als Sadaqa, jedes Alhamdu lillah zählt als
Sadaqa, jedes La ilaha illa-llah75 zählt als Sadaqa, jedes Allahu akbar76
zählt als Sadaqa, das Gute zu gebieten zählt als Sadaqa und das Übel zu
verwehren zählt als Sadaqa. Es genügt aber auch, wenn man am
Vormittag ein kurzes Gebet (mit zwei Rak'a) verrichtet." (Muslim)
75 Auf Deutsch bedeutet dies: "Es gibt keinen Gott außer Allah!"
76 Auf Deutsch bedeutet dies: "Allah ist größer!"
57
1. Buch der Gebote
Hadith 119: Abu Dharr (r) überliefert auch, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Mir wurden die Taten meiner Gemeinde (Umma), die guten und
die schlechten, gezeigt. Zu den guten zählt die Beseitigung von störenden
Gegenständen vom Weg, und zu den schlechten zählt das Nichtbeseitigen
von in der Moschee zurückgelassenem Auswurf." (Muslim)
Hadith 120: Abu Dharr (r) überliefert auch Folgendes: Man sagte zu dem
Propheten (s): "Oh Gesandter Allahs (s), die Wohlhabenden werden besser
belohnt (als wir), denn sie beten wie wir beten, sie fasten wie wir fasten,
und sie geben Sadaqa von den Überschüssen ihres Vermögens." Er sprach:
"Hat Allah euch denn nichts gegeben, wovon ihr Sadaqa geben könnt:
Gewiss zählt jedes Subhan Allah als Sadaqa, jedes Allahu akbar, jedes
Alhamdu lillah und jedes La ilaha illa-llah zählt als Sadaqa. Zum Guten
aufzurufen zählt als Sadaqa, das Übel zu bekämpfen zählt als Sadaqa, und
der Beischlaf zählt als Sadaqa" Da wurde er gefragt: "Oh Gesandter
Allahs (s), einer von uns stillt seine Begierde (durch Beischlaf bei seiner
Ehefrau) und dafür erhält er eine Belohnung?" Er sagte: "Seht ihr nicht,
dass er sündigt, wenn er sie auf verbotene Weise befriedigt? Und so wird
er für die legale Befriedigung (seiner Begierde) belohnt." (Muslim)
Hadith 121: Abu Dharr (r) überliefert, dass der Prophet (s) zu ihm sagte:
"Verachte niemals auch nur die kleinste Kleinigkeit einer guten Tat; sogar
deinen Bruder (Mitmenschen) mit einem fröhlichen Gesicht zu treffen
(zählt als gute Tat)." (Muslim)
58
1. Buch der Gebote
Hadith 122: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Jedes Glied des menschlichen Körpers muss Sadaqa geben, an
jedem Tag, an dem die Sonne aufgeht. Wenn du Gerechtigkeit zwischen
zwei Parteien stiftest, so zählt dies als Sadaqa. Jemandem zu helfen, sein
Reittier zu besteigen, ist Sadaqa, oder ihm beim Beladen seines Tieres zu
helfen ist Sadaqa; ein freundliches Wort ist Sadaqa, jeder Schritt, der zum
Gebet fuhrt, ist Sadaqa; etwas vom Weg zu beseitigen, was ein Hindernis
bildete, ist Sadaqa." (Al-Bukhari und Muslim)
Nach Muslim überliefert die Mutter der Gläubigen Aischa (r), dass der
Gesandte Allahs (s) dazu folgendes Gleichnis erzählte: "Der Mensch ist
mit dreihundertsechzig Gelenken erschaffen worden. Derjenige, der mit
Wohltaten, wie dem Aussprechen von Allahu akbar, dem Ausdruck seiner
Dankbarkeit Allah gegenüber, indem er Alhamdu lillah sagt, dem
Bezeugen, dass es nur einen Gott gibt, indem er La ilaha illa-llah sagt,
der Verherrlichung Allahs mit den Worten Subhän Allah, der Bitte um
Vergebung mit den Worten Astaghfiru-llah, dem Beseitigen von störenden
Hindernissen auf dem Weg, seien es Steine, Dornen, Gräten oder
Knochen, und dem Gebieten des Guten und dem Verwehren des Übels,
360 erreicht, wird sich an diesem Tage vom Höllenfeuer entfernen."
Hadith 123: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Prophet (s) gesagt hat:
"Wer immer zum Gebet in die Moschee geht, ob morgens oder abends, für
den bereitet Allah im Paradies einen festlichen Empfang, wann und wo
immer er eintrifft." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 124: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
gesagt hat: "Oh muslimische Frauen! Fühlt euch nicht zu gering, um eurer
Nachbarin selbst die kleinste Kleinigkeit zu schenken. Schenkt, was immer
ihr schenken könnt, auch wenn dies nur der Fuß eines Schafes ist." (Al-
Bukhari und Muslim)
59
1. Buch der Gebote
Hadith 125: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
gesagt hat: "Es gibt sechzig bis achtzig Arten von Glauben. Die edelste
von ihnen ist das Bezeugen, dass es keinen Gott außer Allah gibt, und die
geringste von ihnen ist, Hindernisse aus dem Wege zu räumen (und somit
Unannehmlichkeiten zu beseitigen). Auch sich zu Schamen ist eine Art von
Glauben."
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 126: Abu Huraira (r) erzählte, dass der Prophet (s) folgendes
Gleichnis erzählte: Ein Mann verspürte, als er des Weges zog, großen
Durst. Beim Erreichen eines Brunnens stieg er in diesen hinab, trank
Wasser zur Genüge und stieg wieder hinauf. Da sah er einen Hund mit
hängender Zunge, der vor lauter Durst Schlamm aufleckte. Der Mann
sagte zu sich, dass der Hund den gleichen Durst verspüren müsse, den er
selbst wenig zuvor gehabt hatte. So stieg er nochmals in den Brunnen
hinab, füllte seinen Lederstrumpf mit Wasser, stieg wieder hinauf - wobei
er den Strumpf mit seinen Zähnen festhielt - und gab dem Hund zu trinken.
Allah schätzte die Tat dieses Mannes und vergab ihm seine Sünden. Der
Prophet (s) wurde gefragt: "Oh Gesandter Allahs (s), werden wir auch für
Freundlichkeit gegenüber Tieren belohnt?" Er antwortete: "Es gibt
Belohnung für Freundlichkeit gegenüber jedem Lebewesen." (Al-Bukhari
und Muslim)
In der Version bei Al-Bukhari endet der Hadith mit: "Allah dankte ihm
sein Tun, vergab ihm (seine Sünden) und ließ ihn ins Paradies eingehen."
Eine andere Version lautet: Ein Hund umkreiste voller Durst den Rand
eines Brunnens, als eine Prostituierte vom Volke Israel das Tier sah, ihren
Lederstrumpf in den Brunnen hinabließ, etwas Wasser heraufzog und dem
Hund zu trinken gab. Ihr wurde aufgrund dieser Tat vergeben.
Hadith 127: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Prophet (s) gesagt hat:
Ich sah einen Mann im Paradies umherschlendern, weil er einen Baum, der
den Muslimen Schaden verursachte, vom Weg entfernt hatte." (Muslim)
60
1. Buch der Gebote
In einer anderen Fassung heißt es: Ein Mann kam an dem Ast eines
Baumes vorbei, der einen Weg versperrte. Er sagte sich: 'Bei Allah, ich
werde ihn entfernen, damit er den Muslimen nicht schade.` Er wurde
wegen dieser guten Tat ins Paradies eingelassen.
Eine weitere Version lautet: Ein Mann kam einen Weg entlang, wobei er
einen dornigen Ast entdeckte, der über den Weg hing, und er nahm ihn
fort. Allah dankte ihm dies und vergab ihm (seine Sünden). (Al-Bukhari
und Muslim)
Hadith 128: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
gesagt hat: "Wer sorgfältig seine Waschung macht, und zum Freitagsgebet
kommt und der Ansprache aufmerksam zuhört, dessen Sünden vom
Freitag zuvor bis drei Tage darauf werden gelöscht. Und sich während der
Freitagsansprache mit Kieselsteinen zu beschäftigen ist so, als ob man
geredet hätte." (Muslim)
Hadith 129: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Wenn ein Muslim oder ein Gläubiger seine rituellen Waschungen vollzieht
und sein Gesicht wäscht, spült das Wasser bis zum letzten Tropfen alle
Sünden fort, die durch seine Augen begangen wurden; wenn er seine
Hände wäscht, spült das Wasser die Sünden fort, die von seinen Händen
begangen wurden; und wenn er seine Füße wäscht, wäscht das Wasser alle
Sünden weg, zu denen seine Füße ihn gebracht haben, bis er daraus
hervorgeht, gereinigt von allen seinen Sünden." (Muslim)
Hadith 130: Abu Huraira (r) überliefert auch, dass der Gesandte Allahs
(s) sagte: "Die fünf täglichen Gebete zwischen zwei Freitagen und
zwischen zwei Ramadan-Monaten löschen die dazwischen begangenen
Sünden aus, vorausgesetzt, es sind keine großen Sünden." (Muslim)
61
1. Buch der Gebote
Hadith 131: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Soll ich euch nicht etwas sagen, womit Allah Sünden erlässt, und
den Rang erhöht." Die Gefährten sagten: "Gewiss, oh Gesandter Allahs."
Er sagte: "Die Waschung stets durchzuführen, auch unter widrigen
Umständen, oft zum Gebet in die Moschee zu gehen und auf das nächste
Gebet zu warten, wenn eines vorüber ist. All dies ist Dschihad für euch."
(Muslim)
Hadith 132: Abu Musa al-Asch'ari (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs
(s) gesagt hat: "Einer, der (regelmäßig und pünktlich) das Morgengebet
und das Nachmittagsgebet verrichtet, wird ins Paradies eintreten." (Al-
Bukhari und Muslim)
Hadith 133: Abu Musa al-Asch'ari (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs
(s) gesagt hat: "Wenn ein Diener Allahs krank wird oder auf eine Reise
geht, wird er mit einem ebenso großen Anteil an Belohnung ausgestattet,
wie wenn er gesund oder zu Hause geblieben wäre." (Al-Bukhari)
Hadith 134: Dschabir (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Jede gute Tat ist Sadaqa."
(Al-Bukhari)
Muslim überliefert den gleichen Hadith unter Berufung auf Hudhaifa (r).
Hadith 135: Dschabir (r) berichtet auch, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Wenn ein Muslim einen Baum pflanzt, dann ist das, was von dem
Baum gegessen wird, eine Sadaqa für ihn, und was auch immer davon
gestohlen wird, ist auch eine Sadaqa für ihn, und auch was davon verloren
geht."
(Muslim)
62
1. Buch der Gebote
Eine andere Version bei Muslim lautet: "Ein Muslim pflanzt keinen
Schößling, von dessen Pflanze ein Mann oder ein Tier oder ein Vogel isst,
ohne dass ihm das als Sadaqa für den Tag des Gerichts angerechnet wird."
Eine weitere Version bei Muslim lautet: "Was immer ein Muslim pflanzt
oder anbaut, und wer auch immer dann davon isst, seien es Mensch, Tier
oder sonst irgendetwas, so gilt dies als Sadaqa für ihn." Das gleiche Hadith
wird unter Berufung auf Anas (r) berichtet.
Hadith 136: Dschabir (r) überliefert: Als der Salima-Stamm sich in die
Nähe der Moschee niederlassen wollte, und der Prophet dies erfuhr, sagte
er: "Ich habe davon erfahren, dass ihr vorhabt, näher an der Moschee zu
sein." Sie sagten: "Ja, oh Gesandter Allahs, das wollen wir." Er sagte:
"Leute des Salima-Stammes, bleibt in euren Häusern; eure Fußabdrücke
sind bereits verzeichnet.77"
(Muslim)
Eine andere Version bei Muslim besagt: "Gewiss erhöht euch jeder Schritt
(zur Moschee) um eine Stufe."
Bei Al-Bukhari wird dieser Hadith unter Berufung auf Anas (r) berichtet.
Hadith 137: Abul-Mundhir Ubai ibn Ka'b (r) erzählte: Es gab einen Mann,
der weiter als alle von der Moschee entfernt wohnte, doch niemals ein
Gebet (in der Moschee) ausließ. Ich oder jemand anderes sagte zu ihm:
"Warum kaufst du keinen Esel, auf dem du in der Dunkelheit und in der
Hitze reiten könntest?" Er sagte: "Ich will nicht, dass mein Haus näher bei
der Moschee sein könnte. Ich bevorzuge, dass mein Gehen zur Moschee
und meine Rückkehr von dort nach Hause zu meinem Vorteil
aufgezeichnet würde." Der Prophet (s) sagte zu ihm: "Allah hat all das zu
deinem Vorteil aufgezeichnet." (Muslim) In einer anderen Fassung heißt es
weiter: "Du erhältst, was du wünschst."
77 Das heißt: Zieht nicht um! Dass ihr einen weiten Weg zur Moschee habt, wird euch von
Allah angerechnet.
63
1. Buch der Gebote
Hadith 138: Abu Muhammad Abdullah ibn Amru ibn al-As (r) berichtet,
dass der Prophet (s) sagte: "Es gibt vierzig Arten guter Taten, von denen
die höchste die ist, eine Milch gebende Ziege auszuleihen. Wer auch immer
eine dieser Taten vollbringt, in der Hoffnung auf Belohnung und der
Zuversicht darauf, den wird Allah ins Paradies eintreten lassen." (Al-
Bukhari)
Hadith 139: Adi ibn Hatim (r) berichtet: Ich hörte den Propheten (s)
sagen: "Schützt euch vor dem Höllenfeuer, auch wenn es nur durch das
Geben einer halben Dattel (als Sadaqa) ist." (Al-Bukhari und Muslim)
Nach einer anderen Version sagte Adi (r): Der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Euer Herr wird sicherlich mit jedem von euch, ohne Hilfe eines
Dolmetschers, sprechen. Dann wird jeder (von euch) zu seiner Rechten
schauen und nur seine Taten sehen; und er wird zu seiner Linken schauen
und nur seine Taten sehen. Er wird vor sich schauen und nur das
Höllenfeuer vor sich sehen. Deshalb schützt euch gegen das Höllenfeuer,
wenn es auch nur durch das Geben einer halben Dattel (als Sadaqa) sei,
und wenn selbst das nicht vorhanden ist, durch das Sprechen eines
angenehmen Wortes." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 140: Anas (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) gesagt hat:
"Allah hat Wohlgefallen an dem (Seiner) Diener, der Allah dankt, wenn er
etwas isst oder trinkt." (Muslim)
Hadith 141: Abu Musa al-Asch'ari (r) überliefert, dass der Prophet (s)
gesagt hat: "Jeder Muslim soll Sadaqa geben." Er wurde gefragt. "Und
wenn man nichts besitzt?" Der Prophet (s) antwortete: "Dann soll er mit
seinen Händen zu seinem eigenen Nutzen arbeiten und auch (etwas von
diesem Verdienst als Sadaqa) geben." Er wurde gefragt: "Und was ist,
64
1. Buch der Gebote
wenn er das nicht kann?" Der Prophet (s) sagte: "Dann soll er armen und
bedürftigen Menschen helfen." Er wurde gefragt: "Und was ist, wenn er
sogar dazu nicht in der Lage ist." Der Prophet (s) sagte: "Dann soll er
andere auffordern, Gutes zu tun." Man fragte: "Und was ist, wenn er auch
das nicht macht?" Der Prophet (s) sagte: "Dann soll er sich von Bösem
fernhalten. Auch das ist Sadaqa" (Al-Bukhari und Muslim)
Kapitel 14
Maßhalten bei der Verehrung Allahs
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Wir haben dir den Qur’an nicht herabgesandt, um dich unglücklich zu
machen." (20:2)
"Allah will es euch leicht, Er will es euch nicht schwer machen..." (2:185)
Hadith 142: Es überliefert Aischa (r), dass der Prophet (s) eines Tages zu
ihr kam, als eine andere Frau bei ihr saß. Er (s) fragte: "Wer ist sie?"
Aischa antwortete: "Sie ist die Frau, die bekannt ist für ihre ausgedehnten
Gebete." Sich an sie wendend sagte er: "Hört auf mich. Ihr seid dazu
aufgefordert, nur so viel zu beten, wie ihr könnt. Und bei Allah, Allah wird
nie verdrossen, aber könnt müde werden."78 (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 143: Anas (r) erzählte: Es kamen einmal drei Leute zum Haus des
Propheten (s), um die Frauen des Propheten über den Gottesdienst des
Propheten zu befragen. Als sie darüber unterrichtet worden waren, hatten
sie das Gefühl, dass dies im Vergleich zu dem, was sie selbst taten, wenig
sei. Sie sprachen: "Was für ein Unterschied besteht zwischen uns und dem
Propheten (s), und ihm werden seine Sünden vergeben, die vergangenen
78 Das bedeutet, dass die Belohnung Allahs für denjenigen, der Gutes tut, nicht aufhören
wird, bis er selbst damit aufhört, Gutes zu tun. Deshalb ist es sinnvoller, auch nur etwas
Geringes regelmäßig zu tun, damit Gnade und Belohnung Allahs dauerhaft sind.
65
1. Buch der Gebote
und die zukünftigen." Einer von ihnen sprach: "Ich verbringe immer die
ganze Nacht im Gebet." Der andere sprach: "Ich faste ständig ohne
Unterbrechung." Der dritte sagte: "Und ich halte mich von Frauen fern und
heirate niemals." Inzwischen kam der Prophet (s) und fragte sie: "Seid ihr
diejenigen, die das und das gesagt haben? Hört, ich fürchte Allah mehr als
ihr alle, und ich bin frömmer. Dennoch faste ich und ich esse, ich bete (des
Nachts) und schlafe (auch), und ich heirate Frauen. Wer sich von meiner
Sunna (meinem Vorbild) abwendet, gehört nicht zu mir." (Al-Bukhari und
Muslim)
Hadith 144: Es überliefert Ibn Masud (r), dass der Prophet (s) gesagt hat:
"Mögen die Übertreibenden79 zugrunde gehen!" Und er wiederholte dies
dreimal. (Muslim)
Hadith 145: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Prophet (s) gesagt hat:
"Dieser Glaube ist gewiss einfach. Kein Mensch soll sich in Extremen
verlieren, was die Angelegenheiten des Glaubens anbelangt, sonst wird ihn
die Religion überwältigen. Darum übertreibt nicht und untertreibt nicht,
und seid damit zufrieden und sucht Allahs Hilfe im Gebet am Morgen und
Abend und im letzten Teil der Nacht." (Al-Bukhari)
In einer anderen Version von Al-Bukhari heißt es: "Übertreibt nicht und
untertreibt nicht. Und verrichtet (eure Gebete) morgens, abends und im
letzten Teil der Nacht. Nach und nach werdet ihr so an (euer Ziel)
gelangen."
Hadith 146: Anas (r) berichtet: Der Prophet (s) betrat die Moschee, als er
ein Seil bemerkte, das zwischen zwei Säulen festgebunden war. Er fragte:
"Was soll dieses Seil?" Man sagte ihm: "Dieses Seil ist von Zainab, die
sich, wenn sie beim Gebet müde wird, daran ausruht." Der Prophet (s)
sagte: "Entfernt es. Ihr sollt nur so lange beten, wie ihr euch wohlfühlt.
Wenn ihr euch müde fühlt, sollt ihr euch ausruhen."
(Al-Bukhari und Muslim)
79 Mit den Obertreibenden sind jene gemeint, die streng sind darin, wo sie nicht streng
sein sollen.
66
1. Buch der Gebote
Hadith 147: Aischa (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) gesagt
hat: "Wenn jemand von euch beim Beten schläfrig wird, dann soll er sich
hinlegen, bis er ausgeruht ist; denn wenn er im Zustand der Schläfrigkeit
fortfährt zu beten, dann weiß er nicht, welche Worte er von sich gibt; und
er könnte fluchen statt Allahs Vergebung zu erbitten." (Al-Bukhari und
Muslim)
Hadith 148: Abu Abdullah Dschabir ibn Samura (r) sagte: "Ich pflegte
mich dem Propheten (s) in seinem Gebet anzuschließen. Sowohl seine
Gebete als auch seine Ansprachen waren stets von ausgewogener Länge."
(Muslim)
Hadith 149: Abu Dschuhaifa Wahb ibn Abdullah (r) erzählte folgende
Geschichte: Der Prophet (s) hatte zwischen Salman (r) und Abud-Darda`
(r) den Bund der Bruderschaft geschlossen. Einst ging Salman (r)
Abud-Darda` (r) besuchen, und fand seine Frau schäbig gekleidet. Er fragte
sie, was mit ihr los sei. Sie sagte: "Dein Bruder Abud-Darda' hat nichts zu
tun mit dieser Welt.80" In der Zwischenzeit kam Abud-Darda` (r) und
kochte für Salman (r) etwas zu essen. Dann sprach er: "Iss, denn ich
faste." Salman (r) sagte zu ihm: "Ich werde nicht anfangen zu essen, bis du
mit mir isst." In der Nacht stand Abud-Darda` (r) auf, um zusätzliche
Gebete zu verrichten. Salman bat ihn, weiter zu schlafen, was er auch tat.
Nach einiger Zeit erhob sich Abud-Darda` erneut um zu Beten, und erneut
wurde er von Salman (r) zum Schlafen aufgefordert. Im späteren Teil der
Nacht sagte Salman (r): "Steh jetzt auf!", und die beiden beteten
gemeinsam. Danach sagte Salman (r): "Zweifellos bist du deinem Herrn
verpflichtet; genauso bist du dir selbst verpflichtet und deiner Familie. Du
sollst deine Pflicht jedem gegenüber erfüllen." Er ging daraufhin zum
Propheten (s) und erzählte ihm all dies. Der Prophet (s) sagte: "Was
Salman sagt ist die Wahrheit." (Al-Bukhari)
80 Das heißt, dass er sich nicht um Frauen zu kümmern pflegte.
67
1. Buch der Gebote
Hadith 150: Abu Muhammad Abdullah ibn Amru ibn al-As (r) erzählte:
Man berichtete dem Propheten (s), dass ich gesagt hatte: "Bei Allah, ich
werde mein ganzes Leben lang tagsüber fasten und in der Nacht beten."
Der Prophet (s) fragte mich: "Bist du derjenige, der dies gesagt hat?" Ich
antwortete: "Mögen meine Eltern für dich geopfert werden, wenn ich
dieses nicht sagte, oh Gesandter Allahs." Er sagte: "Du wirst das nicht
schaffen können. Du sollst fasten, aber brich das Fasten. Schlafe und steh
auf (in der Nacht für zusätzliche Gebete). Faste drei Tage im Monat, das
hat die zehnfache Wirkung einer guten Tat und entspricht somit
ununterbrochenem Fasten." Ich sagte: "Ich bin stark genug, mehr als dies
zu tun." Er (s) sagte: "Dann faste einen Tag und brich das Fasten für zwei
Tage." Ich sagte: "Ich bin stark genug, mehr zu tun." Er (s) sagte: "Nun,
dann faste einen Tag uns iss am nächsten Tag. So hat der Prophet David
gefastet, und es ist ein gemäßigtes Fasten." - Und nach einer anderen
Version heißt es: "und das ist das beste Fasten." - Ich sagte: "Ich bin stark
genug, noch mehr zu tun." Der Prophet (s) sagte: "Es gibt keine bessere
Tugend als diese." Ich hätte dem Vorschlag des Propheten (s) hätte folgen
sollen, an drei Tagen im Monat zu fasten. Das wäre für mich wertvoller
gewesen als mein ganzes Vermögen und meine Kinder.
Eine andere Version besagt, dass der Prophet (s) sagte: "Bin ich recht
darüber informiert worden, dass du jeden Tag fastest und die Nacht
hindurch betest?" Ich bestätigte: "Oh Gesandter Allahs (s), es ist so." Er
sagte: "Tu es nicht: Faste und brich das Fasten, schlafe und steh auf zum
Gebet. Dein Körper hat gewiss ein Anrecht auf dich, und deine Augen
haben ein Recht auf dich, deine Frau hat ein Recht auf dich und dein Gast
hat ein Recht auf dich. Es wäre genug, wenn du an drei Tagen im Monat
fastest; jede Tugend hat ja einen Zehnfachen Wert; das bringt dich bei drei
gefasteten Tagen auf einen ganzen Monat. Dies bedeutet also ständiges
fasten." (Abdullah sagte:) Ich war hart zu mir selbst, und das erzeugte
Härte für mich. Ich sagte zum Gesandter Allahs (s): "Ich fühle mich so
stark, dass ich öfter fasten kann." Er (s) sagte: "Dann faste wie David, der
Prophet Allahs, und übertreibe nicht." Ich fragte: "Was war das Fasten des
Propheten David?" Er sagte: "Die Hälfte des ständigen Fastens.81" Im Alter
pflegte Abdullah zu sagen: Ich wünschte, ich hätte das Zugeständnis
angenommen, das mir der Prophet (s) (zur Mäßigung im Fasten und
Beten) vorschlug."
81 Das heißt: Einen Tag zu fasten und einen Tag das Fasten zu brechen.
68
1. Buch der Gebote
Noch eine andere Version lautet, dass der Prophet sagte: "Bin ich nicht
unterrichtet worden, dass du immer fastest und jede Nacht den Qur’an
liest?" Ich sagte: "Das ist richtig, oh Gesandter Allahs, und ich hoffe, damit
nur Gutes zu tun." Er sagte: "Folge dem Fasten Davids, des Propheten
Allahs, denn er war Allah inbrünstig hingegeben und vollendete die Lesung
des Qur'ans einmal monatlich." Ich warf ein: "Oh Prophet Allahs, ich bin
stark genug, es noch besser zu tun." Er sagte: "Dann rezitiere ihn in zehn
Tagen." Ich sagte: "Oh Prophet Allahs, ich bin stark genug, es noch besser
zu tun." Er sagte: "Nun, so lies ihn in sieben Tagen und vollende sein
Lesen nicht vorher." So unterwarf ich mich der Mühsal und litt darunter.
Der Prophet (s) sagte zu mir: "Du weißt nicht, ob du ein längeres Leben
haben wirst." Und dann kam es so, wie es der Prophet (s) vorausgesehen
hatte: Als ich alt wurde, erkannte ich, dass ich das Zugeständnis, das mir
vom Propheten (s) gemacht worden war, hätte annehmen sollen.
Einer anderen Version zufolge sagte er: "Dein Sohn hat ein Anrecht auf
dich." Nach einer weiteren Version sagte der Prophet (s): "Wer ständig
fastet, der fastet überhaupt nicht." Dies wiederholte er dreimal.
Eine weitere Version fügt hinzu: "Das Fasten des Propheten David ist
Allah, dem Erhabenen, am liebsten. Er ruhte in der ersten Hälfte der
Nacht, dann verrichtete er sein zusätzliches Gebet, und er pflegte das
verbleibende Sechstel (der Nacht) zu schlafen. Ebenso pflegte er einen Tag
zu fasten und den nächsten zu essen. Niemals hielt er sich zurück, wenn es
darum ging, sich einem Feind entgegenzustellen."
69
1. Buch der Gebote
In einem anderen Hadith wird über Abdullah erzählt, dass er gesagt habe,
sein Vater habe ihn mit einer Frau verheiratet, die zu einer angesehenen
Familie gehörte. Auch habe sein Vater diese Frau über ihren Ehemann
befragt. Sie sagte: "Wie vortrefflich ist so ein Mann, der nie sein Bett
berührt und seine Scham enthüllt hat, seit ich mit ihm verheiratet bin." Als
dieser Zustand anhielt, brachte er (Abdullahs Vater) diese Angelegenheit
dem Propheten (s) zur Kenntnis, der meinen Vater bat, mich zu ihm zu
schicken. Als ich mich dem Propheten (s) vorstellte, fragte er mich: "Wie
fastest du*7" Ich antwortete: "Ich faste jeden Tag." Er fragte mich dann:
"Wie lange brauchst du, eine Lesung (des ganzen Qur’ans) zu vollenden.
Ich antwortete: "Jede Nacht", und er erzählte weiter, was vorher berichtet
wurde.
Später (als Abdullah alt wurde) pflegte er ein Siebtel (des Qur’an) einigen
Familienmitgliedern schon am Tage vorzutragen, so dass seine Belastung
in der Nacht vermindert wurde. Ebenso ließ er, als er eine Erleichterung
bei seinem gewohnten Fasten benötigte, des öfteren einige Tage des
Fastens aus, holte aber die fehlenden Tage später nach. Er tat dies in erster
Linie weil er nicht auf seine Lebensweise, die der Prophet (s) von ihm
kannte, verzichten wollte.
Alle diese Hadithe sind gesund (sahih), und die meisten von ihnen wurden
von Al-Bukhari und Muslim überliefert.
Hadith 151: Abu Rib'i Hanzala ibn ar-Rabi al-Usayyidi (r), einer der
Schreiber des Propheten (s), erzählte: Eines Tages begegnete mir Abu
Bakr (r) und fragte: "Wie geht es dir, Hanzala?" Ich sagte: "Hanzala ist zu
einem Heuchler geworden!" Abu Bakr (r) sagte: "Gelobt sei Allah. Was
sagst du?" Hanzala erklärte: "Wenn wir vor dem Propheten (s) versammelt
waren und er uns von Paradies und dem Höllenfeuer erzählte, fühlten wir
uns, als ob diese vor unseren Augen wären. Aber als wir ihn verließen und
uns mit unseren Frauen, Kindern, Ländereien und Gärten beschäftigten,
vergaßen wir vieles." Abu Bakr (r) sagte: "Bei Allah. Wir sind alle in der
gleichen Situation." Da gingen sie beide zum Propheten (s). Hanzala sagte:
"Oh Gesandter Allahs (s), Hanzala ist zu einem Heuchler geworden." Der
Prophet (s) fragte: "Was meinst du damit?" Ich sagte: "Oh Gesandter
Allahs, wenn wir in deiner Gesellschaft waren und du uns über Höllenfeuer
und Paradies erzähltest, fühlten wir uns, als ob sie vor unseren Augen
stünden. Doch sobald wir nicht mehr in deiner Gegenwart waren.
70
1. Buch der Gebote
beschäftigten wir uns mit unseren Frauen, Kindern, Gärten und
Ländereien, und vergaßen vieles." Der Prophet (s) sagte: "Bei Allah, in
dessen Händen mein Leben ruht. Wenn ihr im gleichen Zustand verbleibt,
in dem ihr mit mir wart, mit euren Gedanken bei Allah, würden Engel
herabkommen, um euch die Hand zu geben, wenn ihr in euren Betten und
auf den Wegen seid. Doch, Hanzala, alles zu seiner Zeit." Und er (s)
wiederholte diesen Satz dreimal. (Muslim)
Hadith 152: Ibn Abbas (r) erzählte folgendes: Während der Prophet (s)
eines Tages predigte, sah er einen Mann stehen. Er erkundigte sich später
nach ihm. Ihm wurde gesagt, sein Name sei Abu Israil, und er habe gelobt,
er werde in der Sonne stehen und sich nicht setzen und nicht in den
Schatten gehen und zu niemandem sprechen, und er werde das Fasten
beachten. Der Prophet (s) sagte: "Bittet ihn, zu sprechen, in den Schatten
zu gehen und sich zu setzen. Aber lasst ihn sein F asten vollenden." (Al-
Bukhari)
Kapitel 15
Bewahrung tugendhafter Werke
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Ist es nicht für die Gläubigen an der Zeit, dass sich ihre Herzen beim
Gedenken Allahs und der Wahrheit, die (ihnen) offenbart wurde,
demütigen, damit sie nicht wie jene werden, denen zuvor das Buch
gegeben wurde. Doch die Zeit ging über sie hin und ihre Herzen wurden
hart, und viele von ihnen sind Frevler." (57:16)
"Dann ließen wir in ihren Spuren Unsere Gesandten folgen, und wir ließen
ihnen Jesus, den Sohn der Maria, folgen und gaben ihm das Evangelium. In
die Herzen derer, die ihm folgten, legten Wir Güte und Barmherzigkeit.
Das Mönchstum jedoch erfanden sie selber, Wir geboten ihnen nur, nach
Allahs Wohlgefallen zu trachten, aber sie befolgten (Unser Gebot) nicht
auf die rechte Weise. Denjenigen unter ihnen, die (an unsere Botschaft)
71
1. Buch der Gebote
glaubten, gaben Wir ihren Lohn, aber viele von ihnen waren Frevler."
(57:27)
"Und seid nicht wie jene, die ihr Gesponnenes wieder aufdröselt, nachdem
es zu einem festen Faden versponnen war, indem ihr eure Eide zum Mittel
gegenseitigen Betrugs macht, (weil ihr meint), dass die eine Gemeinschaft
der anderen überlegen sei an Zahl und Macht..." (16:92)
"Und diene deinem Herrn, bis die Gewissheit zu dir kommt." (15:99)
Unter den Hadithen zu diesem Thema ist der folgende von Aischa, dass
ihm (s) das Liebste in der Religion das war, was man regelmäßig zu tut
pflegte.
Siehe hierzu das voranstehende Kapitel.
Hadith 153: Umar ibn al-Khattab (r) berichtet: Der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Wenn jemand verschlafen hat, so dass er sein Sechzigstel des
Qur’an (Hisb) oder einen Teil davon nicht rezitieren konnte, und er holt es
zu einer beliebigen Zeit zwischen dem Morgengebet und dem Mittagsgebet
nach, dann wird ihm dies angerechnet wie das Rezitieren in der Nacht."
(Muslim)
Hadith 154: Abdullah ibn Amru ibn al-As (r) berichtet: Der Gesandte
Allahs (s) sagte zu mir: "Oh Abdullah! Sei nicht wie Soundso, der nachts
zu zusätzlichen Gebeten aufstand, sie aber nach einiger Zeit vernachlässigte."
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 155: Aischa (r) überliefert: Wenn der Gesandte Allahs (s) des
Nachts aufgrund einer Krankheit oder Müdigkeit kein zusätzliches Gebet
verrichten konnte, verrichtete er im Laufe des Tages zusätzlich zwölf
Rak'a.82 (Muslim)
82 Er verrichtete also ein langes Gebet.
72
1. Buch der Gebote
Kapitel 16
Gebot zur Bewahrung der Sunna und ihrer Sitten
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"... Und was euch der Gesandte gibt, das nehmt, und was er euch
verwehrt, darauf verzichtet." (59:7)
"Euer Gefährte irrt nicht und wurde auch nicht verleitet, und er spricht
auch nicht aus niederer Begierde. Es ist nichts anderes als eine
Offenbarung, die ihm eingegeben wird." (53:2-4)
"Sprich: Wenn ihr Allah (wahrhaftig) liebt, so folgt mir, dann wird Allah
euch lieben und euch eure Sünden verzeihen. Denn Allah ist verzeihend,
barmherzig." (3:31)
"Ihr habt fürwahr im Gesandten Allahs ein vortreffliches Vorbild für den,
der auf Allah hofft, und auf den Jüngsten Tag und häufig Allahs gedenkt."
(33:21)
"Doch nein, bei deinem Herrn! Sie glauben nicht (wirklich), bevor sie dich
nicht zum Richter machen über das, worüber sie miteinander streiten, und
danach innerlich nicht ärgerlich und bedrückt sind wegen dessen, was du
beschlossen hast, und sich in völliger Ergebenheit fügen." (4:65)
"Oh die ihr glaubt! Gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten und den
Verantwortlichen unter euch. Und wenn ihr über etwas in Streit geratet,
dann bringt es vor Allah und den Gesandten, sofern ihr an Allah glaubt und
an den Jüngsten Tag. Das ist am besten und die schönste (Art des
Vorgehens und der) Auslegung." (4:59)
"Wer dem Gesandten gehorcht, der hat Allah gehorcht. Und wenn sich
jemand abwendet, so haben Wir dich nicht als ihr Bewahrer geschickt."
(4:80)
"Du leitest fürwahr zum geraden Weg..." (42:52)
"Darum mögen sich die hüten, die sich seinem Gebot widersetzen, dass sie
nicht eine schwere Prüfung trifft oder dass ihnen nicht schmerzliche Strafe
zuteil wird." (24:63)
"Und bleibt in euren Häusern und stellt euch nicht unnötig zur Schau, wie
man sich in früheren Zeiten der Unwissenheit zur Schau stellte, und
verrichtet das Gebet und gebt Zakat und gehorcht Allah und Seinem
Gesandten..." (33:33)
73
1. Buch der Gebote
Hadith 156: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s)
gesagt hat: "Behelligt mich nicht mit Fragen über Themen, die ich euch
gegenüber nicht erwähne, denn die Völker, die euch vorangingen, gingen
an ihrer Fragerei und ihrer Abweichung vom Wege ihrer Propheten
zugrunde. Daher, wenn ich euch verbiete, etwas zu tun, dann haltet euch
davon fern. Und wenn ich euch etwas befehle, dann befolgt es, soweit ihr
könnt." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 157: Abu Nadschih al-Irbad ibn Sariya (r) berichtet: Der Gesandte
Allahs (s) hielt eine bewegende Ansprache, die uns zutiefst berührte und
eine Woge von Furcht in unsere Herzen sandte und unsere Tränen fließen
ließ. Wir sagten zu ihm: "Oh Gesandter Allahs, dies klingt, als wäre diese
Predigt die letzte eines Abschied Nehmenden. Rate uns also!" Daraufhin
sagte er: "Ich ermahne euch, Allah zu fürchten und dem Anführer zu
gehorchen, auch wenn er ein äthiopischer Sklave sein sollte. Diejenigen
unter euch, die mich überleben, werden schon eine Menge an Meinungsverschiedenheiten
feststellen. Eure Pflicht ist es aber, meiner Sunna und
der Sunna meiner rechtgeleiteten Nachfolger (Kalifen) hartnäckig zu
folgen, und dass ihr euch vor Neuerungen hütet, denn jede Neuerung (die
dem Islam widerspricht) ist ein Irrtum." (Abu Dawud und At-Tirmidhi)
Nach At-Tirmidhi ist dies ein guter und gesunder Hadith {hasan sahih).
Hadith 158: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Meine ganze Gemeinde (Umma) wird ins Paradies kommen, außer
denjenigen, die es ablehnen." Er wurde gefragt: "Oh Gesandter Allahs, wer
sollte dies ablehnen?" Er sagte: "Wer mir gehorcht, kommt ins Paradies,
und wer mir nicht gehorcht, weigert sich (ins Paradies zu kommen)." (Al-
Bukhari)
74
1. Buch der Gebote
Hadith 159: Abu Muslim (der auch Abu Iyas genannt wurde,) Salama ibn
Amru ibn al-Akwa` (r) berichtet, dass ein Mann in Anwesenheit des
Propheten (s) mit der linken Hand aß, worauf dieser sagte: "Iss mit deiner
Rechten!" Der Mann sagte zu ihm: "Das kann ich nicht." Der Prophet (s)
sagte zu ihm: "Du wirst es auch nicht können!" Dieser Mann weigerte sich
aus Hochmut, dem Propheten zu gehorchen. Und es geschah tatsächlich,
dass er sie nie wieder zu seinem Mund führen konnte. (Muslim)
Hadith 160: Abu Abdullah an-Nu'man ibn Baschir (r) erzählte: Ich habe
den Gesandten Allahs (s) sagen hören: "Haltet eure Reihen gerade (beim
Gebet in der Gemeinschaft), sonst wird Allah Uneinigkeit unter euch
zulassen."
(Al-Bukhari und Muslim)
Eine andere Version bei Muslim lautet: Der Gesandte Allahs (s) pflegte
darauf zu achten, dass unsere Gebetsreihen gerade gehalten wurden, als ob
sie einen geraden Stab darstellte, bis er sah, dass wir ihn verstanden hatten.
Eines Tages war er gerade dabei, mit dem Gebet zu beginnen, als er
bemerkte, dass die Brust eines der Betenden aus der Linie herausragte,
woraufhin er sagte: "Allahs Diener, haltet eure Reihen gerade, sonst wird
Allah Uneinigkeit unter euch zulassen."
Hadith 161: Abu Musa (r) überliefert, dass ein Haus in Medina in der
Nacht Feuer fing und über seinen Bewohnern zusammenbrach. Als der
Prophet (s) dies erfuhr, sagte er: "Feuer ist euer Feind. So löscht es also,
wenn ihr euch schlafen legt." (Al-Bukhari und Muslim)
75
1. Buch der Gebote
Hadith 162: Abu Musa (r) überliefert, dass der Prophet (s) folgendes
Gleichnis erzählte: "Das Gleichnis davon, dass Allah mich geschickt hat,
mit Rechtleitung und Wissen, ist wie der Regen, der auf Erde fallt, die zum
Teil gut und fruchtbar ist, das Wasser aufnimmt und Gras und reichlich
Vegetation wachsen lässt, und zum Teil trocken ist und das Wasser
aufstaut, und so macht es Allah den Menschen zunutze: sie trinken davon
und werden satt und benutzen es zu Urbarmachung. Das Regenwasser
gelangt aber auch zu einem Stück Land, das eine weite offene Ebene ist,
wo das Wasser weder gestaut wurde noch Gras wachsen lassen konnte.
Ähnlich ist der Fall derer, die Kenntnis von der Religion, die Allah durch
mich (zu den Leuten) gesandt hat, besitzen, und die sie gelernt haben und
andere lehrten. Im Gegensatz dazu gibt es Menschen, die weder ihre
Köpfe hoben und lernten, noch Allahs Führung annahmen." (Al-Bukhari
und Muslim)
Hadith 163: Dschabir (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) folgendes
Gleichnis erzählte: "Ich und du sind wie einer, der ein Feuer anzündet, und
Motten und andere Insekten beginnen dorthin zu fliegen, um davon
verzehrt zu werden. Und derjenige, der das Feuer angezündet hatte,
versucht sie davon abzuhalten. Ich bin wie dieser Mann, indem ich
versuche, euch an den Hüften zu halten (um euch) vor dem Höllenfeuer
(zu retten), aber ihr schlüpft mir aus den Händen." (Muslim)
Hadith 164: Dschabir (r) erzählte, dass der Gesandte Allahs (s) empfohlen
hat, (nach Beendigung der Mahlzeiten) die Finger und die Teller
abzulecken. Er fügte hinzu: "Ihr wisst nicht, in welchem (Teil der Speise)
Segen steckt." (Muslim)
Eine andere Version bei Muslim lautet: "Wenn einem von euch ein Bissen
(auf den Boden) fällt, soll er ihn aufheben, ihn von Staub etc. reinigen und
ihn essen, und ihn nicht dem Satan lassen. Auch sollte er seine Hände nicht
mit einem Tuch abwischen, ohne (die Speisereste) von seinen Fingern
abgeleckt zu haben, denn er weiß nicht, welcher Teil der Speise gesegnet
ist."83
76
1. Buch der Gebote
Eine weitere Version bei Muslim lautet: "Der Satan kommt zu euch bei
allen Gelegenheiten, sogar, wenn ihr beim Essen seid. Und wenn jemand
von euch einen Bissen verliert, soll er ihn aufheben, ihn von Staub reinigen,
ihn essen und ihn nicht dem Satan lassen."
Hadith 165: Ibn Abbas (r) überliefert: Eines Tages erhob sich der
Gesandte Allahs (s) um uns eine Predigt zu halten, und sagte: "Oh ihr
Leute! Ihr werdet vor Allah versammelt werden, barfuß, nackt und
unbeschnitten. 'An dem Tage, an dem wir den Himmel wie eine Schriftrolle
zusammenrollen, da werden Wir, so wie Wir die erste Schöpfung anfangs
hervorgebracht haben, sie wiedererstehen lassen. Dies ist für Uns ein
bindendes Versprechen. Wir werden es wahrlich erfüllen.'(Sure 21:104)"
Dann führ der Gesandte Allahs (s) fort: "Wahrlich! Der erste, der am Tag
des Gerichts bekleidet wird, ist der Prophet Abraham (as). Und einige aus
der Mitte meiner Gefolgsleute werden auf die linke Seite84 gebracht
werden. Dann werde ich sagen: 'Oh Allah, sie sind meine Gefährten.' Und
mir wird gesagt werden: 'Du weißt nicht, welche Neuerungen sie nach dir
verübten.' Und dann will ich wiederholen, wie ein frommer Diener:
"Niemals habe ich zu ihnen etwas gesagt, außer was Du mir zu sagen
geboten hast: Betet Allah, meinen Herrn und euren Herrn an. Ich war
Zeuge über sie, solange ich unter ihnen weilte. Als Du mich jedoch
abberufen hast, warst Du der Wächter über sie. Und Du bist Zeuge über
alle Dinge. Wenn Du sie bestrafen willst, so sind sie wahrlich Deine
Diener. Und wenn Du ihnen verzeihst, so bist Du wahrlich der
Allmächtige, der Weise.'(Sure 5:117-118)"
Und der Gesandte Allahs (s) führ fort: "Es wird mir gesagt werden: 'Sie
sind von dir abtrünnig geworden, seitdem du sie verlassen hast.'" (Al-
Bukhari und Muslim)
Hadith 166: Abu Said Abdullah ibn Mughaffal (r) berichtet, dass der
Prophet (s) Schleudern mit Hilfe des Daumens und des Zeigefingers für
das Geschoss verbot und sagte: "Solch ein Schuss tötet weder das
83 Vergl Hadith nr.608
84 Das Heißt nahe zum Höllenfeuer
77
1. Buch der Gebote
Beutetier, noch verletzt er den Feind, sondern er schadet dem Auge und
bricht den Zahn." (Al-Bukhari und Muslim)
Eine andere Version lautet: Ein naher Verwandter von Ibn Mughaffal
pflegte auf diese Weise zu schießen. Ibn Mughaffal untersagte ihm das,
und erklärte: "Der Prophet (s) hat dieses Vorgehen verboten und gesagt,
es töte nicht das Beutetier." Doch der Mann hörte nicht auf damit, worauf
Abdullah (r) zu ihm sagte: "Ich sagte dir, dass er Prophet (s) uns das
verboten hat, aber du machst dennoch damit weiter. Ich werde deshalb
nicht mehr mit dir sprechen."
Hadith 167: Abis ibn Rabia (r) überliefert: Ich sah Umar ibn al-Khattab
(r) den Schwarzen Stein (in der Ka'ba) küssen und hörte ihn sagte: "Ich
weiß genau, dass du nur ein Stück Fels bist und keine Macht hast, Wohlwollen
auszuüben oder Schaden zuzufügen. Hätte ich nicht den Propheten
(s) dich küssen sehen, dann hätte ich dich nie geküsst." (Al-Bukhari und
Muslim)
Kapitel 17
Pflicht, das Gesetz Allahs zu befolgen,
und was derjenige, der dazu aufgerufen wurde, darauf und auf das
Gebieten von Gutem und Verbieten von Schlechtem antworten soll
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Doch nein, bei deinem Herrn! Sie glauben nicht (wirklich), bevor sie dich
nicht zum Richter machen über das, worüber sie miteinander streiten, und
danach innerlich nicht ärgerlich und bedrückt sind wegen dessen, was du
beschlossen hast, und sich in völliger Ergebenheit fügen." (4:65)
"Hingegen sind die Worte der Gläubigen, wenn sie zu Allah und Seinem
Gesandten aufgerufen werden, damit er zwischen ihnen richte, dass sie
sagen: 'Wir hören und gehorchen.' Und diese sind es, die erfolgreich sein
werden." (24:51)
78
1. Buch der Gebote
Zu diesem Thema gibt es einige Hadithe, unter diesen Hadith Nr. 158.
Hadith 168: Abu Huraira (r) berichtet: Als der Qur’anvers offenbart
wurde: "Allah gehört, was in den Himmeln und was auf Erden ist. Und ob
ihr offenbart, was in euren Seelen ist, oder es geheimhaltet, Allah wird
euch dafür zur Rechenschaft ziehen. Dann verzeiht Er, wem Er will, und
bestraft, wen Er will. Und Allah hat Macht über alle Dinge." (Sure 2:284),
waren die Gefährten des Propheten (s) äußerst beunruhigt. Sie gingen zu
ihm, knieten nieder und sagten: "Oh Gesandter Allahs! Wir sind bereits
beladen mit Pflichten, die wir (mühevoll) erfüllen müssen: den (häufigen)
Gebeten, dem Fasten, dem Dschihad und den Abgaben von (Zakat und)
Sadaqa... Nun ist dir dieser Vers (Sure 2:284) offenbart worden, der
unsere Kräfte übersteigt." Der Gesandte Allahs (s) sagte zu ihnen: "Wollt
ihr etwa sagen, was die Leute der beiden Bücher85 früher schon gesagt
haben, nämlich: 'Wir haben gehört, aber wir werden nicht gehorchen.'? Ihr
sollt aber sagen: 'Wir hören und gehorchen. Gewähre uns Deine Verzeihung,
unser Herr, und bei Dir ruht der Ausgang.'(Sure 2:285)" Als die
Muslime diesen Vers verinnerlichten, hob Allah den Befehl auf, und Er
offenbarte: "Allah bürdet keiner Seele mehr auf, als sie zu tragen vermag.
Ihr wird zuteil, was sie (an Gutem) erworben hat, und über sie kommt,
was sie sich zuschulden kommen lässt. (- Der Prophet bestätigte dies,
indem er "Ja" sagte. -) 'Unser Herr, mache uns nicht zum Vorwurf, wenn
wir uns vergessen oder Schlechtigkeit begehen. Unser Herr, erlege uns
keine Bürde auf, so wie Du sie jenen aufgebürdet hast, die vor uns
waren. (- Er bestätigte dies, indem er "Ja" sagte. -) Unser Herr, und lade
uns nichts auf, wofür wir keine Kraft haben. (- Bestätigend sagte er "Ja" -)
Und vergib uns und gewähre uns Verzeihung und habe Erbarmen mit uns.
Du bist unser Beschützer. So hilf uns gegen das Volk der Ungläubigen.'
(Sure 2:286)" Und er (s) bestätigte dies, indem er "Ja" sagte. (Muslim)
85 Das heißt: der Thora und des Evangeliums, also Juden und Christen.
79
1. Buch der Gebote
Kapitel 18
Verbot von Neuerungen (Bid'a) und Neuem
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und was gibt es außer der Wahrheit Anderes als Irrtum? Wie lasst ihr
euch also abwendig machen?" (10:32)
"Nichts haben wir im Buch außer Acht gelassen." (6:38)
"Und wenn ihr über etwas in Streit geratet, dann bringt es vor Allah und
den Gesandten..." (4:59)
"Und dies ist wahrlich Mein gerader Weg, so folgt ihm, und folgt nicht
(anderen) Pfaden, die euch von Seinem Pfad abirren lassen..." (6:153)
"Sprich: 'Wenn ihr Allah (wahrhaft) liebt, so folgt mir, dann wird Allah
euch lieben und euch eure Schuld vergeben..." (3:31).
Hadith 169: Aischa (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) gesagt
hat: "Wer in dieser unserer Sache86 etwas neu begründet, was nicht ein
Bestandteil davon ist, ist abzuweisen." (Al-Bukhari und Muslim)
In einer anderen Version bei Muslim heißt es: "Wer gegen unsere Sache
handelt, ist zurückzuweisen."87
86 Das heißt: der islamischen Religion.
87 Sowohl der Neuerer als auch die Neuerung selbst sind zurückzuweisen.
80
1. Buch der Gebote
Hadith 170: Dschabir (r) berichtet: Wenn der Gesandte Allahs (s)
predigte, wurden seine Augen rot, der Ton seiner Stimme erhob sich, und
er erregte sich, als wäre er der Warner vor einem feindlichen Heer, das
auflauert. Er pflegte zu sagen: "Der Feind wartet ab, um am Morgen oder
am Abend über euch herzufallen," Er pflegte auch zu sagen: "Meine
Entsendung ist ein Zeichen der baldigen Ankunft der Stunde (des Jüngsten
Tages). Beide liegen sehr nah beieinander wie dies:" hierbei verschlang er
seinen Zeigefinger mit seinem Mittelfinger und fügte hinzu: "Gewiss ist das
beste Wort die Schrift Allahs, und die beste Führung ist die von
Muhammad (s) gezeigte. Die schlimmste Praxis ist das Einfuhren neuer
Elemente in den islamischen Glauben, und jede Neuerung ist ein Irrtum."
Er sagte stets: "Ich habe Vorrang in der Sorge um jeden Gläubigen vor
ihm selbst. Wenn er etwas an Besitz zurücklässt, gehört dieser (dennoch)
seinen Familienmitgliedern. Und wenn er stirbt und dabei Schulden hinterlässt,
und von Abhängigen überlebt wird, halte ich mich verantwortlich für
das Zahlen seiner Schulden und für den Unterhalt seiner Abhängigen."
(Muslim)
Und al-Irbad ibn Sariya überliefert das bereits aufgeführte Hadith Nr. 157.
Kapitel 19
Einführer von guten oder schlechten Sitten
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und diejenigen, die sagen: 'Unser Herr, gib, dass unsere Ehepartner und
unsere Nachkommen uns Augentrost sind, und mache uns zum Vorbild für
die Gottesfürchtigen.111 (25:74)
"Und Wir machten sie zu Führern, die (die Menschen) nach Unserem
Gebot rechtleiteten..." (21:73).
Hadith 171: Abu Amru Dschanr ibn Abdullah (r) erzählte: Wir waren
eines Vormittags beim Gesandten Allahs (s). Zu ihm kamen auch einige
81
1. Buch der Gebote
Leute, die nichts als Fetzen von Sackleinen an ihrem Körper trugen. Und
sie trugen umgehängte Schwerter. Fast alle von ihnen gehörten zum
Stamme der Mudar. Als der Prophet (s) sah, in welch armseligem Zustand
sie sich befanden, änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er stand auf und
ging in seine Kammer, kam sodann heraus und bat Bilal (r), zum Gebet zu
rufen. Dann rief dieser zum Gebet, und sie beteten. Dann sprach er zu den
Versammelten: "Oh ihr Menschen! Fürchtet euren Herrn, Der euch aus
einem einzigen Wesen erschaffen hat, und aus ihm erschuf Er seine Gattin,
und aus beiden ließ Er viele Männer und Frauen (sich auf Erden)
ausbreiten. So fürchtet Allah, in Dessen Namen ihr einander ersucht, und
wahrt die Verwandtschaftsbande (fest). Wahrlich, Al!ah wacht stets über
euch." (Sure 4:1). Und dann las er noch einen Vers aus Sure Al-Haschr
(59:18): "Oh die ihr glaubt, fürchtet Allah, und jede Seele soll schauen,
was sie für morgen vorausschickt. Fürchtet Allah. Allah weiß sehr wohl,
was ihr tut." Dann bat der Prophet (s) die Anwesenden: "Jeder von euch
soll Sadaqa geben, von seinem Geld, seiner Kleidung, Getreide und
Datteln, und wenn es nur eine halbe Dattel wäre." Da kam einer der Ansar
und brachte einen schweren Sack, dessen Gewicht ihm Schwierigkeit
machte, ihn zu tragen; dann folgten andere, einer nach dem anderen, bis da
zwei Haufen von Esswaren und Kleidung lagen. Dann sah ich, wie das
Gesicht des Gesandten Allahs (s) wie Gold strahlte. Allahs Gesandter (s)
sagte: "Wer auch immer eine gute Sitte einfuhrt, der wird dafür Lohn
erhalten, und auch den Lohn für diejenigen, die ihm darin folgen, ohne
dass diesen jedoch irgendetwas von ihrem Lohn abgezogen wird.
Desgleichen wird derjenige, der eine üble Praxis im Islam einfuhrt, dafür
bestraft werden, und auch für diejenigen, die es ihm gleichtun, ohne dass
diesen irgendetwas von ihrer Strafe dafür erlassen wird." (Muslim)
82
1. Buch der Gebote
Hadith 172: Ibn Mas'ud (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Für alle Morde, die ohne irgendeine Rechtfertigung in der Welt begangen
wurden, wird der ältere Sohn des Propheten Adam (d.i. Kain), einen Anteil
an Strafe bekommen, weil er der erste war, der das Töten begann (indem
er seinen Bruder Abel ermordete)." (Al-Bukhari und Muslim)
Kapitel 20
Hinweisen auf Gutes und Aufruf zu Rechtleitung oder Irrtum
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht: "Und
rufe auf zu deinem Herrn..." (28:87),
"Rufe zum Pfad deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung..."
(16:125)
"Und helft einander in Rechtschaffenheit und Frömmigkeit und Gottesfurcht..."
(5:2)
"Und es soll unter euch eine Gemeinschaft sein, die zum Guten aufruft und
das Rechte gebietet und Unrecht verwehrt..." (3:104)
Hadith 173: Abu Mas'ud Uqba ibn Amru al-Ansari al-Badri (r) sagte: Der
Gesandte Allahs (s) sagte: "Derjenige, der veranlasst, Gutes zu tun,
bekommt die gleiche Belohnung wie der Wohltäter." (Muslim)
Hadith 174: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Derjenige von euch, der um Rechtleitung bittet und aufruft, Gutes zu tun,
wird die gleiche Belohnung erhalten wie diejenigen, die ihm folgen und
Gutes tun, und dies wird ihre Belohnung um nichts schmälern. Ebenso
wird derjenige, der die Leute zu bösen Taten aufruft, die gleiche
Bestrafung erhalten wie diejenigen, die ihm gefolgt sind, ohne dass die
anderen deshalb weniger bestraft werden." (Muslim)
83
1. Buch der Gebote
Hadith 175: Abul-Abbas Sahl ibn Sa'd as-Sa'idi (r) erzählte: Am Tag vor
der Schlacht von Khaibar sprach der Gesandte Allahs (s) folgendes:
"Morgen werde ich die Standarte einem Mann übergeben, durch den Allah
uns Erfolg und Sieg gegen wird. Er liebt Allah und Seinen Gesandten, so
wie Allah und Sein Gesandter ihn lieben."
Die Leute verbrachten die Nacht in gespannter Ungewissheit und unterhielten
sich darüber, wer wohl dazu bestimmt werde, die Standarte zu
tragen. Am nächsten Morgen gingen sie zum Propheten (s), jeder in der
Hoffnung, derjenige zu sein, der diese Ehre erhalten würde. Der Prophet
(s) fragte: "Wo ist Ali ibn Abi Talib?" und es wurde ihm mitgeteilt: "Oh
Gesandter Allahs, er hat Augenschmerzen." Er sagte: "Schickt nach ihm."
Als er kam, tat ihm der Prophet (s) etwas von seinem Speichel in die
Augen und betete für ihn. Er wurde so von seinen Augenschmerzen
geheilt, als ob er niemals Schmerzen gehabt hätte. Dann übergab der
Prophet (s) ihm die Standarte. Ali fragte: "Oh Gesandter Allahs, werde ich
mit ihnen kämpfen, bis sie Muslime werden wie wir?" Der Prophet (s)
antwortete: "Gehe zu ihnen und lade sie zum Islam ein, und sage ihnen,
was das Recht Allahs, des Erhabenen, über sie ist. Bei Allah, wenn Allah
auch nur einen einzigen Menschen durch dich zum Islam führt, ist das
besser, als eine Herde roter Kamele88." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 176: Anas (r) berichtet: Ein Junger Mann vom Stamm der Aslam
kam zum Propheten (s) und sagte: "Oh Gesandter Allahs, ich will mich
dem Dschihad anschließen, aber ich habe weder Ausrüstung noch Geld."
Er sagte zu ihm: "Geh zu Soundso, denn er hat sich voll auf den Dschihad
vorbereitet, aber nun ist er krank geworden." Er ging zu ihm und sagte:
"Der Gesandte Allahs (s) schickt dir seinen Gruß und sagt, du mögest mir
die Ausrüstung aushändigen, die du für den Dschihad vorbereitet hast."
Der Mann bat seine Frau: "Oh Soundso, gib ihm alles, was ich vorbereitet
habe, und behalte nichts davon zurück. Bei Allah, wenn du nichts davon
zurückhältst, wird Allah uns alles segnen." (Muslim)
88 Rote Kamele gelten als besonders kostbar.
84
1. Buch der Gebote
Kapitel 21
Gegenseitige Hilfe in Frömmigkeit und Gottesfurcht
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und helft einander in Rechtschaffenheit und Frömmigkeit und Gottesfurcht..."
(5:2)
"Bei der Zeit! Wahrlich, der Mensch ist zum Verderben (verurteilt), außer
denjenigen, die glauben und gute Werke tun und sich (gegenseitig) zum
Rechten aufrufen und sich (gegenseitig) zur Geduld (und Standhaftigkeit)
aufrufen." (103:1-3)
Imam Asch-Schafi'i (rA) meinte dazu, dass die meisten Menschen die
Bedeutung dieser Sure (Al-Asr) unterschätzen.
Hadith 177: Abu Abdur-Rahman Zaid ibn Khälid al-Dschuhani (r)
berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte: "Wer für die Ausrüstung
eines Mudschahids 89 sorgt, zählt auch als Mudschdhid, und wer sich um
die Angehörigen eines Mudschahids kümmert, zählt auch als Mudschahid,
der am Dschihad teilgenommen hat." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 178: Abu Said al-Khudri (r) erzählte: Der Gesandte Allahs (s)
beauftragte eine Abteilung von Mudschahidin gegen den Lahyan-Stamm
von Hudhail zu kämpfen, und er befahl: "Jeder zweite Mann soll sich
vorbereiten, in den Dschihad zu ziehen, doch werden beide das gleiche
Maß an Belohnung bekommen." (Muslim)
Hadith 179: Ibn Abbas (r) erzählte: Der Gesandte Allahs (s) stieß bei Ar-
Rauha'90 auf Reisende, und fragte sie: "Wer seid ihr?" Sie sagten:
"Muslime!", dann fragten sie ihn: "Und wer bist du?" Er antwortete: "Der
Gesandte Allahs." Da trat eine Frau mit einem Jungen hervor und fragte:
"Zählt die Pilgerfahrt dieses Jungen?" Er sagte: "Ja, und du wirst auch eine
Belohnung bekommen." (Muslim)
89 Mudschahid nennt man denjenigen, der Dschihad führt; siehe Anmerkung Nr. 20 auf Seite
90 Das ist ein Vorort von Medina.
85
1. Buch der Gebote
Hadith 180: Abu Musa ai-Asch'ari (r) überliefert: Der Prophet (s) sagte:
"Ein vertrauenswürdiger muslimischer Verwalter ist einer, der seine
Pflichten ehrlich durchfuhrt und vollendet, womit er beauftragt wurde, und
der jedem voll aushändigt, wozu er berechtigt ist, und zwar aus ganzem
Herzen. Ein solcher Verwalter ist wie jemand, der Sadaqa gibt." (Al-
Bukhari und Muslim)
Nach einer anderen Version zählt derjenige, der dafür sorgt, dass ein
anderer etwas erhält, auch als jemand, der Sadaqa gibt. Beide Versionen
gelten als gesund (sahih).
Kapitel 22
Guter Ratschlag
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Die Gläubigen sind doch Brüder, darum stiftet Frieden zwischen euren
(zerstrittenen) Brüdern..." (49:10)
''Ich (Noah) überbringe euch die Botschaft meines Herrn und gebe euch
wohlmeinenden Rat, und ich weiß von Allah, was ihr nicht wisst." (7:62)
"Ich (Hud) überbringe euch die Botschaft meines Herrn, und bin euch ein
aufrichtiger, vertrauenswürdiger Ratgeber." (7:68)
Hadith 181: Abu Ruqayya Tamim ibn Aus ad-Däri (r) berichtet, dass der
Prophet (s) sagte: "Die Grundlage des Glaubens ist aufrichtiger Rat." Wir
fragten: "Wem gegenüber?" Er sagte: "Allah gegenüber, Seinem Buch,
Seinem Gesandten, den islamischen Anführern und den Menschen
gegenüber." (Muslim)
Hadith 182: Dscharir ibn Abdullah (r) berichtet: Ich huldigte dem
Gesandten Allahs (s) und verpflichtete mich dadurch, das Gebet zu verrichten,
die Zakat zu entrichten und jedem Muslim gut zu raten." (Al-
Bukhari und Muslim)
Hadith 183: Anas (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Keiner von euch ist gläubig, bis er für seinen Bruder wünscht, was er für
sich selbst wünscht." (Al-Bukhari und Muslim)
86
1. Buch der Gebote
Kapitel 23
Gutes gebieten und Schlechtes verbieten
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und es soll unter euch eine Gemeinschaft sein, die zum Rechten aufruft,
und das Rechte gebietet und das Unrecht verwehrt. Sie sind es, die
erfolgreich sein werden." (3:104)
"Ihr seid die beste Gemeinschaft, die unter den Menschen hervorgebracht
worden ist. Ihr gebietet das Rechte und verwehrt Unrecht und glaubt an
Gott..." (3:110)
"Übe Nachsicht und gebiete Gutes und wende dich ab von den Törichten."
(7:199)
"Die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einander Beschützer
und Helfer. Sie gebieten das Gute und verwehren das Üble..." (9:71)
"Verflucht wurden die Ungläubigen unter den Kindern Israels durch die
Zunge Davids und Jesu, des Sohnes der Maria. Dies, weil sie sich
widersetzten und (Allahs Gesetze) immer wieder übertraten..." (5:78-79)
"Und sprich: 'Die Wahrheit ist von eurem Herrn!' So möge wer will (sie)
annehmen und wer will möge (sie) ablehnen." (18:29)
"So tue offen kund, wie dir geboten worden ist..." (15:94)
"Und als sie das vergaßen, wozu sie ermahnt worden waren, da retteten
Wir jene, die vom Bösen abhielten. Doch Wir erfassten jene, die Unrecht
taten, mit einer schlimmen Strafe, weil sie sich des Frevels schuldig
gemacht hatten." (7:165)
Hadith 184: Abu Said al-Khudri (r) überliefert, dass er den Gesandten
Allahs (s) sagen hörte: "Wer von euch etwas Übles sieht, soll es mit
eigener Hand ändern, und wenn er dies nicht vermag, so soll er es mit
seiner Zunge verändern, und wenn er dies nicht kann, dann mit seinem
Herzen, und dies ist die schwächste Form des Glaubens." (Muslim)
87
1. Buch der Gebote
'Hadith 185: Ibn Mas’ud (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
.sagte: "Alle Propheten, die vor mir von Allah gesandt wurden, hatten
Vertraute und Gefährten, die ihrem Vorbild folgten und ihren
Anweisungen gehorchten. Nach ihnen kamen Leute, die nicht taten, was
sie sagten, und machten, wozu sie nicht aufgefordert waren. Derjenige, der
Dschihad gegen diese mit seinen Händen unternimmt, ist ein Gläubiger;
derjenige, der Dschihad gegen sie mit seinem Herzen unternimmt, ist ein
Gläubiger; und derjenige, der Dschihad gegen sie mit seiner Zunge
unternimmt, ist ein Gläubiger. Außer diesem existiert es kein Körnchen
Glauben." (Muslim)
Hadith 186: Abul-Walid Ubada ibn as-Samit (r) berichtet: Wir huldigten
dem Gesandten Allahs (s), und verpflichteten uns, unter allen Umständen
auf ihn zu hören und ihm zu gehorchen, unter schweren oder leichten
Umständen, in guten oder schlechten Zeiten, nicht selbstsüchtig zu sein
und keine Vorurteile zu hegen und niemanden zu verurteilen ohne klare
Beweise, immer die Wahrheit zu sagen, wo immer wir uns befinden, und
außer Allah niemanden zu furchten. (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 187: Es überliefert an-Nu’man ibn Baschir (r), dass der Prophet
(s) sagte: "Das Gleichnis dessen, der Allahs Grenzen beachtet, und dessen,
der diese überschreitet, ist wie Reisende auf einem Schiff, die per Los
darüber entscheiden, wer auf das Oberdeck soll und wer unter Deck.
Jene unter Deck mussten über das Oberdeck, um Wasser zu holen,
was den Reisenden vom Oberdeck Unannehmlichkeiten bereitete. So
schlugen sie den Leuten vom Oberdeck vor, ihnen zu erlauben, ein Loch
in den Schiffsboden zu bohren und so Wasser zu schöpfen, ohne ihnen
Unannehmlichkeiten zu bereiten. Wenn die Bewohner des Oberdecks die
anderen ihren Plan durchführen ließen, würden sie alle
gemeinsam
88
1. Buch der Gebote
umkommen; aber wenn sie sie davon abhielten, würden sie sich selbst
retten und alle anderen dazu."
(Al-Bukhari)
Hadith 188: Die Mutter der Gläubigen Umm Salama Hind bint Abi
Umayya Hudhaifa (r) überliefert, dass der Prophet (s) sagte: "Es werden
Menschen zur Herrschaft über euch ernannt werden, von deren Taten ihr
einige in Übereinstimmung mit den Geboten Allahs und einige im
Gegensatz dazu finden werdet. Derjenige, der dies innerlich verabscheut,
ist von Rechenschaft (vor Allah) befreit, und derjenige, der etwas dagegen
unternimmt (mit Wort oder Tat), ist vor Sünde sicher, doch derjenige, der
ihnen folgt und damit zufrieden ist, wird Rechenschaft ablegen müssen."
Die Leute fragten: "Oh Gesandter Allahs, sollen wir nicht gegen sie
kämpfen?" Er sagte: "Nicht, solange sie weiterhin ihr Gebet unter euch
verrichten." (Muslim)
Hadith 189: Die Mutter der Gläubigen, Umm al-Hakam Zainab bint
Dschahsch (r), überliefert: Einmal kam der Prophet (s) zu mir, und der
Schreck steckte in seinen Gliedern, und er sagte: "Es gibt keinen Gott
außer Allah. Wehe den Arabern wegen des nahenden Unheils. Ein Riss ist
in der Mauer, die Gog und Magog91 zurückhält, und das Loch ist von
dieser Größe:" und er zeigte mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis. Ich
sagte zu ihm: "Oh Gesandter Allahs, werden wir alle vernichtet, auch
wenn unter uns gute Menschen ist?" Er sagte: "Ja, wenn Schlechtes
und Bestechung um sich greifen." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 190: Abu Said al-Khudri (r) überliefert, dass der Prophet (s) zu
uns sagte: "Setzt euch nicht an die (Ränder der) Wege." Die Gefährten
bemerkten: "Oh Prophet Allahs, wir haben keinen anderen Platz, an dem
wir sitzen und Angelegenheiten besprechen können." Er sagte: "Wenn das
91 Das Erscheinen von Gog und Magog gilt als ein Anzeichen des Jüngsten Tages.
89
1. Buch der Gebote
so ist, dann erledigt eure Angelegenheiten den Sitten der Wege entsprechend."
Sie fragten: "Oh Gesandter Allahs, was ist die Sitte der
Wege?" Er sagte: "Haltet eure Blicke niedergeschlagen, säubert die Wege
von widrigen Gegenständen, antwortet auf den Friedensgruß, tut das Gute
und verbietet das Üble." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 191: Ibn Abbas (r) berichtet: Eines Tages sah der Gesandte Allahs
(s) einen Mann, der einen goldenen Ring am Finger trug. Der Prophet (s)
nahm den Ring von seinem Finger und warf ihn weg, wobei er sagte: "Wer
auch immer ein Stück glühender Kohle auf seine Hand legen will, der lege
sie darauf." Nachdem der Prophet (s) gegangen war, wurde der Mann
aufgefordert, den Ring aufzuheben und ihn auf andere Weise zu
verwenden. Daraufhin sagte er: "Bei Allah: Nun, da der Prophet (s) diesen
Ring weggeworfen hat, werde ich ihn niemals aufheben." (Muslim)
Hadith 192: Abu Sa'id al-Hasan al-Basri (r) erzählte, dass Aidh ibn Amru
den Ubaidullah ibn ZIyad besuchte und zu ihm sagte: "Oh mein Sohn, ich
hörte Allahs Gesandten (s) sagen: 'Der schlimmste Herrscher ist derjenige,
der zerstört.' Pass auf, dass du nicht so wirst." Da sagte dieser zu ihm:
"Setz dich, du bist wie die Spreu unter den Gefährten des Propheten (s)."
Äidh erwiderte: "Gab es etwa Spreu unter den Gefährten des Propheten
(s) ? Diese gab es doch vielmehr nur unter deren Nachfolgern und
anderen." (Muslim)
Hadith 193: Hudhaifa (r) berichtet, dass der Prophet (s) sagte: "Bei Allah,
in dessen Händen mein Leben ist, entweder ihr gebietet das Gute und
verbietet das Üble, oder Allah wird gewiss Strafe über euch senden; und
dann werdet ihr beten, aber eure Bitten werden nicht erhört werden."
(At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter Hadith (hasan)
90
1. Buch der Gebote
Hadith 194: Abu Said al-Khudri (r) überliefert, dass der Prophet (s)
sagte: "Der beste Dschihad ist ein wahres Wort zu einem ungerechten
Herrscher."
(Abu Dawud und At-Tirmidhi)
Nach At-Tirmidhi ist dies ein guter Hadith (hasan).
Hadith 195: Abu Abdullah Täriq ibn Schihäb al-Badschali (r) erzählte:
Während der Prophet (s) gerade eine Reise fortsetzen wollte und seinen
Fuß in den Steigbügel setzte, erkundigte sich ein Mann bei ihm, welche
Art von Dschihad die beste sei. Er sagte: "Ein wahres Wort zu einem
ungerechten Herrscher."
(An-Nasai)
Dieser Hadith ist zuverlässig überliefert (isnad sahih).
Hadith 196: Es berichtet Ibn Mas’ud (r), dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Der allererste Fehler, der unter den Juden gemacht wurde, war,
dass einer von ihnen, als er einen anderen traf, begann zu sagen: 'Fürchte
Allah und unterlasse, was du tust, da es ungesetzlich ist.' Als er den
Fehlgehenden jedoch am nächsten Tag traf und keine Verhaltensänderung
festzustellen war, sagte er nichts zu ihm. und nichts hinderte ihn, mit ihm
zu essen, zu trinken und in seiner Gesellschaft zu sitzen So also kehrte
Allah die Herzen dieser ab, wegen ihres Beisammenseins mit anderen (mit
schlechtem Herzen)." Dann rezitierte der Prophet (s): "Verflucht wurden
die Ungläubigen unter den Kindern Israels durch die Zunge Davids und
Jesu, des Sohnes der Maria. Dies, weil sie sich widersetzten und (Gottes
Gesetze) immer wieder übertraten. Sie pflegten einander nicht vom
unrechten Tun abzuhalten. Schlecht ist fürwahr, was sie zu tun pflegten.
Du siehst, (wie) viele von ihnen sich denen zuwenden, die ungläubig sind.
Schlecht ist fürwahr, was sie für sich selbst vorausgeschickt haben, so dass
der Unwille Allahs über sie gekommen ist und sie in ihrer Strafe verweilen
werden. Wenn sie nur an Allah und an den Propheten und an das geglaubt
hätten, was ihm offenbart worden ist, dann hätten sie sie nicht zu Freunden
genommen. Doch viele von ihnen sind sündig." (Sure 5:78-81).
91
l. Buch der Gebote
Weiterhin sagte er (s): "Gewiss ist es nicht so, wie ihr denkt: Bei Allah, ihr
werdet das Gute gebieten und das Üble verbieten und den Übertretern die
Hand festhalten und sie überreden, gerecht zu handeln, und sie zur
Gerechtigkeit anhalten, damit Allah euch nicht zusammen mit anderen
strafen und wie sie (die Juden) verfluchen wird." (Abu Dawud und At-
Tirrnidhi)
Nach At-Tirmidhi ist dies ist ein guter Hadith (hasan). Die zitierte Fassung
stammt von Abu Dawud.
Die Version bei At-Tirmidhi lautet: Der Prophet (s) sagte: "Als das Volk
Israel sich in Sünde verstrickte, versuchte es zunächst seine Gelehrten
zurückzuhalten, doch niemand achtete auf sie. Seine Gelehrten gesellten
sich schließlich auch zu ihm, und aßen und tranken mit ihm zusammen.
Also ließ Allah ihre Herzen denen der anderen gleich werden, und sie
wurden alle verflucht; durch David und Jesus, den Sohn der Maria, weil sie
ungehorsam waren und sich Ausschweifungen hingaben." Der Prophet (s)
setzte sich, nachdem er zuvor gelegen hatte, auf und sagte: "Bei Dem, in
Dessen Händen mein Leben ist, bis ihr sie dazu bringt, gerecht zu
handeln."
Hadith 197: Abu Bakr as-Siddiq (r) sagte (zu den Anwesenden): "Oh
ihr Menschen, ihr lest den Qur’anvers: 'Oh ihr Gläubigen` Ihr seid nur für
euch selbst verantwortlich. Wer irregeht, kann euch keinen Schaden
zufügen, solange ihr (selbst) rechtgeleitet seid. Zu Allah wird euer aller
Rückkehr sein. Dann wird Er euch Kunde davon geben, was ihr zu tun
pflegt.' (Sure 5:105). Und ich habe gewiss den Gesandten Allahs (s) sagen
hören: 'Wenn die Leute jemanden unrecht handeln sehen und ihn nicht
davon zurückhalten, ist es nur gerecht, wenn Allah sie alle straft.'" (Abu
Dawud, An-Nasai und At-Tirmidhi) Dieser Hadith ist zuverlässig
überliefert (isnad sahih).
92
1. Buch der Gebote
Kapitel 24
Größere Strafe für denjenigen, der Gutes gebietet und Schlechtes
verbietet, jedoch das Gegenteil von dem tut, was er sagt
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Wollt ihr den Menschen das Rechte gebieten, während ihr euch selbst
vergesst, wo ihr doch das Buch lest? Begreift ihr denn nicht?" (2:44), "Oh
die ihr glaubt, warum sagt ihr, was ihr nicht tut? Höchst verabscheuenswürdig
ist es vor Allah, dass ihr sagt, was ihr nicht tut." (61:2-3).
"Er (Schu'aib) sagte: 'Oh mein Volk! Seht ihr nicht, dass ich klare Beweise
habe von meinem Herrn und Er mich mit Seinen Gaben beschenkt, (wollt
ihr mir da nicht glauben?). Ich will im Gegensatz zu euch nicht nach dem
handeln, das zu unterlassen ich euch bitte..." (11:88)
Hadith 198: Abu Zaid Usama ibn Zaid ibn Haritha (r) erzählte: Ich hörte
den Gesandten Allahs (s) sagen: "Am Tage des Gericht wird ein Mann
gebracht und in die Hölle geworfen werden, und seine Eingeweide werden
dort aus seinem Bauch herausbrechen, und er wird sie festhalten und
taumelnd im Kreise gehen wie ein Esel in der Mühle. Die Bewohner der
Hölle werden zu ihm kommen und sagen: 'Oh Soundso! Was ist das?
Batest du die Leute nicht, Gutes zu tun und Übles zu meiden?' Und er wird
sagen: 'So ist es. Ich schloss mich anderen an und bat Sie, Gutes zu tun,
aber ich tat es selbst nicht, und ich verbot ihnen, Übles zu tun, aber ich tat
es selbst.'" (Al-Bukhari und Muslim)
Kapitel 25
Gebot der Rückgabe des anvertrauten Guts (Amana)
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Wahrlich, Allah gebietet euch, dass ihr (euch) Anvertrautes an seine
Besitzer zurückgebt..." (4:58)
"Wir haben fürwahr das Vertrauenspfand den Himmeln und der Erde und
den Bergen angeboten, doch sie weigerten sich, es zu tragen und
schreckten davor zurück. Der Mensch aber nahm es auf sich. Er ist
wahrlich ungerecht, unwissend." (33:72)
93
1. Buch der Gebote
Hadith 199: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Ein Heuchler besitzt drei Kennzeichen:
1) wenn er spricht, erzählt er eine Lüge,
2) wenn er ein Versprechen gibt, bricht er es, und
3) wenn ihm etwas anvertraut wird, betrügt er."
(Al-Bukhari und Muslim)
In einer anderen Version heißt es: "Sogar wenn er fastet, das Gebet
verrichtet und sich selbst als Muslim betrachtet."
Hadith 200: Es berichtet Hudhaifa ibn al-Yaman (r): Der Gesandte Allahs
(s) erzählte uns zwei Hadithe, von denen ich einen (sich bewahrheiten)
gesehen habe und das Eintreffen des anderen erwarte: Der Prophet (s)
berichtete uns, dass die Zuverlässigkeit in den Herzen der Menschen
verwurzelt sei, dass, als der Qur’an offenbart wurde, sie davon lernten und
von der Sunna. Dann erzählte er uns vom Verlust der Zuverlässigkeit und
sagte: "Ein Mensch wird sich schlafen legen, und da schwindet die
Zuverlässigkeit aus seinem Herzen, und nur ihr Eindruck verbleibt darin;
und wenn er sich erneut schlafen legt, schwindet die Zuverlässigkeit bis auf
eine kleine Schwiele in seinem Herzen, gleich einer Brandblase, die innen
leer ist." Dann nahm er (s) einen Kiesel und ließ ihn seinen Fuß hinabrollen,
und er erzählte weiter: "Und dann werden die Leute mit ihren
Geschäften fortfahren, doch keiner von ihnen wird zuverlässig sein, bis die
Zeit kommt, in der man sagt: 'In dem und dem Volk gibt es einen
zuverlässigen Menschen', bis man über einen Menschen sagt: Was für ein
starker, kluger und intelligenter Mensch er doch ist', und das, obwohl er
keine Spur an Glauben besitzt. Es gab eine Zeit, in der ich nicht darauf
acht gab, mit wem ich Geschäftsabschlüsse tätigte: Wenn er (zufällig)
Muslim war, war seine Religion Garantie genug, und wenn er ein Christ
oder Jude war, war seine Schutzbefohlenheit eine gute Garantie. Doch
heute mache ich kein Geschäft außer mit Soundso." (Al-Bukhari und
Muslim)
94
1. Buch der Gebote
Hadith 201: Hudhaifa (r) und Abu Huraira (r) berichten: Der Gesandte
Allahs (s) hat gesagt: "Allah, der Gesegnete und Erhabene, wird (am
Jüngsten Tag) die gesamte Menschheit versammeln, und die Gläubigen
werden aufstehen, und das Paradies wird ihnen nahe sein. Sie werden sich
zuerst Adam (as) nähern und ihn fragen: 'Oh unser Vater, bitte lass das
Paradies sich für uns öffnen.' Er wird antworten: 'Es ist der Fehler eures
Vaters, der eure Vertreibung aus dem Paradies bewirkte. Ich bin dafür
nicht zuständig. Geht zu meinem Sohn, Abraham, dem Freund Allahs.`
Dann werden sie zu Abraham (as) gehen, und der wird ihnen sagen: 'Ich
bin dafür nicht zuständig. Ich war nur ein weit entfernter Freund Allahs.
Geht zu Moses, mit dem Allah gesprochen hat.` Dann gehen sie zu Moses
(as) und er wird zu ihnen sagen: 'Ich bin dafür nicht zuständig. Geht zu
Jesus, dem Wort Allahs und Seinem Geist.' Und Jesus (as) wird auch
sagen: 'Ich bin dafür nicht zuständig.' Dann werden sie zu Muhammad (s)
kommen. Er wird aufstehen und dann wird ihm die Erlaubnis (Fürsprache
einzulegen) gegeben. Die Zuverlässigkeit und die Familienbande werden
geschickt und rechts und links von Sirat 92 stehen. Der erste von euch
wird so schnell wie der Blitz über die Brücke gehen."
Ich fragte: "Bei meinen Eltern, was soll das bedeuten?" Er sagte: "Hast du
nicht bemerkt, wie der Blitz niederfährt und verschwindet, so schnell wie
ein Augenzwinkern?" Und er erzählte weiter: "Dann werden die nächsten
gehen, so schnell wie der Wind, so flink wie die Vögel, und die
Geschwindigkeit ihres Darübergehens wird ihren Taten entsprechend sein.
Und euer Prophet wird an der Brücke stehen und Allah bitten: 'Oh mein
Herr, rette, rette (sie)!`, und wie die Taten der Leute weniger werden, so
wird sich ihre Geschwindigkeit verlangsamen, bis ein Mann kommt, der
dahinkriecht, da er unfähig ist, zu gehen. Und an beiden Seiten der Brücke
werden sich Haken befinden. Und diese Haken werden auf Allahs Befehl
jene halten, die Er zu halten befielt. Und der Eine wird nur gekratzt
werden und ist gerettet, und der Andere wird ins Höllenfeuer geworfen
werden."
Abu Huraira (r) sagte: Bei dem, in Dessen Händen die Seele Abu Hurairas
liegt, die Hölle besitzt eine Tiefe von siebzig Jahren. (Muslim)
Hadith 202: Es erzählte Abdullah ibn az-Zubair (r): Als (mein Vater) az-
Zubair in die Kamelschlacht93 zog, sandte er nach mir, und ich ging zu
92 Sirat ist die Brücke, über die alle am Tag des Gerichts gehen werden müssen.
93 Die Kamelschlacht fand im Jahre 656 n.Chr., also dem Jahr 25 nach der Hidschra, bei Basra
95
1. Buch der Gebote
ihm. Er sagte zu mir: "Oh mein Sohn, heute wird niemand getötet, außer
einem Unterdrücker oder einem Unterdrückten. Ich bin sicher, dass ich
heute als Unterdrückter getötet werde. Meine Schulden sind allerdings
meine größte Sorge. Glaubst du, es wird von meinen Besitz nach Zahlung
der Schulden noch etwas übrig bleiben?" Und dann sagte er: "Oh mein
Sohn, verkaufe unseren Besitz und bezahle meine Schulden. Sollte nach
der Tilgung meiner Schulden noch etwas übrig bleiben, so vermache ich
ein Drittel eines Drittels (d.h. ein Neuntel) davon deinen Kindern."
HiScham bemerkt dazu, dass einige Söhne Abdullahs im gleichen Alter wie
Khubaib und Abbad, den Söhnen von az-Zubair, waren und dass er zu
dieser Zeit neun Söhne und neun Töchter hatte.
Abdullah fuhr fort und sagte: Er unterrichtete mich weiter über seine
Nachlassverwaltung und dann sagte er: "Oh mein Sohn, wenn du auf
Schwierigkeiten in der Verwaltung meiner Schulden triffst, so nimm
Zuflucht zu meinem Herrn und erbitte Seine Hilfe." Bei Allah, ich verstand
nicht, was er meinte, bis ich fragte: "Oh Vater, wer ist dein Herr?" Er
sagte: "Allah!" Und bei Allah, immer wenn ich bei der Verwaltung seiner
Schulden auf Schwierigkeiten stieß, sprach ich: "Oh Herr von az-Zubair,
hebe seine Schuld auf." Und Er löschte sie aus.
Az-Zubair erlitt den Märtyrertod. Er hinterließ kein Bargeld, jedoch einige
Ländereien, eine davon in der Nähe von Medina, namens Al-Ghaba, elf
Häuser in Medina, zwei Häuser in Basra, eines in Kufa und eines in
Ägypten.
Abdullah erzählte weiter: Der Grund für die Schulden war, dass az-Zubair
(r) immer, wenn jemand zu ihm kam und ihn bat, etwas für ihn aufzubewahren,
sagte: "Nein, aber ich werde es ausleihen, denn ich fürchte, es
könnte verloren gehen." Er nahm niemals ein Ehrenamt an oder eine
Stellung als Steuereinnehmer. Er hatte den Vorzug, am Dschihad mit dem
Propheten (s), Abu Bakr (r), Umar (r) und Uthman (r) teilgenommen zu
haben.
Abdullah sagte: Ich machte eine Aufstellung seiner Schulden, und sie
beliefen sich auf zwei Millionen und zweihunderttausend. Hakim ibn
Hizam traf mich und fragte: "Oh mein Neffe, wie viele Schulden hat mein
Bruder hinterlassen?" Den wahren Schuldenstand verschweigend sagte ich:
"Hunderttausend." Hakim sagte: "Bei Allah, ich glaube nicht, dass der
Nachlass das alles abdecken wird." Ich sagte: "Und was würdest du
denken, wenn der Betrag zwei Millionen und zweihunderttausend
umfassen würde?" Er sagte: "Ich würde kaum glauben, dass das machbar
zwischen Ali und seinen Gegnern Talha, az-Zubair und Aischa statt.
96
1. Buch der Gebote
wäre. Solltest du nicht in der Lage sein, alles zu bezahlen, dann rufe mich
zu Hilfe." Az-Zubair (r) hatte das Land in Al-Ghaba für Hundertsiebzigtausend
gekauft. Abdullah verkaufte es für eine Million und Sechshunderttausend,
und danach verkündete er, dass, wer immer eine Forderung
gegenüber az-Zubair (r) habe, nach Al-Ghäba kommen solle. Abdullah ibn
Dscha'far kam zu ihm und sagte, dass az-Zubair ihm vierhunderttausend
schuldete, und dann sagte er zu Abdullah: "Wenn du wünscht, werde ich
es dir erlassen." Abdullah sagte: "Nein." Dann sagte Ibn Dscha'far: "Wenn
du willst, dann zahle mich zuletzt aus." Abdullah sagte: "Nein" Ibn
Dscha'far sagte dann: "Dann gebt mir ein Stück Land dafür." Und
Abdullah gab ihm ein entsprechendes Stück Land. Auf diese Weise
bezahlte Abdullah die Schulden seines Vaters, indem er seine Ländereien
verkaufte. Nach Zahlung der Schuld seines Vaters blieb noch ein Stück
Land mit viereinhalb Gehöften. Nun besuchte Abdullah Mu'awiya, der
gerade Amru ibn Uthman, al-Mundhir ibn az-Zubair und Ibn Zam'a bei sich
hatte. Mu’awiya fragte Abdullah (r), welchen Preis er für das Land in Al-
Ghäba angesetzt habe. Er antwortete: "Einhunderttausend für einen Hof."
Mu’awiya fragte nach, wie viel Land denn noch übrig sei. Abdullah sagte:
"Viereinhalb Gehöfte." Mundhir ibn az-Zubair sagte: "Ich nehme einen
Hof für einhunderttausend." Amru ibn Uthman sagte: "Ich würde auch
einen Hof für Hunderttausend nehmen." Ibn Zam'a sagte: "Ich würde auch
einen Hof für Einhunderttausend nehmen." Dann fragte Mu'awiya; "Wie
viel Land ist jetzt übrig?" Abdullah sagte: "Eineinhalb Gehöfte sind übrig."
Mu'awiya erwarb dieses Stück Land für einhundertfünfzigtausend. Später
verkaufte Abdullah ibn Dscha'far seinen Teil Land an Mu’awiya für
sechshunderttausend.
Als Abdullah ibn az-Zubair die Bezahlung der Schulden abgeschlossen
hatte, sprachen die Erben von az-Zubair (r) zu ihm: "Teile das Erbe unter
uns auf." Aber Abdullah ibn az-Zubair sagte: "Bei Allah, ich werde das
Erbe nicht aufteilen, bis ich auf vier aufeinanderfolgenden Pilgerfahrten
diejenigen aufgerufen habe, die gegen az-Zubair Ansprüche erheben." Und
so machte er diese Ankündigung während der folgenden vier Jahre, und
dann verteilte er das verbleibende Erbe unter den Erben von az-Zubair (r)
nach dessen Anweisungen. Az-Zubair hinterließ vier Frauen. Jede von
ihnen erhielt eine Million und Zweihunderttausend. So belief sich az-
Zubairs vollständiges Erbe auf fünfzig Millionen und Zweihunderttausend.
(Al-Bukhari)
97
1. Buch der Gebote
Kapitel 26
Verbot von Unrecht und Gebot zur Verhinderung von
Ungerechtigkeit
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Die Ungerechten haben dann keinen vertrauten Freund, und keinen
Fürsprecher, der angehört würde." (40:18)
"Und für die, die Unrecht tun, gibt es keinen Helfer." (22:71)
Unter den Hadithen zu diesem Thema ist Hadith Nr. 111.
Hadith 203: Dschabir (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Haltet euch fern von Unrecht, denn Unrecht verwandelt sich in Finsternis
am Tage des Gerichts. Haltet euch fern von Habsucht, denn die Habsucht
hat Völker vor euch zugrunde gerichtet, indem sie sich gegenseitig
umbrachten und die verbotenen Dinge für erlaubt erklärten." (Muslim)
Hadith 204: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Am Tage des Gerichts wird jedem sein Recht gegeben werden, bis hin zu
dem, was die gehörnte Ziege einer hornlosen Ziege angetan hat." (Muslim)
Hadith 205: Ibn Umar (r) berichtet: Als der Prophet (s) noch unter uns
lebte, diskutierten wir über die Abschiedspilgerfahrt, wobei wir nicht
wussten, was dies bedeutet, bis der Prophet (s) Allah dankte und lobpries,
und uns von dem Daddschal 94 ausführlich erzählte. Der Prophet sagte:
"Allah hat keinen Propheten gesandt, ohne ihn von dem Daddschal zu
benachrichtigen, damit er sein Volk vor ihm warnen konnte. So war es
bei dem Propheten Noah und ebenso bei allen Propheten, die nach
Noah kamen. Sollte er unter euch auftauchen, wird seine Gestalt euch
nicht verborgen bleiben. Es ist euch nicht verborgen, dass euer Herr nicht
einäugig ist, während das rechte Auge des einäugigen Daddschal aussieht
wie eine schwimmende Weintraube.95 Hütet euch, die Gebote Allahs zu
übertreten. Euer Leben und euer Besitz sollen heilig und unverletzlich sein,
ebenso wie die Heiligkeit des heutigen Tages, dieses
94 Al-Masih ad-Daddschal, siehe Anmerkung Nr. 60 auf Seite 55.
95 Wörtlich: auf einer Wasserfläche treibend.
98
1. Buch der Gebote
heiligen Monats an diesem heiligen Ort! Nun, habe ich euch nicht
(ausreichend) unterrichtet?" Die Gefährten sagten: "Gewiss!", da sagte er
dreimal: "Oh Allah! Sei mein Zeuge!" Dann rief er: "Wehe euch! Schaut
und denkt nach, dass ihr nicht, wenn ich nicht mehr unter euch bin,
abtrünnig werdet und euch gegenseitig vernichtet." (Al-Bukhari und zum
Teil von Muslim bestätigt)
Hadith 206: Es überliefert Aischa (r), dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Wer sich auch nur das kleinste Stück Land illegal aneignet, wird
dafür (von Allah) bestraft, indem er das Siebenfache davon um seinen
Hals gelegt bekommt." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 207: Abu Musa (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
gesagt hat: "Allah gibt (auch) dem Tyrannen eine Frist, aber wenn Er ihn
bestraft, lässt Er ihn nicht entkommen." Dann las er den Vers aus Sure
Hud. "Und wie dein Herr mit den (früheren) Städten verfahren ist,
ergreift Er auch (andere), wenn sie unrecht tun. Wahrlich, Seine
Bestrafung ist schmerzlich, streng." (11:102) (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 208: Es berichtet Mu'adh (r): Der Gesandte Allah (s) schickte
mich (als Verwalter in den Jemen) und sagte zu mir: "Du wirst (dort)
Leuten der Schrift96 begegnen, so belehre sie, dass es keinen Gott gibt
außer Allah und dass ich Sein Gesandter bin, damit sie dies bezeugen.
Wenn sie auf dich hören, dann erkläre ihnen, dass sie die vorgeschriebenen
fünf Gebete verrichten müssen, am Tag und in der Nacht. Wenn sie dir
gehorchen, dann setze sie darüber in Kenntnis, dass Allah ihnen eine
Abgabe als Pflicht auferlegt hat, die von den Reichen unter ihnen
entrichtet wird, um unter den Armen von ihnen verteilt zu werden.
Wenn sie dir darin gehorchen, dann nimm ihnen ja nie ihre wertvollsten
Besitztümer. Und fürchte die Klage des ungerecht behandelten Menschen,
denn es gibt zwischen ihr und Allah keine Trennwand." (Al-Bukhari und
Muslim)
96 Unter Leuten der Schrift (Arabisch: Ahl-ul-Kitab) versteht man die Angehörigen anderer
Schriftreligionen, also Juden und Christen.
99
1. Buch der Gebote
Hadith 209: Abu Humaid Abdur-Rahman ibn Sa'd as-Sa'idi (r) erzählte:
Der Prophet (s) ernannte einen Mann aus dem Azd-Stamm namens Ibn
al-Lutbiya als Abgabenverwalter. Als dieser (nach Medina) zurückkehrte,
sagte er: "Dies ist für euch, und jenes ist mir (persönlich) geschenkt
worden." Als der Prophet (s) dies hörte, bestieg er das Mimbar und hielt
eine Ansprache, indem er zuerst Allah lobpries und rühmte und dann sagte:
"Wenn ich einen von euch als Verwalter einer Sache, die Allah mir
auferlegt hat, einsetze, wie kann jener (Beauftragte) dann behaupten: Dies
ist für euch, und jenes ist mir (persönlich) geschenkt worden. Wäre er
doch im Hause seiner Eltern geblieben, bis seine Geschenke zu ihm
kommen, wenn er die Wahrheit sagt!! Bei Allah, wenn jemand von euch
etwas nimmt, ohne das Recht dazu zu haben, wird er Allah am Tage des
Gerichts gegenüberstehen mit der Last des Erbeuteten. Ich möchte
niemanden kennen, der Allah belastet gegenübersteht, indem er ein
grunzendes Kamel, eine muhende Kuh oder eine meckernde Ziege trägt."
Dann hob er seinen Arm hoch, dass man das Weiße seiner Achselhöhlen
sehen konnte, und sagte: "Oh Allah! Habe ich (Deinen Befehl)
ausgeführt?" (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 210: Es überliefert Abu Huraira (r), dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Wenn jemand einem anderen gegenüber ein Recht besitzt, soll er es
heute (im Diesseits) fordern, bevor die Zeit kommt, in der er mittellos sein
wird. Denn wenn er Gutes getan hat, wird dann sein Unrecht von seinen
guten Taten abgezogen, und wenn er nichts Gutes getan hat, werden
schlechte Taten des Anderen zu seinen Taten hinzugezählt werden." (Al-
Bukhari)
Hadith 211: Abdullah ibn Amru ibn al-As (r) überliefert, dass der Prophet
(s) sagte: "Muslim ist derjenige, der keinen Muslim verletzt, weder mit
seiner Zunge noch mit seiner Hand, und Muhadschir" ist derjenige, der
sich von dem, was Allah verboten hat, fernhält." (Al-Bukhari und Muslim)
97 Siehe Anmerkung Nr. 32 auf Seite 22.
100
1. Buch der Gebote
Hadith 212: Abdullah ibn Amru ibn al-As (r) erzählte: Als Karkara, ein
Mann, der dem Propheten (s) persönlich zu Diensten stand, starb, sagte
der Prophet (s) über ihn: "Er ist im Höllenfeuer!" Die Gefährten gingen der
Sache nach, und fanden in seinem Haus einen Umhang, den er sich zu
Unrecht angeeignet hatte.0 (Al-Bukhari)
Hadith 213: Abu Bakra Nufai` ibn al-Harith (r) überliefert, dass der
Prophet (s) sagte: "Die Zeit verrinnt auf."dieselbe Weise, wie es war, als
Allah das Universum gestaltete. Ein Jahr umfasst zwölf Monate, von denen
vier heilig sind: Drei folgen aufeinander: Dhul-Qa'da, Dhül-Hiddscha und
Muharram, und Radschab Mudar98, der zwischen Dschumada und
Schaban liegt." Er (s) fragt dann: "Welcher Monat ist jetzt?" Wir
antworteten: "Allah und Sein Gesandter wissen es besser." Als er das
hörte, schwieg er eine Weile, bis wir dachten er werde diesem Monat einen
neuen Namen geben. Dann sagte er: "Ist es nicht Dhül-Hiddscha?" Wir
sagten: "Ja, so ist es!" Darauf fragte er: "Was ist der Name dieser Stadt?"
Wir sagten: "Allah und Sein Prophet wissen es besser." Er schwieg eine
Weile, bis wir dachten, er werde ihr einen neuen Namen geben. Dann sagte
er: "Ist es nicht die (heilige) Stadt?" Wir sagten: "Ja, gewiss." Dann fragte
er: "Welchen Tag haben wir heute?" Wir sagten: "Allah und Sein
Gesandter wissen es besser." Er schwieg eine Weile, bis wir dachten, er
werde ihm einen neuen Namen geben. Er sprach. "Ist es nicht der Tag des
Schlachtens?" Wir sagten: "Ja, gewiss." Dann sagte er: "Euer Blut, euer
Besitz und eure Ehre sind einander heilig, so heilig wie dieser Tag, diese
Stadt und dieser Monat. Und ihr werdet euren Herrn treffen, und Er wird
euch nach euren Taten befragen. Werdet daher nicht zu Ungläubigen,
wenn ich nicht mehr bin, indem ihr einander tötet. Lasst alle, die hier
anwesend sind, diese Botschaft denen bringen, die abwesend sind. Es ist ja
nicht ausgeschlossen, dass manche der Nichtanwesenden, die diese
Mitteilung indirekt erhalten, aufmerksamer sind als hier Anwesende, die sie
direkt gehört haben." Darm sprach er: "Habe ich nicht (die Anweisung
Allahs) deutlich übermittelt? Habe ich nicht (die Anweisung Allahs)
deutlich übermittelt?" Wir sagten: "Doch!" Da sagte er: "Oh Allah! Sei
(mein) Zeuge!" (Al-Bukhari und Muslim)
98 Der Monat Radschab wurde Radschab Mudar genannt, da der Mudar-Stamm diesen Monat
besonders achtete.
101
1. Buch der Gebote
Hadith 214: Abu Umama Iyas ibn Tha'laba al-Harithi (r) überliefert, dass
der Gesandte Allahs (s) sagte: "Demjenigen, der einem Muslim sein Recht
genommen hat, hat Allah das Höllenfeuer bestimmt und das Paradies
verwehrt." Ein Anwesender fragte: "Oh Gesandter Allahs! Gilt dies auch
für Kleinigkeiten?" Er sagte: "Auch wenn es nur das Stöckchen eines
Busches" wäre." (Muslim)
Hadith 215: Es berichtet Adi ibn Amira (r), dass er den Gesandten Allahs
(s) sagen hörte: "Wenn wir einem von euch eine Aufgabe übertragen, und
dieser eine Nadel oder etwas noch Geringeres vor uns verbirgt, so läuft
dies auf Unterschlagung hinaus; und der Mensch wird am Tage des
Gerichts ein solches Ding herstellen müssen." Hierbei stand ein
dunkelhäutiger Ansar, an den ich mich erinnere, als sähe ich ihn jetzt vor
mir, auf und sagte: "Oh Gesandter Allahs, erleichtere mir die Aufgabe, die
mir gegeben wurde." Der Prophet (s) fragte den Mann: "Was meinst du?"
Der Mann sagte: "Ich habe dich gerade dieses und jenes sagen hören." Da
sagte er (s): "Ich sage nochmals, wenn wir einem von euch eine Aufgabe
übertragen, dann muss er für seine Arbeit voll Rechenschaft ablegen, im
Großen wie im Kleinen. Was ihm erlaubt worden ist, mag er behalten, und
was ihm verboten ist, soll er meiden." (Muslim)
Hadith 216: Umar ibn al-Khattab (r) erzählte. Während der Schlacht von
Khaibar kamen einige Gefährten des Propheten (s) und sagten: "Der und
der ist Märtyrer geworden und der und der ist Märtyrer geworden...", bis
sie zu einem kamen, und als sie sagten: "Der und der ist Märtyrer
geworden", sagte der Prophet (s): "Gewiss habe ihn im Höllenfeuer
gesehen, wegen eines Umhangs, den er unterschlagen hat." (Muslim)
Hadith 217: Es erzählte Abu Qatada al-Harith ibn Rib'i (r), dass der
Gesandte Allahs (s) in einer Ansprache sagte, dass der Dschihad auf dem
Wege Allahs, und der Glaube an Allah die höchsten Arten von Tugend
seien. Aus den Reihen der Zuhörer stand ein Mann auf und sagte: "Oh
99 Das heißt: ein Miswak-Hölzchen, siehe Anmerkung Nr. 120 auf Seite 157.
102
1. Buch der Gebote
Gesandter Allahs: Meinst du, dass meine ganzen Sünden gesühnt werden,
wenn ich im Kampf um Allahs willen getötet werden sollte?" Er
antwortete: "Ja, wenn du getötet werden solltest um Allahs willen, wobei
du gewissenhaft vorwärts marschierst, entschlossen kämpfst und die
Belohnung Allahs (allein) erwartest, ohne zu fliehen." Dann fragte der
Gesandte Allahs (s): "Was hattest du gemeint?" Der Mann sagte erneut:
"Meinst du, dass meine ganzen Sünden gesühnt werden, wenn ich im
Kampf um Allahs willen getötet werden sollte?" Er antwortete: "Ja, wenn
du getötet werden solltest um Allahs willen, wobei du gewissenhaft
vorwärts marschierst, entschlossen kämpfst, und die Belohnung Allahs
(allein) erwartest, ohne zu fliehen. Außer wenn du Schulden hast. Hiervon
hat mich (der Engel) Gabriel in Kenntnis gesetzt." (Muslim)
Hadith 218: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
seine Gefährten einst fragte: "Wisst ihr, wer wirklich völlig mittellos ist?"
Sie antworteten: "Völlig mittellos ist derjenige, der weder Geld noch
Besitz hat." Daraufhin sagte er: "Der Ärmste in meiner Gemeinschaft ist
derjenige, der am Tage des Gerichts mit einer guten Anzahl von Gebeten
und Fasten und Zakat erscheinen wird, doch hat er auch jemanden
misshandelt, jemanden verunglimpft, die Waren einer anderen Person
unterschlagen, jemanden getötet oder eine andere Person geschlagen.
Dann wird dem Einen ein Teil seiner guten Taten gegeben, und dem
Anderen ein Teil seiner guten Taten gegeben. Und wenn seine guten Taten
vergeben sind, bevor er Rechenschaft abgelegt hat, dann werden Sünden
der anderen (ungerecht Behandelten) auf ihn übertragen, und er wird ins
Höllenfeuer geworfen werden." (Muslim)
Hadith 219: Es überliefert Umm Salama (r), dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Ich bin nur ein Mensch. Eure Streitereien kommen zur
Entscheidung zu mir. Es ist gut möglich, dass einer von euch besser
argumentieren kann als der andere und ich den Fall zu seinen Gunsten
entscheide. Doch wenn ich zu Gunsten einer Person entscheide, die nicht
im Recht ist, spreche ich ihr nur ein Stück vom Höllenfeuer zu." (Al-
Bukhari und Muslim)
103
1. Buch der Gebote
Hadith 220: Ibn Umar (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Ein Gläubiger befindet sich im Rahmen seiner Religion, solange er kein
verbotenes Blut100 vergossen hat." (Al-Bukhari)
Hadith 221: Khaula bint Amir al-Ansariya, die Witwe des Märtyrers
Hamza (r) berichtet: Ich hörte den Gesandten Allahs (s) sagen:
"Diejenigen, die die Gelder Allahs101 zu Unrecht ausgeben, sind am Tage
des Gerichts für das Höllenfeuer bestimmt." (Al-Bukhari)
Kapitel 27
Achtung der Unverletzlichkeit und Erklärung der Rechte der
Muslime, sowie Mitgefühl und Barmherzigkeit mit ihnen
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Wer immer die geheiligten Riten Allahs in Ehren hält, so ist es gut für ihn
bei seinem Herrn." (22:30)
"Und wer die heiligen Stätten und Riten Allahs in Ehren hält, so ist dies ein
Zeichen von Frömmigkeit des Herzens." (22:32),
"So richte niemals deine Augen begehrlich auf das, was Wir einen Teil von
ihnen genießen lassen, und sei nicht traurig ihretwegen, und senke deinen
Fittich (in Barmherzigkeit) auf die Gläubigen." (15:88)
"Wer einen Menschen tötet - es sei.denn als Sühne für einen Mord oder
um Unheilstiften auf Erden zu verhindern -, dann ist es, als ob er die
gesamte Menschheit getötet habe. Und wer einen Menschen am Leben
erhält, dann ist es, als ob er die gesamte Menschheit am Leben erhalten
hätte." (5:32)
Hadith 222: Abu Musa (al-Asch'ari) (r) überliefert, dass der Gesandte
Allahs (s) sagte: "Der wahre Gläubige steht dem anderen Gläubigen bei,
als wären sie ein fest gefugter Bau: jeder Teil hält und verstärkt den
anderen." Um dies zu verdeutlichen verschlang der Prophet (s) die Finger
einer Hand mit denen der anderen. (Al-Bukhari und Muslim)
100 Das heißt: solange er niemanden unrechtmäßig getötet hat.
101 Das heißt: die Gelder der islamischen Gemeinde.
104
1. Buch der Gebote
Hadith 223: Abu Musa (r) überliefert auch, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Wenn irgendjemand unsere Moscheen oder Märkte besucht und
dabei einen Pfeil oder Speer mit sich trägt, sollte er das spitze Ende davon
mit seiner Hand bedecken, damit es keinen Muslim verletzen kann." (Al-
Bukhari und Muslim)
Hadith 224: An-Nu'man ibn Baschir (r) berichtet, dass der Gesandte
Allahs (s) sagte: "Das Gleichnis der Gläubigen in ihrer gegenseitigen
Freundschaft und Barmherzigkeit sowie ihrem Mitgefühl füreinander ist
wie der Körper eines Menschen: Wenn ein Glied leidet, so leidet der ganze
Körper an Schlaflosigkeit und Fieber." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 225: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Prophet (s) (seinen
Enkel) al-Hasan ibn Ali (r) in Anwesenheit des al-Aqra1 ibn Habis küsste.
Daraufhin kommentierte al-Aqra`: "Ich habe zehn Söhne, und nie habe ich
einen von ihnen geküsst." Der Gesandte Allahs (s) sah ihn an und sagte:
"Wer kein Erbarmen (mit anderen) hat, der hat keinen Anspruch auf
Erbarmen." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 226: Aischa (r) berichtet: Einige Araber vorn Lande besuchten den
Gesandten Allahs (s) und fragten ihn: "Küsst ihr eure Söhne0" Er sagte:
"Ja!" Da sagten sie: "Bei Allah, wir küssen unsere nie!" Daraufhin sagte er:
"Wie kann ich euch helfen, wenn Allah aus euren Herzen die Barmherzigkeit
entfernt hat?" (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 227: Es überliefert Dscharir ibn Abdullah (r), dass der Gesandte
Allahs (s) sagte: "Allah hat kein Erbarmen mit jemandem, der sich anderer
nicht erbarmt." (Al-Bukhari und Muslim)
105
1. Buch der Gebote
Hadith 228: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Wenn jemand von euch die Gelegenheit hat, die Menschen im Gebet
anzurühren, sollte er dieses kurz fassen, denn unter denen, die hinter ihm
beten, könnten solche sein, die schwach, krank oder alt sind. Wenn du
jedoch allein betest, kannst du so lange (Suren) rezitieren, wie du magst."
(Al-Bukhari und Muslim)
Nach einer anderen Version könnten unter ihnen auch solche sein, die noch
ihr Geschäft erledigen müssen.102
Hadith 229: Aischa (r) erzählte: "Der Gesandte Allahs (s) unterließ einige
Tätigkeiten, die er gerne verrichtet hätte, nur aus Furcht, dass seine
Gefolgsleute damit beginnen würden, das Gleiche zu tun, und dass es für
sie verpflichtend werden könnte." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 230: Aischa (r) berichtet auch, dass der Gesandte Allahs (s) aus
Barmherzigkeit seinen Gefährten verbot, zwei Tage hintereinander zu
fasten, ohne dazwischen etwas zu essen oder zu trinken. Da sagten sie zu
ihm: "Aber du fastest ständig auf diese Weise." Er sagte: "Ich bin nicht wie
ihr. Mein Herr verleiht mir die Kraft von einem, der nachts mit Speise und
Trank versorgt wird." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 231: Abu Qatada al-Harith ibn Rib'i (r) überliefert, dass der
Prophet (s) sagte: "Es kommt vor, dass ich beabsichtige, ein langes Gebet
zu verrichten, und während des Gebets höre ich das Weinen eines Babys.
Dann kürze ich mein Gebet ab, damit seine Mutter nicht leiden muss." (Al-
Bukhari)
Hadith 232: Es überliefert Dschundub ibn Abdullah, dass der Gesandte
Allahs (s) sagte: "Wer das Frühgebet verrichtet, begibt sich unter den
102 Siehe auch Hadith Nr. 649.
106
1. Buch der Gebote
Schutz Allahs. Du sollst dich darum so verhalten, dass Allah dich nicht
aufrufen muss, Rechenschaft abzulegen. Wenn Allah jemanden aufruft,
Rechenschaft abzulegen, und er wird für mangelhaft befunden, dann wird
er ins Höllenfeuer geschickt werden." (Muslim)
Hadith 233: Ibn Umar (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Ein Muslim ist der Bruder jedes Muslims: Er soll ihn nicht unterdrücken
und ihn nicht seinem Feind ausliefern. Wer seinem Bruder hilft, dem wird
Allah helfen. Und wer einem Muslim bei der Beseitigung seiner Sorgen
hilft, dem wird Allah bei seinen Sorgen am Tage des Gericht helfen.
Ebenso wird Allah demjenigen, der die Schwächen eines anderen Muslims
verdeckt, am Tag des Gerichts seine Fehler verbergen." (Al-Bukhari und
Muslim)
Hadith 234: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Ein Muslim ist der Bruder des anderen Muslims. Weder betrügt er
ihn, noch belügt er ihn, und er lässt ihn nicht im Stich. Alles was einem
Muslim gehört, seine Ehre, sein Besitz und sein Blut, ist für einen anderen
Muslim verboten (haram). Die Gottesfurcht ist hier. Es soll niemand einen
anderen Muslim verächtlich ansehen." (At-Tirmidhi) Dies ist ein guter
Hadith (hasan).
Hadith 235: Abu Huraira (r) überliefert auch, dass der Gesandte Allahs
(s) sagte: "Seid nicht neidisch aufeinander und überbietet (einander beim
Handel) nicht! Hasst nicht einander! Wendet euch nicht von einander ab!
Unterbietet einander nicht (beim Kauf), sondern seid im Dienste Allahs
Brüder! Ein Muslim ist der Bruder jedes Muslims: Er fügt ihm kein
Unrecht zu, er verachtet ihn nicht und er lässt ihn nicht im Stich. Die
Gottesfurcht (Taqwa) ist hier (im Herzen)." Dabei zeigte er dreimal auf
seine Brust. "Es ist schlimm genug, wenn jemand seinen muslimischen
Bruder verächtlich behandelt. Blut, Besitz und Ehre eines jeden Muslims
sind für einen anderen Muslim verboten (haram)" (Muslim)
107
1. Buch der Gebote
Hadith 236: Es überliefert Anas (r), dass der Gesandte .Allahs (s) sagte:
"Keiner von euch ist gläubig, bis er für seinen Bruder wünscht, was er für
sich selbst wünscht." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 237: Anas (r) überliefert auch, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Hilf deinem Bruder, gleich ob er ein Unterdrücker ist oder unterdrückt
wird." Darauf fragte ein Mann: "Oh Gesandter Allahs! Ich sehe ein, ihm zu
helfen, wenn er unterdrückt wird; doch bitte sag mir, wie kann ich ihm
denn helfen, wenn er ein Unterdrücker ist?" Er antwortete: "Hindere ihn,
Unrecht zu tun. Denn ihn daran zu hindern, ist eine Hilfe für ihn." (Al-
Bukhari)
Hadith 238: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Ein Muslim hat einem anderen Muslim gegenüber fünf Pflichten,
das sind:
1) Die Erwiderung seines Grußes,
2) ihn zu besuchen, wenn er krank ist,
3) seinen Begräbniszug zu begleiten,
4) seine Einladung anzunehmen und
5) beim Niesen, wenn er 'Alhamdu lillah sagt, sollst du mit 'Yarhamuk
Allah' 103 antworten."
(Al-Bukhari und Muslim)
Nach einer anderen Version bei Muslim hat man als Muslim einem anderen
Muslim gegenüber sechs Pflichten: Man fragte ihn (s): "Was sind sie, oh
Gesandter Allahs?" Er sagte:
1) "Wenn du ihn triffst, grüße ihn (indem du As-salamu alaikum 104 sagst).
2) Wenn er dich einlädt, sollst du seine Einladung annehmen.
3) Wenn er dich um Rat bittet, rate ihm aufrichtig.
4) Wenn er niest und Allah (mit den Worten Alhamdu lillah) lobt, dann
antworte ihm (mit den Worten 'Yarhamuk Allah').
5) Wenn er krank ist, sollst du ihn besuchen, und
6) wenn er gestorben ist, folge ihm (seinem Begräbniszug).
103 Auf Deutsch bedeutet dies: "Allah habe Erbarmen mit dir!"
104 Auf Deutsch bedeutet dies: "Friede sei mit euch!"
108
1. Buch der Gebote
Hadith 239: Abu Umara al-Bara` ibn azib (r) sagte: Der Gesandte Allahs
(s) hat uns sieben Dinge zur Pflichten gemacht105 und sieben Dinge verboten:
Er schrieb uns vor:
1) Die Kranken zu besuchen,
2) einem Begräbniszug zu folgen, 3) jemandem, der niest, (mit den Worten "Yarhamuk Allah") Allahs
Erbarmen zu wünschen,
4) Gelübde zu erfüllen,
5) den Unterdrückten zu helfen,
6) eine Einladung anzunehmen, und
7) den Friedensgruß zu verbreiten.
Er verbot uns:
1) Goldene Ringe zu tragen,
2) aus silbernen Bechern zu trinken,
3) auf rohseiden gepolsterten Sätteln zu sitzen106,
4) seidene,
5) halbseidene,
6) aus Brokat oder
7) aus Seidenbrokat gefertigte Kleidung zu tragen.
In einer anderen Version steht unter den sieben Geboten auch die Mithilfe
bei der Suche nach Verlorenem. (Al-Bukhari und Muslim)
Kapitel 28
Bedecken der Schwächen der Muslime und Verbot ihrer Verbreitung
ohne zwingenden Grund
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Wahrlich, diejenigen, die darauf bedacht sind, dass Schandtaten sich verbreiten
unter jenen, die gläubig sind, denen wird schmerzliche Strafe in
Diesseits und im Jenseits zuteil. Und Allah weiß, doch ihr wisst nicht!"
(24:19)
Hadith 240: Abu Huraira (r) erzählt, dass der Prophet (s) sagte: "Jedem,
der die Mängel eines anderen in dieser Welt verdeckt, werden von Allah
am Tage des Gerichts seine Mängel verdeckt werden." (Muslim)
105 Vergl. Hadith Nr. 847.
106 Vergl. Hadith Nr. 811.
109
1. Buch der Gebote
Hadith 241: Abu Huraira (r) erzählt, dass er den Propheten (s) sagen
hörte: "Jedem meiner Gefolgsleute wird vergeben werden, außer denen,
die in der Öffentlichkeit Fehler anderer Leute verbreiten. In der Öffentlichkeit
verbreiten bedeutet, dass jemand, nachdem er im Schutze der Dunkelheit
etwas tat, und Allah dieses Fehlverhalten verbarg, am nächsten Tag
dem Soundso erzählt, dass er das und das gemacht hat. So wird er die
Schutzdecke Allahs lüften." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 242: Abu Huraira (r) überliefert auch, dass der Gesandte Allahs
(s) sagte: "Wenn eine Sklavin des Ehebruchs für schuldig befunden wurde,
soll sie bestraft, aber nicht ausgescholten werden. Wenn sie ihn ein zweites
Mal begeht, soll ihr die gleiche Strafe zuteil werden, doch wenn sie ein
drittes Mal fehl geht, soll sie verkauft werden, und wenn es für ein Seil aus
Haaren (d.h. für den geringsten Preis) wäre." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 243: Abu Huraira (r) berichtet: Ein Trunkenbold wurde vor den
Propheten (s) gebracht, und der befahl: "Schlagt ihn!" Abu Huraira erzählt:
Einige von uns begannen ihn mit ihren Händen zu schlagen, einige mit
Schuhen und andere mit Kleidungsstücken. Als er davonlief, sagte einer
von uns: "Möge Allah dich erniedrigen!" Der Prophet (s) sagte: "Sagt so
etwas nicht, helft nicht dem Satan gegen ihn." (Al-Bukhari)
Kapitel 29
Erledigung der Angelegenheiten der Muslime
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Oh die ihr glaubt! Verneigt euch und werft euch nieder und dient eurem
Herrn und tut Gutes, auf dass ihr erfolgreich seid!" (22:77)
Hadith 244 ist eine Wiederholung von Hadith Nr. 233.
110
1. Buch der Gebote
Hadith 245: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Wer einem Gläubigen eine Sorge von den Sorgen dieser Welt
nimmt, dem wird Allah eine Sorge von den Sorgen des Tages des Gerichts
nehmen. Und wer einem Menschen in Bedrängnis Erleichterung verschafft,
dem wird Allah in dieser Welt und im Jenseits Erleichterung verschaffen.
Und wer einen Muslim schützt, den wird Allah schützen, im Diesseits und
im Jenseits. Allah steht Seinem Diener bei, solange Sein Diener seinem
Bruders beisteht. Kein Volk versammelt sich in einem der Häuser Allahs,
um den Qur’an vorzutragen und ihn miteinander zu studieren, ohne dass
innere Ruhe auf sie herab kommt, Barmherzigkeit sie umhüllt, die Engel
sie umgeben, und Allah sie denen gegenüber erwähnt, die bei Ihm sind.
Wer durch seine Taten (auf dem Weg zum Paradies) behindert ist, der
wird durch seine Herkunft nicht befördert." (Muslim)
Kapitel 30
Fürsprache
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Wer Fürsprache einlegt für eine gute Sache, dem steht ein Anteil daran
zu..." (4:85)
Hadith 246: Abu Musa al-Asch'ari (r) berichtet: Immer wenn jemand mit
einer Bitte zum Propheten (s) kam, ging er zu den Anwesenden und sagte:
"Bittet für ihn, ihr werdet euren Lohn (von Allah) erhalten, und Allah lässt
Seinen Propheten sagen, was Er will." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 247: Nach Ibn Abbas (r) sagte der Prophet (s) in der Geschichte
von Barira und ihrem Gatten zu ihr: "Es wäre besser, du würdest zu ihm
zurückgehen." Sie sagte: "Oh Gesandter Allahs, ist das ein Befehl?" Er
111
1. Buch der Gebote
entgegnete: "Ich empfehle nur." Sie sagte: "Ich habe kein Interesse an
ihm."
(Al-Bukhari)
Kapitel 31
Frieden stiften unter den Menschen
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Nichts Gutes ist in vielen ihrer geheimen Besprechungen, es sei denn,
jemand ruft zur Mildtätigkeit auf oder zur Güte oder zur Versöhnung
unter den Menschen..." (4:114)
"... denn die Versöhnung ist vorzuziehen..." (4:128)
"So fürchtet Allah und verfahrt friedlich miteinander..." (8:1)
""Die Gläubigen sind doch Brüder, darum stiftet Frieden zwischen euren
(zerstrittenen) Brüdern." (49:10)
Hadith 248 ist eine Wiederholung von Hadith Nr. 122.
Hadith 249: Umm Kulthum bint Uqba ibn Abi Mu'ait (r) überliefert, dass
sie den Gesandten Allahs (s) sagen hörte: "Der ist kein Lügner, der
Frieden unter den Menschen schafft und Gutes erlangen will, wobei er
etwas Gutes sagt, in dessen Unwahrheit Gutes steckt." (Al-Bukhari und
Muslim)
Eine andere Version Muslims fügt hinzu: Ich habe nie gehört, dass er so
etwas zuließ, außer in drei Situationen: im Krieg, beim Friedenschließen
zwischen Streitenden und beim Berichten des Ehemannes über seine
Ehefrau oder der Ehefrau über ihren Ehemann.
112
1. Buch der Gebote
Hadith 250: Aischa (r) erzählte, dass der Gesandte Allahs (s) hörte, wie
zwei Männer vor seiner Tür mit lauter Stimme stritten. Einer von ihnen bat
den anderen, den Betrag seiner Schulden bei ihm herabzusetzen oder sie
ihm zu stunden. Der andere sagte: "Bei Allah, ich werde das nicht tun."
Der Prophet (s) ging hinaus zu ihnen und fragte: "Wer von euch ist
derjenige, der bei Allah schwor, dass er nicht gut handeln werde?" Der
Mann sagte: "Ich bin es, oh Gesandter Allahs, und er kann haben, was er
will." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 251: Abul-Abbas Sahl ibn Sa'd as-Sa'idi (r) erzählte, dass der
Gesandte Allahs (s) erfuhr, dass in der Familie von Amru ibn Auf ein Streit
ausgebrochen war. Er ging mit einigen seiner Gefährten dorthin, um sie zu
versöhnen. Nach Schlichtung ihres Streites musste er dort bleiben und ihre
Gastfreundschaft in Anspruch nehmen. Unterdessen nahte die Zeit zum
Gebet, und Bilal (r) trat zu Abu Bakr (r) und sagte zu ihm: "Oh Abu Bakr,
der Gesandte Allahs (s) wurde aufgehalten, und es ist (nun) Zeit zum
Gebet. Wirst du das Gebet leiten?" Er sagte: "Ja, wenn du es wünschst."
Bilal rief zum Gebet und Abu Bakr ging vor und sagte den Takbir107, und
die Leute folgten ihm. Da kam der Prophet (s), ging durch die Reihen und
reihte sich ein. Daraufhin begannen die Betenden zu klatschen (um Abu
Bakr anzuzeigen, dass der Prophet gekommen sei). Abu Bakr (r) drehte
sich nie während des Gebets um, und so achtete er nicht auf das Klatschen.
Als das Klatschen jedoch zunahm, drehte er sich um und bemerkte den
Gesandten Allahs (s), der ihm jedoch ein Zeichen gab, an seinem Platz zu
bleiben und das Gebet weiter zu leiten. Abu Bakr (r) jedoch hob seine
Hände, pries Allah und zog sich zurück, um seinen Platz in der Reihe
einzunehmen. Der Gesandte Allahs (s) ging sodann nach vorne, um das
Gebet zu leiten. Nach seiner Beendigung stellte er sich vor die Leute und
sagte: "Oh ihr Leute, warum fangt ihr an zu klatschen, wenn während des
107 Takbir nennt man das Aussprechen der Worte Allahu akbar. Mit diesen Worten beginnt das
Gebet.
113
1. Buch der Gebote
Gebets etwas geschieht? Das klatschen ist (nur) für die Frauen. Wenn
jemand während des Gebets etwas bemerkt, soll er Subhan Allah sagen.
Jeder, der ihn Subhan Allah sagen hört, wird sich umdrehen. Oh Abu
Bakr, was hinderte dich, das Gebet weiter zu leiten, nachdem ich dir ein
Zeichen dazu gegeben hatte?" Er sagte: "Dem Sohn von Abu Quhafa (d.i.
Abu Bakr) ziemt es sich nicht, in Gegenwart des Gesandten Allahs (s) das
Gebet zu leiten." (Al-Bukhari und Muslim)
Kapitel 32
Vorzug der Schwachen unter den Muslimen und der Unbedeutenden
von den Armen
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und fasse dich in Geduld mit denen, die ihren Herrn morgens und abends
anrufen im Trachten nach Seinem Angesicht, und wende deine Augen
nicht von ihnen ab, um nach irdischen Verlockungen zu trachten."
(18:28).
Hadith 252: Es überliefert Haritha ibn Wahb (r), dass er den Gesandten
Allahs (s) sagen hörte: "Soll ich euch erzählen, wer die Bewohner des
Paradieses sind? Es ist jeder, der als schwach und geringschätzig
betrachtet wird und der, wenn er einen Eid unter Berufung auf Allah
leistet, ihn dann auch erfüllt. Jetzt werde ich euch erzählen, wer die
Personen sind, die für die Hölle bestimmt sind: Es ist derjenige, der
unwissend, unverSchamt, stolz und arrogant ist." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 253: Abul-Abbas Sahl ibn Sa'd as-Sa'idi (r) erzählte folgendes:
Einst saßen wir bei dem Propheten (s), als ein Mann an uns vorbeiging.
Der Prophet (s) fragte einen von uns: "Was denkst du von diesem Mann?"
Er antwortete: "Ich denke, er ist ein edler Herr. Bei Allah, er kann erfolgreich
um die Hand jeder Frau bitten, ohne dass man ihn zurückweist, und
114
1. Buch der Gebote
für jeden erfolgreich Fürsprache einlegen." Der Gesandte Allahs (s)
schwieg. Danach kam ein anderer vorbei, und der Gesandte Allahs (s)
fragte jenen Mann wieder: "Und was denkst du über diesen?" Er
antwortete: "Oh Gesandter Allahs! Das ist irgendein armer Muslim! Bei
Allah, man wird ihn ablehnen, wenn er um die Hand einer Braut bitten
sollte, und ihn zurückweisen, wenn er für jemanden sprechen sollte, und
kein Mensch würde ihm zuhören." Daraufhin sprach der Gesandte Allahs
(s): "Dieser (arme Muslim) ist (in der Waagschale Gottes) besser als alle
Bewohner der Erde des anderen Typs." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 254: Abu Said al-Khudri (r) berichtet, dass der Prophet (s) sagte:
"Der Paradiesgarten und das Höllenfeuer stritten sich um den Vorrang (bei
Gott). Da sagte das Höllenfeuer: "In mir sind die Tyrannen und die
ungerechten Hochmütigen", und der Paradiesgarten erwiderte: "Und in mir
leben die Armen und die zu Unrecht verurteilten." Da fällte Allah Sein
Urteil (unter ihnen) und sprach: "Du bist der Paradiesgarten, Meine
Barmherzigkeit; durch dich erweise Ich Meine Gnade wem Ich will. Und
du bist das Höllenfeuer, Meine Strafe; mit dir strafe Ich, wen Ich will; und
es obliegt Mir euch beiden gegenüber, euch randvoll zu machen." (Muslim)
Hadith 255: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Am Tag des Gerichts wird ein großer, fetter Mann vor Allah
stehen, doch wird er (in der Waagschale Gottes) nicht einmal so viel wie
der Flügel einer Mücke wiegen." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 256: Abu Huraira (r) berichtet, dass eine schwarze Frau oder ein
Junge für die Abfallbeseitigung in der Moschee sorgte. Eines Tages
vermisste ihn oder sie der Prophet (s) und er fragte nach ihm oder ihr. Man
sagte zu ihm, er oder sie sei gestorben. Er sagte: "Warum hat man mir
nicht Bescheid gesagt?" Als die Anwesenden staunten, da sie diese Person
gering schätzten, sagte er: "Nun zeigt mir das Grab der oder des
Verstorbenen!" Als man ihm das Grab zeigte, sprach er: "Diese Gräber
115
1. Buch der Gebote
sind voll Dunkelheit für ihre Insassen, und Allah erleuchtet sie für ihre
Bewohner durch meine Gebete für sie." (Al-Bukhari und Muslim)"
Hadith 257: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Manche Diener Allahs, mit wirrem Haar, staubig (von der Reise)
und (an der Türe) nicht willkommen, werden von Ihm erhört und ihre
Bitten mit Gewissheit erfüllt." (Muslim)
Hadith 258: Usama (r) überliefert, dass der Prophet (s) sagte: "Als ich (in
der Mi'radsch-Nacht)108 an der Pforte des Paradieses stand, beobachtete
ich, dass die meisten von denen, die eintraten, arme Leute waren. Den
reichen Leuten war der Eintritt verwehrt worden. Danach wurden die
Leute, die zum Höllenfeuer verdammt waren, dorthin befohlen, und ich
bemerkte, dass die Mehrheit von ihnen Frauen waren." (Al-Bukhari und
Muslim)
Hadith 259: Es erzählte Abu Huraira (r), dass der Prophet (s) berichtete:
Man sagt, Nur drei Personen sprachen in der Wiege: Jesus, der Sohn der
Maria109, und das Dschuraidsch zugeschobene Neugeborene: Dschuraidsch
war ein (jüdischer) Einsiedler, der sich eine Mönchszelle baute und darin
ein zurückgezogenes Leben führte. Eines Tages, als er sich seinen Gebeten
hingegeben hatte, kam seine Mutter und rief ihn: "Dschuraidsch!" Er
antwortete: "Oh Herr meiner Mutter und meiner Gebete." Und er setzte
seine Gebete fort, und seine Mutter ging weg. Am nächsten Tag kam seine
Mutter wieder und rief ihn: "Dschuraidsch." Und wieder bat er: "Oh Herr
meiner Mutter und meiner Gebete." Und er betete weiter. Die Mutter kam
am dritten Tag und rief ihren Sohn: "Dschuraidsch!" Dschuraidsch betete
erneut zu Allah: "Oh Herr meiner Mutter und meiner Gebete." Und er
blieb eifrig bei seinem Gebet. Da rief seine Mutter: "Allah! Lass ihn nicht
108 Mi'radsch ist die Himmelsreise des Propheten am 27. Radschab, die er von Jerusalem
aus unternommen hat.
109 Auf Arabisch: Isä ibn Maryam.
116
1. Buch der Gebote
sterben, bevor er die Gesichter der Huren erblickt hat!" Im Volk Israel
wurden Dschuraidsch und seine Hingabe berühmt und bildeten einen
Hauptgesprächsstoff in den Unterhaltungen. Es gab eine Dirne, deren
Schönheit sprichwörtlich war. Sie sagte: "Wenn ihr möchtet, kann ich
Dschuraidsch in einen Skandal verwickeln." Sodann versuchte sie, ihn zu
verführen, aber Dschuraidsch schenkte ihr keine Beachtung. Dann näherte
sie sich einem Schäfer, der nahe der Klause von Dschuraidsch lebte, gab
sich ihm hin und wurde schwanger von ihm. Als ihr Kind geboren war,
behauptete sie, es sei von Dschuraidsch. Die Leute des Volkes Israel kam
zu Dschuraidsch, erniedrigten ihn, zerrten ihn aus seiner Klause, zerstörten
sie und fingen an, ihn zu schlagen. Er fragte: "Was wollt ihr?" Sie sagten:
"Du hast Ehebruch begangen mit dieser Dirne, und sie hat dein Kind
geboren." Er sagte: "Wo ist das Kind?" Sie brachten es ihm. Er sagte:
"Lasst mich jetzt allein, so dass ich beten kann." Dann betete er, und als er
seine Gebete beendet hatte ging er zu dem Kind, piekste es auf den Bauch
und fragte: "Wer ist dein Vater, mein Kleiner?" Das Kind antwortete:
"Soundso, der Schäfer." Da wandten sich alle Dschuraidsch zu, küssten
ihn, suchten seine Segnung und sagten: "Wir werden deine Klause aus
Gold bauen." Dschuraidsch aber sagte: "Baut sie aus Lehm, wie sie war."
Und sie bauten sie so.
Der dritte Fall war der eines Kindes, das von seiner Mutter gestillt wurde.
Zu der Zeit kam ein Mann vorbei, der ein schnelles und schönes Pferd ritt,
und feine Kleidung trug. Die Mutter betete: "Oh Allah, mach doch meinen
Sohn wie diesen Mann." Das Kind ließ die Brust seiner Mutter los,
bewegte sein Gesicht, schaute den Mann an und sagte: "Oh Allah, mach
mich nicht wie diesen Mann." Dann drehte es sich wieder der Brust seiner
Mutter zu und nahm das Nuckeln wieder auf.
Hier machte der Prophet (s) das Nuckeln eines Kindes vor, indem er
seinen Zeigefinger in den Mund steckte und daran sog. Dann fuhr er fort:
Dann kamen einige Leute vorbei, und die Männer schlugen eine Sklavin,
um sie wegen begangenen Ehebruchs und wegen Diebstahls zu züchtigen;
als Antwort darauf rief sie: "Allah ist für mich genug, und ein vorzüglicher
Beschützer ist Er." Die Mutter betete: "Oh Allah, mach meinen Sohn nicht
wie sie." Daraufhin verharrte das Baby vom Nuckeln, schaute sich die
junge Frau an und sagte: "Oh Allah, mach mich wie sie." Jetzt begann ein
Zwiegespräch zwischen der Mutter und dem Kind. Sie sagte: "Eine schöne
Person kam vorbei, und ich betete: 'Oh Allah, mache meinen Sohn wie ihn.`
Du aber sagtest: 'Oh Allah, mache mich nicht wie ihn.' Dann kamen ein
paar Leute mit einer Sklavin vorbei, die sie schlugen, wobei sie sie wegen
117
1. Buch der Gebote
Ehebruchs und Diebstahls anklagten. Ich bat: 'Oh Allah, mach meinen
Sohn nicht wie sie.' Doch du sagtest: 'Oh Allah, mach mich wie sie.'" Der
Junge antwortete: "Der Mann war eine grausame Person, darum habe ich
widersprochen und gesagt: 'Oh Allah, mach mich nicht wie ihn.' Diese
sagten zu ihr: 'Du begingst Ehebruch.' Tatsächlich hatte sie aber keinen
begangen. Sie behaupteten: 'Du hast gestohlen.` Tatsächlich hatte sie aber
nicht gestohlen. Daher sagte ich: 'Oh Allah, mache mich wie sie.'" (Al-
Bukhari und Muslim)
Kapitel 33
Freundlichkeit zu Waisen, Mädchen und anderen Schwachen,
Armen
und Hoffnungslosen, sowie Wohltat und Mitgefühl, Bescheidenheit
und Demut ihnen gegenüber
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und senke deinen Fittich (in Barmherzigkeit) auf die Gläubigen." (15:88),
"Und fasse dich in Geduld mit denen, die ihren Herrn morgens und abends
anrufen im Trachten nach Seinem Angesicht, und wende deine Augen
nicht von ihnen ab, um nach irdischen Verlockungen zu trachten " (18:28),
"Was darum die Waise angeht, so tue ihr kein Unrecht, und was den
Bittenden angeht, so weise ihn nicht ab..." (93:9-10)
"Hast du denjenigen gesehen, der die Religion verleugnet? Er ist derjenige,
der das Waisenkind schroff abweist, und auch nicht dazu ermutigt, den
Bedürftigen zu speisen." (107:1-3)
Hadith 260: Sa'd ibn Abi Waqqas (r) erzählte: Einst saßen wir zu sechst
bei dem Propheten (s) (als er einigen Ungläubigen den Islam anbot); da
sagten die Ungläubigen zu ihm: "Schicke diese weg, sonst könnten sie
118
1. Buch der Gebote
wagen, uns zu stören." Jene sechs waren ich selbst, Ibn Mas'ud, ein Mann
vom Stamme Hudhail, Bilal und zwei weitere Personen, deren Namen ich
nicht kenne. Der Prophet (s) schickte uns ungern fort und fühlte sich
darauf nicht sehr wohl. Er dachte nach, und Allah offenbarte ihm: "Und
weise nicht diejenigen ab, die vom Morgen bis zum Abend ihren Herrn
anrufen, im Wunsch nach Seinem Angesicht. Du bist in keiner Weise
verantwortlich für sie und sie sind in keiner Weise verantwortlich für dich.
Würdest du sie also abweisen, dann würdest du unrecht tun." (Sure 6:52)
(Muslim)
Hadith 261: Es berichtet Abu Hubaira Äidh ibn Amru al-Muzani (r) - und
er war selbst eine der gesegneten Personen, die dem Propheten (s) einst
(mit Bai'atur-ridwanuo) huldigten - dass Abu Sufyan an den Gefährten
Salman, Suhaib und Bilal (r) vorbeiging. Daraufhin sagten sie: "Schade,
dass die Schwerter Allahs den Feind Allahs (d.h. Abu Sufyan) nicht hart
angepackt hatten." Da sprach Abu Bakr (r) zu ihnen: "Was erlaubt ihr
euch, über den Führer und das Oberhaupt der Quraisch so zu sprechen!"
Danach ging er zum Propheten (s) und berichtete ihm dieses. Der Prophet
(s) sprach zu ihm: "Oh Abu Bakr! Vielleicht hast du diese Menschen
gekränkt. Wenn ja, dann hast du auch deinen Herrn gekränkt." Abu Bakr
(r) ging zu ihnen zurück und sagte: "Oh Brüder, habe ich euch gekränkt?"
Sie antworteten: "Nein, Allah möge dir vergeben, Bruder." (Muslim)
Hadith 262: Sahl ibn Sa'd (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Ich und derjenige, der sich einer Waise annimmt, sind im Paradies
so:" Daraufzeigte er seinen gespreizten Zeigefinger und Mittelfinger. (Al-
Bukhari)
Hadith 263: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Ich und einer, der sich einer Waise annimmt, gleich ob er mit ihr
verwandt ist oder ihr fremd, werden wie diese (Zeigefinger und
Mittelfinger) im Paradies sein."
110 Mit der Bai'atur-ridwan huldigten die Muslime dem Propheten (s) auf der Pilgerfahrt im
Jahre 6 nach der Hidschra, bevor diese aufgrund des Vertrags von Hudaibiya mit den ungläubigen
Mekkanern abgebrochen werden mußte.
119
1. Buch der Gebote
Der Überlieferer, Malik ibn Anas, hob dazu seinen Zeigefinger und den
Mittelfinger, um es zu erläutern.
(Muslim)
Hadith 264: Es überliefert Abu Huraira (r), dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Derjenige ist kein Bedürftiger, der um ein, zwei Datteln oder ein,
zwei Bissen bittet, denn ein echter Bedürftiger bittet nicht darum, trotz
seiner Not." (Al-Bukhari und Muslim)
In einer anderen Version bei Al-Bukhari und Muslim heißt es: "Derjenige
ist kein Bedürftiger, der bei den Menschen umhergeht um einen oder zwei
Bissen, eine oder zwei Datteln zu erbitten. Der wahre Bedürftige jedoch ist
derjenige, der nichts hat, und es wurde ihm Sadaqa gegeben, aber er geht
nicht, die Leute darum zu bitten."
Hadith 265: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Prophet (s) sagte:
"Denjenigen, der für verwitwete Frauen und für Bedürftige sorgt, belohnt
Allah wie denMudschahid, der um Allahs willen kämpft."
Abu Huraira fügte noch hinzu: Ich denke, er hat sogar gesagt: "Dieser
gleicht einem stehenden und niemals ermüdeten Betenden und einem, der
ununterbrochen fastet, ohne sein Fasten zu brechen."
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 266: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Prophet (s) sagte: "Die
übelste Mahlzeit ist das Festessen, zu welchem Manche gerne kommen
würden, aber sie werden abgelehnt, und zu dem Andere eingeladen
werden, obwohl sie ungern dabei sein möchten; doch müssen sie die
Einladung annehmen, da eine Absage als Ungehorsam Allah und Seinem
Gesandten gegenüber gilt." (Muslim)
In einer anderen Version bei Al-Bukhari und Muslim heißt es: "Die übelste
Mahlzeit ist das Festessen, zu dem Reiche eingeladen werde, und von dem
die Armen ausgeschlossen sind."
120
1. Buch der Gebote
Hadith 267: Anas (r) berichtet, dass der Prophet (s) gesagt hat: "Wenn
jemand zwei Mädchen aufzieht, von ihrer Kindheit bis zum Reifealter, so
werden ich und er am Tage des Gerichts wie diese beiden sein." Und er
legte seine beiden Finger zusammen. (Muslim)
Hadith 268: Aischa (r) erzählte: Eine Frau kam zusammen mit ihren
beiden Töchtern zu mir und bat, ob ich etwas für sie habe. Zu dieser Zeit
hatte ich nichts außer einer einzigen Dattel, die ich ihr gab. Sie teilte diese
unter ihren beiden Töchtern auf und aß selbst nichts. Dann stand sie auf
und ging weg. Als der Prophet (s) kam, erzählte ich ihm, was sich
zugetragen hatte. Er sagte: "Wenn jemand damit beauftragt wird, Töchter
aufzuziehen, und er behandelt sie gut, so wird er vor dem Höllenfeuer
geschützt." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 269: Aischa (r) erzählte: Eine arme Frau stellte mir ihre beiden
Töchter vor (und bat mich, ihnen etwas Essen zu geben). Ich gab ihr drei
Datteln. Sie gab jedem Mädchen eine und wollte die dritte selbst essen.
Die beiden Mädchen baten sie jedoch auch um diese. So teilte sie (die
Dattel) in zwei Teile und gab jedem Mädchen einen Teil davon. Ich war
sehr von ihrem Tun beeindruckt und erwähnte alles dem Propheten (s)
gegenüber. Er sagte: "Allah hat das Paradies für sie vorgesehen," oder
"Allah hat sie vom Höllenfeuer befreit." (Muslim)
Hadith 270: Abu Schuraih Khuwailid ibn Amai al-Khuza'i (r) berichtet,
dass der Prophet (s) sagte: "Oh Allah! Du weißt, dass ich die Verletzung
der Rechte der beiden Schwachen, der Waisen und der Frauen, für
schwere Sünde erkläre und dass ich davor sehr warne."
(An-Nasai)
Dies ist ein guter Hadith (hasan).
121
1. Buch der Gebote
Hadith 271: Mus'ab ibn Sa'd ibn Abi Waqqas (r) erzählte, dass (sein
Vater) Sa'd einst dachte, er sei den anderen (einfachen Muslimen)
gegenüber (wegen seines hohen Ranges) überlegen. Daraufhin sagte der
Prophet (s): "Denkt daran! Nur wegen der Schwachen (unter euch) wird
euch geholfen (gegen die Feinde) und ihr werdet versorgt (in eurem
Lebensunterhalt)." (Al-Bukhari)
Hadith 272: Abud-Darda' Uwaimir (r) überliefert: Ich hörte den
Gesandten Allahs (s) sagen: "Schaut nach meinem Gutdünken bei den
Schwachen (indem ihr ihnen immer helft), denn euch wird gewiss
ihretwegen (gegen die Feinde) geholfen und ihr werdet (in eurem
Lebensunterhalt) versorgt."
(Abu Dawud)
Die Überlieferung dieses Hadithes ist sehr gut belegt {isnad dschayid).
Kapitel 34
Empfehlung in Bezug auf die Frauen
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"...Und lebt mit ihnen in gütlicher ehelicher Gemeinschaft." (4:19)
"Und ihr werdet niemals Gerechtigkeit üben können unter den Frauen,
auch wenn ihr es noch sehr wünscht. Doch wendet euch nicht (von einer
eurer Frauen) ganz und gar ab, so dass ihr sie gleichsam in der Schwebe
lasst. Und wenn ihr euch versöhnt und gottesfürchtig seid, dann ist Allah
wahrlich allverzeihend, allbarmherzig." (4:129)
Hadith 273: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Behandelt die Frauen gut; denn die Frau ist aus einer (gekrümmten)
Rippe geschaffen worden, und der am stärksten gekrümmte Teil ist in der
oberen Region. Wenn du sie gerade biegen willst, wirst du sie brechen,
und wenn du sie lässt, wie sie ist, wird sie verbogen bleiben. Behandle also
die Frauen gut." (Al-Bukhari und Muslim)
In einer andere Version von Al-Bukhari und Muslim heißt es: "Die Frau ist
wie eine Rippe: Wenn du versuchst, sie gerade zu biegen, würdest du sie
zerbrechen, und wenn du aus ihr Nutzen ziehen möchtest, kannst du es
trotz ihres Gebogenseins."
122
1. Buch der Gebote
Noch eine weitere Version von Muslim lautet: "Die Frau ist aus einer
Rippe geschaffen worden und du kannst sie nicht gerade machen. Wenn du
von ihr Nutzen haben willst, so tu es trotz ihres Gebogenseins. Wenn du
jedoch versuchst, sie gerade zu biegen, wirst du sie brechen, und sie
brechen heißt sie verstoßen."
Hadith 274: Es berichtet Abdullah ibn Zam'a, dass er den Propheten (s)
eine Rede halten hörte, in deren Verlauf er den Fall der Kamelstute (des
Propheten Salih) erwähnte und denjenigen, der sie tötete. Im Laufe seiner
Ansprache sagte der Gesandte Allahs (s): '"Als sich der Unseligste unter
ihnen erhob' (Sure 91:12), bedeutet, dass ein mächtiger, aber bösartiger,
und verbohrter Mann zu seinem Volk (den Thamud) kam." Dann erwähnte
er die Frauen und sprach: "Einige unter euch prügeln ihre Frau wie eine
Sklavin, und gegen Ende des Tages schlafen sie mit ihr." Dann ermahnte
er die Anwesenden, nicht über jemanden zu lachen, der einen Wind
fahren lässt, und sagte: "Warum lacht ihr über eine andere Person, wo ihr
doch das Gleiche macht wie sie?" (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 275: Es berichtet Abu Huraira (r), dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Ein gläubiger Ehemann soll niemals seine gläubige Frau hassen.
Wenn er eine bestimmte Angewohnheit von ihr nicht mag, so mag er doch
eine andere bei ihr finden, die ihm gefällt." (Muslim)
Hadith 276: Amru ibn al-Ahwas al-Dschuschami (r) berichtet, dass er den
Propheten (s) auf der Abschieds-Pilgerfahrt sagen hörte, nachdem er (s)
Allah gerühmt und gepriesen und die Anwesenden an die Gebote und
Verbote Allahs erinnert hatte: "Hört zu! Seid gut zu den Frauen; sie sind
wie Gefangene in euren Händen. Darüber hinaus seid ihr ihnen nichts
schuldig. Sollten sie schuldig werden aufgrund offensichtlichen Fehlverhaltens,
könnt ihr sie von euren Betten fernhalten und sie leicht
schlagen, so dass ihr sie nicht verletzt. Wenn sie euch darauf gehorchen,
dürft ihr nichts weiter gegen sie unternehmen. Hört zu! Ihr habt Rechte auf
eure Frauen, und sie haben Rechte auf euch. Euer Recht ist, dass sie
123
1. Buch der Gebote
niemandem, den ihr nicht mögt, erlauben, auf eurer Liegestätte zu sitzen,
und ihm gestatten, euer Haus zu betreten, und ihr Recht ist, dass ihr gut zu
ihnen seid, und dass ihr sie mit Nahrung und Kleidung versorgt."
(At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter und gesunder Hadith (hasan sahih).
Hadith 277: Mu'awiya ibn Haida (r) berichtet: Ich fragt den Propheten
(s); was das Recht einer Ehefrau ihrem Ehemann gegenüber sei. Er sagte:
"Gib ihr zu essen, wenn du selbst isst; kleide sie, wenn du dich selbst
kleidest; schlage sie nicht ins Gesicht; verfluche sie nicht und trenne dich
nicht von ihr außer innerhalb des Hauses."
(Abu Dawud)
Dies ist ein guter Hadith (hasan).
Hadith 278: Es berichtet Abu Huraira (r), dass der Prophet (s) sagte:
"Der vollendetste Muslim in Glaubensangelegenheiten ist derjenige, der ein
vorzügliches Benehmen hat; und die Besten unter euch sind jene, die ihre
Ehefrauen am besten behandeln."
(At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter und gesunder Hadith (hasan sahih).
Hadith 279: Iyas ibn Abdullah ibn Abi Dhubab (r) berichtet, dass der
Prophet (s) warnte: "Schlagt nicht die Dienerinnen Allahs 111. Bald darauf
kam Umar (r) zu dem Gesandten Allahs (s) und sagte: "Die Frauen sind
frech gegenüber ihren Ehemännern geworden." Als er das hörte, erlaubte
der Prophet (s) sie zu schlagen. Danach kamen viele Frauen zu den
Ehefrauen des Propheten (s) und klagten über ihre Ehemänner Sodann
sagte der Prophet (s): "Viele Frauen sind zu meinen Frauen gekommen mit
der Klage über schlechte Behandlung seitens ihrer Ehemänner. Solche
Menschen unter euch sind niemals die Besten."
(AbuDawud)
Dieser Hadith ist zuverlässig überliefert (isnad sahih).
111Damit sind die gläubigen Frauen gemeint.
124
1. Buch der Gebote
Hadith 280: Abdullah ibn Amru ibn al-As (r) berichtet, dass der Gesandte
Allahs (s) sagte: "Das irdische Leben ist ein (vergänglicher) Genuss. Das
Beste an diesem Genuss ist eine tugendhafte Ehefrau." (Muslim)
Kapitel 35
Das Recht des Ehemannes seiner Frau gegenüber
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht.
"Die Männer sind die Verantwortlichen für die Frauen, weil Allah die einen
von ihnen mit mehr Vorzügen ausgestattet hat als die anderen und weil sie
von ihrem Vermögen hingeben. Darum sind tugendhafte Frauen jene, die
demütig ergeben sind, die in Abwesenheit das bewahren, was Allah ihnen
zu bewahren aufgab." (4:34)
Unter den Hadithen zu diesem Thema ist Hadith Nr. 276.
Hadith 281: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Wenn der Ehemann seine Frau zu seinem Bett ruft, und sie kommt
nicht zu ihm und er verbringt die Nacht im Ärger auf sie, fluchen die Engel
auf sie die ganze Nacht hindurch, bis zum Morgen." (Al-Bukhari und
Muslim)
Eine andere Version bei Al-Bukhari und Muslim lautet: "Wenn die Ehefrau
das Ehebett die ganze Nacht hindurch meidet, fluchen die Engel auf sie bis
zum Morgen."
Noch eine andere Version lautet: Der Gesandte Allahs (s) sagte: "Bei
Allah, in Dessen Händen mein Leben ist, wenn ein Ehemann seine Frau in
sein Bett ruft, und sie sich ihm verweigert, dann bleibt Er, Der im Himmel
ist, mit ihr unzufrieden, bis sich ihr Mann mit ihr ausgesöhnt hat."
Hadith 282: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Eine Frau darf nicht freiwillig fasten, wenn ihr Mann zu Haus ist,
außer mit seiner Erlaubnis. Sie sollte ebenso niemandem gestatten, sein
Haus zu betreten ohne seine Zustimmung."
(Al-Bukhari und Muslim)
Die zitierte Version stammt von Al-Bukhari.
125
1. Buch der Gebote
Hadith 283: Ibn Umar (r) überliefert, dass er den Gesandten Allahs (s)
sagen hörte: "Jeder von euch ist ein Hüter, und verantwortlich für seine
Herde. So ist der Herrscher ein Hüter und verantwortlich (für jene, die
unter seiner Herrschaft stehen); ebenso ist der Ehemann ein Hüter,
hinsichtlich der Familienmitglieder seines Haushalts die Ehefrau ist Hüter
bezüglich des Haushalts ihres Mannes und seiner Kinder. Jeder von euch
ist also ein Hüter und verantwortlich für seine Herde." (Al-Bukhari und
Muslim)
Hadith 284: Abu Ali Talq ibn Ali (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs
(s) sagte: "Wenn ein Mann nach seiner Frau schickt, um sein Bedürfnis zu
stillen, sollte sie zu ihm gehen, sogar wenn sie mit Brotbacken beschäftigt
ist."
(At-Tirmidhi und An-Nasai)
Nach At-Tirmidhi ist dies ein guter und gesunder Hadith (hasan sahih).
Hadith 285: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Prophet (s) sagte:
"Wenn ich irgendjemandem befohlen hätte, sich vor einem anderen niederzuwerfen,
so hätte ich angeordnet, dass die Ehefrau sich vor ihrem Ehemann
niederwirft." (At-Tirmidhi) Dies ist ein guter und gesunder Hadith
(hasan sahih).
Hadith 286: Umm Salama (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Jede Frau, die stirbt, und ihr Mann war mit ihr zufrieden, kommt
ins Paradies."
(At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter Hadith {hasan).
Hadith 287: Mu’adh ibn Dschabal (r) berichtet, dass der Prophet (s) sagte:
"Immer wenn eine Frau ihrem Mann im Diesseits Ärger und Qual
verursacht, sagt eine seiner Gefährtinnen unter den Huris des Paradieses
zu ihr: 'Möge Allah dir Schaden zufügen, bringe deinem Ehemann keinen
Ärger, denn er ist nur dein Gast und wird dich bald verlassen, um sich uns
im Paradies anzuschließen!" (At-Tirmidhi). Dies ist ein guter Hadith
{hasan).
126
1. Buch der Gebote
Hadith 288: Usama ibn Zaid (r) erzählte, dass der Prophet (s) sagte: "Ich
hinterlasse keine verderblichere Versuchung für die Männer als Frauen."
(Al-Bukhari und Muslim)
Kapitel 36
Unterhalt für die Familienmitglieder
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und es obliegt dem, dem das Kind geboren wurde, für ihre Nahrung und
Kleidung auf angemessene Weise Sorge zu tragen..." (2:233)
"Wer vermögend ist, soll von seinem Vermögen aufwenden, und der,
dessen Versorgung eingeschränkt ist, soll von dem aufwenden, was Allah
ihm gegeben hat..." (65:7)
"Und ihr gebt nichts als Spende hin, ohne dass Er es euch ersetzt..."
(34:39)
Hadith 289: Es überliefert Abu Huraira (r), dass der Gesandte Allahs (s)
gesagt hat: "Von dem Geld, das du auf dem Wege Allahs ausgibst, von
dem Geld, das du für die Befreiung eines Sklaven ausgibst, von dem Geld,
das du ausgibst als Sadaqa für die Armen, und von dem Geld, das du
ausgibst für deine Familie, ist der höchste Lohn von dem Betrag zu
erwarten, den du für deine Familie ausgegeben hast." (Muslim)
Hadith 290: Der befreite Sklave des Gesandten Allahs (s) Thauban ibn
Budschdud (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) sagte: "Das beste
(für Allah) ausgegebene Geld ist, was man für seine Familie aufwendet,
dann folgt der Betrag, den man für sein Reittier im Dschihad um Allahs
willen ausgibt, und dann der Betrag, den man für seine Gefährten um
Allahs willen ausgibt." (Muslim)
Hadith 291: Umm Salama (r) berichtet: Ich fragte den Gesandten Allahs
(s): "Oh Gesandter Allahs, werde ich belohnt werden, wenn ich die Kinder
von (meinem verstorbenen Ehemann) Abu Salama versorge? Sie können
127
1. Buch der Gebote
nicht unversorgt gelassen werden oder hin- und herlaufen (auf der Suche
nach Lebensunterhalt). Sie sind doch schließlich meine Kinder." Er
antwortete: "Ja, du wirst Belohnung bekommen für alles, was du für sie
ausgibst."
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 292 ist in Hadith Nr. 7 enthalten.
Hadith 293: Abu Mas'ud al-Badri (r) erzählte, dass der Prophet (s) sagte:
"Wenn der Mensch aufrichtig etwas für seine Familie ausgibt, in der
Hoffnung auf die Vergeltung Allahs, so wird ihm dies zu seinen Gunsten
als Sadaqa angerechnet." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 294: Abdullah ibn Amru ibn al-As (r) berichtet, dass der Gesandte
Allahs (s) sagte: "Es ist Grund genug, ein Sünder zu sein, wenn jemand die
von ihr zu ernährenden Menschen zugrunde gehen lässt."
(Abu Dawud und andere)
Dies ist gesunder Hadith (sahih).
In seinem Sahih-Werk überliefert ihn Muslim folgendermaßen: "Es ist
gewiss eine Sünde, wenn jemand den Unterhalt für jemanden, der von ihm
abhängig ist, zurückhält."
Hadith 295: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Prophet (s) sagte: "Kein
Tagesanbruch vergeht, ohne dass zwei Engel herabsteigen, und der eine
ruft: "Oh Allah, vergelte dem Spendenden (seiner Spende) entsprechend!",
und der andere ruft: "Oh Allah! Füge dem Geizigen (den entsprechenden)
Schaden zu!" (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 296: Abu Huraira (r) überliefert auch, dass der Prophet (s) gesagt
hat: "Die obere Hand (also die gebende) ist besser als die untere Hand
128
1. Buch der Gebote
(also die empfangende), und du sollst (beim Geben von Sadaqa) bei denen
anfangen, die von dir abhängig sind; und die beste Sadaqa ist die vom
Überfluss gegebene, und wer Tugend erstrebt, dem wird sie Allah
schenken, und wer Verzicht übt, den wird Allah reich machen." (Al-
Bukhari)
Kapitel 37
Ausgeben des Liebsten und Besten
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Niemals werdet ihr Frömmigkeit erlangen, ehe ihr nicht von dem spendet,
was ihr liebt..." (3:92)
"Oh die ihr glaubt, spendet von den guten Dingen, die ihr erworben habt,
und von dem, was Wir für euch aus der Erde hervorgebracht haben, und
sucht nicht das Schlechte davon aus, um es zu spenden, wo ihr es doch
selbst nicht nehmen würdet, es sei denn ihr würdet ein Auge dabei
zudrücken. Und wisst, dass Allah Sich selbst genügend ist, des Lobes
würdig." (2:267)
Hadith 297: Anas (r) berichtet, dass Abu Talha (r) der reichste unter den
Ansar in Medina war, was Landbesitz und Dattelgärten angeht. Seinen
Garten Bairahä1, der direkt gegenüber der Moschee des Propheten (s) lag,
mochte er am liebsten von all seinen Besitzungen. Der Prophet (s) pflegte
seinen Garten zu besuchen und dessen süßes Wasser zu trinken. Als der
Qur’anvers "Niemals werdet ihr Frömmigkeit erlangen, ehe ihr nicht von
dem spendet, was ihr liebt." (Sure 3:92) offenbart wurde, ging Abu Talha
(r) zum Gesandten Allahs (s) und sagte: "Oh Gesandter Allahs! Allah hat
dir diesen Qur’anvers herabgesandt: "Niemals werdet ihr Frömmigkeit
erlangen, ehe ihr nicht von dem spendet, was ihr liebt', und der Besitz, den
ich am meisten liebe, ist Bairahä'. Daher biete ich ihn als Sadaqa für Allah,
den Erhabenen, an und erhoffe nur Gutes und Belohnung von Ihm. Du
magst darüber verfügen, wie Allah dich leitet." Der Prophet (s) sagte:
"Nun, dies ist ein sehr ertragreicher Besitz, dies ist ein sehr ertragreicher
Besitz. Ich habe gehört, was du gesagt hast, und ich meine, du solltest ihn
129
1. Buch der Gebote
unter deinen Verwandten aufteilen." Abu Talha (r) sagte: "Ich werde es
tun, oh Gesandter Allahs!" Und er teilte jenen gewaltigen Palmenhain
(Bairahq`) unter seinen Verwandten und den Nachkommen seines Onkels
väterlicherseits auf. (Al-Bukhari und Muslim)
Kapitel 38
Pflicht, der Familie, den Kinder, sowie allen Familienmitgliedern zu
gebieten, Allah, dem Erhabenen, zu gehorchen und ihnen zu
verbieten, das Gegenteil zu tun, und sie am Tun von Verbotenem zu
hindern
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und gebiete deinen Angehörigen das Gebet und sei selbst ausdauernd
darin..." (20:132)
"Oh die ihr glaubt! Rettet euch selbst und eure Familien vor einem Feuer,
dessen Brennstoff Menschen und Steine sind." (66:6)
Hadith 298: Abu Huraira (r) berichtet, dass (der Enkel des Propheten (s))
al-Hasan ibn Ali (r) (als er ein Kind war) eine Dattel aus der Menge, die als
Sadaqa zusammengetragen worden war, aufnahm und in seinen Mund
steckte. Daraufhin sagte der Gesandte Allahs (s) zu ihm: "Pfui! Spucke sie
aus! Wusstest du nicht, dass wir (die Angehörigen des Propheten) keine
Sadaqa essen dürfen?" (Al-Bukhari und Muslim)
Nach einer anderen Version sagte er (s): "Sadaqa ist uns (dem Propheten,
seinen Nachkommen und seiner Familie) verboten."
Hadith 299: Abu Hafs Umar ibn Abi Salama, der Stiefsohn112 des
Gesandten Allahs (s), erzählte: Als ich klein war und unter der Obhut des
Gesandten (s) aufwuchs, tat ich (beim Essen) meine Hand überall in die
Schüssel. Da sprach er (s) zu mir: "Mein Junge, sprich den Namen Allahs,
des Erhabenen, und iss mit deiner rechten Hand und von dem, was vor dir
liegt." So wurde dies zu meiner Essensweise. (Al-Bukhari und Muslim)
112 Abu Hafs Umar war der Sohn der Mutter der Gläubigen, Umm Salama.
130
1. Buch der Gebote
Hadith 300: Ibn Umar (r) überliefert, dass er den Gesandten Allahs (s)
sagen hörte: "Jeder von euch ist ein Hüter, und verantwortlich seine
Herde: So ist der Anführer ein Hüter und verantwortlich für seine Herde;
ebenso ist der Ehemann ein Hüter, hinsichtlich der Familienmitglieder
seines Haushalts und verantwortlich seine Herde; die Ehefrau ist Hüter
bezüglich des Haushalts ihres Mannes und verantwortlich für ihre Herde;
der Diener ist ein Hüter über den Besitz seines Herrn und ist
verantwortlich für seine Herde. Jeder von euch ist also ein Hüter und
verantwortlich für seine Herde."113 (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 301: Amru ibn Schu'aib (r) überliefert, dass sein Vater ihm
berichtete, dass sein Großvater (r) sagte: Der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Wenn eure Kinder das Alter von sieben Jahren erreichen, befehlt ihnen,
das Gebet zu verrichten, und züchtigt sie bei Nachlässigkeit darin, wenn
sie zehn Jahre alt sind, und lasst sie in getrennten Betten schlafen." (Abu
Dawud) Dies ist ein guter Hadith (hasari).
Hadith 302: Abu Thurayya Sabra ibn Ma'bad al-Dschuhani (r) berichtet,
dass der Gesandte Allahs (s) sagte: "Wenn ein Junge sieben Jahre alt
geworden ist, dann bringt ihm das Gebet bei. Wenn er dies im Alter von
zehn Jahren nicht verrichtet, dann züchtigt ihn."
(Abu Dawud und At-Tirmidhi)
Nach At-Tirmidhi ist dies ist ein guter Hadith {hasan).
In der Version von Abu Dawud heißt es: "Wenn ein Junge sieben Jahre alt
geworden ist, dann befehlt ihm das Gebet..."
Kapitel 39
Recht des Nachbarn und Empfehlung in Bezug auf ihn
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und dient Allah und stellt Ihm nichts zur Seite, und erweist den Eltern
Wohltaten und ebenso den Verwandten, den Waisen und Armen, den
nahestehenden Nachbarn und den fernen Nachbarn, und dem Gefährten an
(eurer) Seite und dem Reisenden und denen, die euch gehören. Wahrlich,
Allah liebt nicht die, die überheblich (und) stolz sind." (4:36)
113 Vergl. Hadith Nr. 283.
131
1. Buch der Gebote
Hadith 303: Ibn Umar und Aischa (r) berichten, dass der Gesandte Allahs
(s) sagte: "(Der Engel) Gabriel empfahl mir so oft die gute Behandlung des
Nachbarn, dass ich beinahe dachte, er würde ihn vielleicht zum Erben
einsetzen."
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 304: Abu Dharr (r) berichtet, dass der Prophet (s) sagte: "Oh Abu
Dharr! Wenn du Suppe zubereitest, gib ein wenig mehr Wasser hinein und
schau, ob dein Nachbar etwas benötigt." (Muslim)
Eine andere Version lautet: Mein Freund, der Prophet (s), wies mich an:
"Wenn du Suppe zubereitest, gib viel Wasser hinein und dann schau, wie
es der Familie deines Nachbarn geht, und gib auch ihr davon."
Hadith 305: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Prophet (s) sprach:
"Bei Allah, er glaubt nicht! Bei Allah, er glaubt nicht! Bei Allah, er
glaubt nicht." Er wurde gefragt: "Wer, oh Gesandter Allahs!?" Er sagte:
"Einer, dessen Nachbar nicht sicher ist vor seiner Bosheit." (Al-Bukhari
und Muslim)
Die Version bei Muslinrlautet: "Derjenige wird nicht ins Paradies
eintreten, dessen Nachbar nicht sicher ist vor seiner Bosheit."
Hadith 306 ist eine Wiederholung von Hadith Nr. 124.
132
1. Buch der Gebote
Hadith 307: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Lasst keinen Nachbarn seinem unmittelbaren Nachbarn verbieten, seine
Dachsparren an der eigenen Wand zu befestigen."
Abu Huraira (r) fügte hinzu: Warum sehe ich, dass ihr euch nun von dieser
Sunna abwendet! Bei Allah, ich werde dennoch damit fortfahren, dies zu
verkünden!
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 308: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Wer an Allah glaubt und an den Jüngsten Tag, soll seinem
Nachbarn nicht schaden; und wer an Allah glaubt und an den Jüngsten
Tag, soll seinen Gast großzügig behandeln; und wer an Allah glaubt und
an den Jüngsten Tag, soll Gutes sprechen oder schweigen!" (Al-Bukhari
und Muslim)
Hadith 309: Abu Schuraih al-Khuza'i (r) überliefert, dass der Prophet (s)
sagte: "Wer an Allah glaubt und an den Jüngsten Tag, soll seinen
Nachbarn gut behandeln; und wer an Allah glaubt und an den Jüngsten
Tag, soll seinen Gast großzügig behandeln; und wer an Allah glaubt und
an den Jüngsten Tag, soll Gutes sprechen oder schweigen!"
(Muslim)
Bei Al-Bukhari wird ein Teil dieses Hadithes berichtet.
Hadith: 310: Aischa (r) berichtet: Ich fragte den Propheten (s): "Oh
Gesandter Allahs! Ich habe zwei Nachbarn; wem soll ich etwas schenken?"
Er antwortete: "Dem Nachbarn, dessen Tür näher an deiner Tür ist." (Al-
Bukhari)
Hadith: 311: Abdullah ibn Umar (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs
(s) sagte: "Der beste Freund aus der Sicht Allahs, des Erhabenen, ist
derjenige, welcher seinen Gefährten am besten behandelt, und der beste
Nachbar aus der Sicht Allahs, des Erhabenen, ist derjenige, welcher seinen
Gefährten am besten behandelt."
(At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter Hadith (hasan).
133
1. Buch der Gebote
Kapitel 40
Gehorsam den Eltern gegenüber und Pflege der
Verwandtschaftsbande
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und dient Allah und stellt Ihm nichts zur Seite, und erweist den Eltern
Wohltaten und ebenso den Verwandten, den Waisen und Armen, den
nahestehenden Nachbarn und den fernen Nachbarn, und dem Gefährten an
(eurer) Seite und dem Reisenden und denen, die euch gehören..." (4:36)
"So fürchtet Allah, in Dessen Namen ihr einander ersucht, und wahrt die
Verwandtschaftsbande (fest)..." (4:1)
"Jene, die ihre Verpflichtungen Allah gegenüber erfüllen und den Bund
(mit Ihm) nicht brechen, und die verbinden, was Allah zu verbinden befahl,
und ihren Herrn fürchten..." (13:20-21),
"Und Wir haben dem Menschen aufgetragen, gütig gegen seine Eltern zu
sein..." (29:8),
"Und dein Herr hat entschieden, dass ihr niemanden außer Ihm anbeten
und den Eltern Wohltaten erweisen sollt. Falls einer von ihnen oder beide
bei dir ein hohes Alter erreichen, dann sage niemals ein mürrisches Wort
zu ihnen und schelte sie nicht, sondern sprich in gütiger Weise mit ihnen.
Und aus Barmherzigkeit senke die Schwingen der Demut auf sie hernieder
und sprich: 'Mein Herr! Erbarme Dich ihrer, so wie sie mich aufgezogen
haben, als ich klein war."' (17:23-24)
"Und Wir haben dem Menschen seine Eltern ans Herz gelegt - seine
Mutter hat ihn ja in Mühsal über Mühsal (unter dem Herzen) getragen, und
es dauert zwei Jahre bis zu seiner Entwöhnung: 'Erweise Dankbarkeit Mir
und deinen Eltern!1..."(31:14)
Hadith 312: Abu Abdur-Rahman Abdullah ibn Mas’ud (r) berichtet, dass
er den Propheten (s) fragte: "Welche Tat ist Allah am liebsten?" Er sagte:
"Die Gebete zur richtigen Zeit zu verrichten." Ich fragte: "Und dann?" Er
antwortete: "Die gute Behandlung der Eltern." Ich sagte: "Und dann?" Er
sagte: "Die Anstrengung {Dschihad) auf dem Wege Allahs."
(Al-Bukhari und Muslim) .
Hadith 313: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Kein Sohn kann seinein, Vater (dessen Fürsorge) zurückzahlendes sei
denn, er findet ihn als Sklaven und kann ihn freikaufen." (Muslim)
134
1. Buch der Gebote
Hadith 314 ist eine Wiederholung von Hadith Nr. 308.
Hadith 315: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s)
erzählte: Nachdem Allah alle Kreaturen erschaffen hatte, stand der
Schoß114 auf und sprach: "Bin ich der Ort, der bei Dir Zuflucht vor der
Trennung (der Familienbande) bietet?" Allah sagte: "Ja, wärest du denn
zufrieden, wenn Ich zu dem halte, der zu dir hält, und sollte Ich mich von
dem lösen, der sich von dir löst?" Der Schoß sagte: "Ja, gewiss." Allah
sagte: "Dann soll es so sein."
Dann sagte der Gesandte Allahs (s): "Wenn ihr wollt, dann lest folgende
Qur’anverse: 'Es ist nicht möglich, dass ihr, wenn ihr euch abwendet,
Unheil auf Erden stiftet und die Verwandtschaftsbande zerschneidet? Das
sind diejenigen, die Allah verflucht hat und Er hat sie taub gemacht und ihr
Augenlicht geblendet.'(Sure 47:22-23)" (Al-Bukhari und Muslim)
Nach der Version von Al-Bukhari sagte Allah: "Wer zu dir hält, zu dem
werde Ich halten, und wer sich von dir löst, von dem werde Ich mich
lösen."
Hadith 316: Abu Huraira (r) berichtet, dass ein Mann zum Gesandten
Allahs (s) kam und fragte: "Oh Gesandter Allahs, wer von den Menschen
ist am meisten zu guter Behandlung durch mich berechtigt und zu meiner
guten Gefolgschaft?" Er antwortete: "Deine Mutter." Der Mann fragte:
"Und wer nach ihr?" Er sagte: "Deine Mutter." Er fragte: "Und wer nach
ihr?" Er antwortete: "Deine Mutter." Er fragte: "Und wer nach ihr?" Er
sagte: "Dein Vater." (Al-Bukhari und Muslim)
114 Wörtlich: Die "Gebärmutter", das bedeutet: die verwandtschaftliche Beziehung
aufgrund der Geburt.
135
1. Buch der Gebote
Nach einer anderen Version fragte der Mann: "Oh Gesandter Allahs, wer
hat am meisten Anspruch auf gute Behandlung und gute Gefolgschaft?" Er
antwortete: "Deine Mutter, und dann deine Mutter, und dann deine
Mutter, und dann dein Vater, und dann deine näheren Verwandten."
Hadith 317: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Prophet (s) sagte: "Was
für eine jämmerliche Erscheinung, was für eine jämmerliche Erscheinung,
was für eine Jämmerliche Erscheinung ist doch derjenige, der die Gelegenheit
bekommt, seine Eltern oder einen Teil von ihnen im Alter zu erleben,
ohne doch ins Paradies eintreten zu dürfen (weil er es versäumt, ihnen
fürsorglich zu dienen)." (Muslim)
Hadith 318: Abu Huraira (r) erzählte, dass ein Mann zu dem Propheten
(s) sagte: "Oh Gesandter Allahs, ich habe Verwandte, die ich besuche,
doch sie suchen keinen Kontakt mit mir. Ich behandle sie gut, doch sie
behandeln mich schlecht. Ich bin umgänglich mit ihnen, doch sie sind
bösartig zu mir." Da sprach er (s) zu ihm: "Wenn es (wirklich) so ist, wie
du sagst, dann ist es so, als ob du sie (am Tag des Gerichts) mit heißer
Asche fütterst; und solange du so bleibst, wie du bist, wird Allah dir helfen
und dich vor ihren Machenschaften schützen." (Muslim)
Hadith 319: Anas (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) sagte: "Wer
(immer) will, dass Allah seinen Lebensunterhalt, sein Alter (und seine
Nachkommen) segnet, sollte seine Verwandtschaftsbeziehungen pflegen."
(Al-Bukhari und Muslim).
Hadith 320 ist eine Wiederholung des Hadithes Nr. 297.
136
1. Buch der Gebote
Hadith 321: Abdullah ibn Amru ibn al-As (r) berichtet, dass ein
Mann zum Propheten (s) kam und zu ihm sagte: "Ich möchte
dir den Huldigungseid leisten, um auszuwandern und zu kämpfen um
Allahs, des Erhabenen, willen, (nur) um Seinen Lohn dafür zu erhalten."
Der Prophet (s) fragte ihn: "Lebt noch einer von deinen Eltern?" Der
Mann sagte: "Ja, beide leben noch." Der Prophet (s) fragte ihn: "Suchst
du (wirklich) die Belohnung Allahs, des Erhabenen?" Der Mann sagte:
"Ja." Er (s) sprach: "Dann gehe zurück zu deinen Eltern und erweise ihnen
Gutes." (Al-Bukhari und Muslim) Die zitierte Fassung stammt von
Muslim.
In der Version von Al-Bukhari und Muslim heißt es: Ein Mann kam und
ersuchte um Erlaubnis zum Dschihad. Der Prophet (s) fragte ihn: "Leben
deine Eltern noch?" Der Mann sagte: "Ja." Er (s) sagte: "Dann führe
Dschihad, indem du ihnen dienst.115"
Hadith 322: Es überliefert Abdullah ibn Amru ibn al-As (r), dass der
Prophet (s) sagte: "Ein die Verwandtschaftsbande Pflegender ist nicht derjenige,
der den gegenseitigen Kontakt zur Verwandtschaft aufrecht erhält,
sondern derjenige, der an seinen Verwandtschaftsbanden festhält, auch
wenn die Verwandten mit ihm brechen." (Al-Bukhari)
115 Das heißt, der Dienst an den Eltern ist selbst Dschihad.
137
1. Buch der Gebote
Hadith 323: Es überliefert Aischa (r), dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Der Schoß ist am Thron Allahs aufgehängt und verkündet: Allah wird bei
Sich behalten, wer von mir gehalten wird und Allah wird Sich von dem
trennen, der sich von mir trennt." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 324: Maimuna bint al-Harith (r), eine der Mütter der Gläubigen,
berichtet, dass sie eine Sklavin in Freiheit setzte, ohne die Erlaubnis des
Propheten (s) einzuholen. Als er sie an ihrem Tag besuchte, sagte sie zu
ihm: "Oh Gesandter Allahs, merkst du nicht, dass ich meine Sklavin
freigelassen habe?" Er sagte: "Hast du das gemacht?" Sie sagte: "Ja." Er
sagte: "Wenn du sie deinen Onkeln mütterlicherseits gegeben hättest, wäre
es noch besser gewesen." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 325: Es erzählte Asma` bint Abi Bakr as-Siddiq (r): Zu Lebzeiten
des Propheten (s)116 besuchte mich meine Mutter, die noch nicht gläubig
war. Ich ging zum Propheten (s) und fragte ihn: "Meine Mutter ist zu mir
gekommen und sie erwartet etwas von mir. Darf ich mich ihr verpflichten
(und so die Verwandtschaftsbande achten)?" Er sagte: "Ja. pflege die
Verwandtschaftsbande mit deiner Mutter." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 326: Es berichtet Zainab ath-Thaqaflya (r), die Ehefrau von
Abdullah ibn Mas’ud (r): Als der Gesandte Allahs (s) sagte: "Oh ihr
Frauen! Gebt Sadaqa, auch wenn sie von eurem Schmuck sein sollte.",
ging ich zu (meinem Mann) Abdullah ibn Mas’ud und sagte zu ihm: "Du
bist ein armer und bedürftiger Mensch, und der Prophet (s) hat uns
aufgetragen, Sadaqa zu geben. So gehe zu ihm und frage ihn, ob es als
Sadaqa zählt, wenn ich dir etwas gebe, sonst kann ich es auch jemand
anderem geben." Abdullah sagte: "Du solltest selbst gehen und ihn fragen."
So ging ich zu ihm und fand schon eine Frau von den Ansdr an der Tür des
Gesandten Allahs (s), die aus dem gleichen Grund wie ich gekommen war.
Aber wir zögerten hineinzugehen, wegen der Würde und Hoheit des
116 Dies war gerade zu der Zeit, als die Muslime, die nach Medina ausgewandert waren, mit
den Ungläubigen Mekkanern ein Stillhalteabkommen geschlossen hatten.
138
1. Buch der Gebote
Propheten (s). Unterdessen kam Bilal (r) heraus, und wir sagten zu ihm:
"Bitte geh zu Allahs Gesandten (s) und sag ihm, dass zwei Frauen
gekommen sind und wissen wollen, ob es als Sadaqa zählt, wenn sie ihren
Ehemännern spenden, und für die Waisen, die unter ihrer Obhut stehen,
aber erzähle ihm nicht, wer wir sind." Bilal (r) ging zum Propheten (s) und
legte ihm unseren Fall dar. Der Gesandte Allahs (s) fragte: "Wer sind sie?"
Bilal (r) sagte: "Eine ist von den Ansar und die andere ist Zainab." Er
fragte: "Welche Zainab ist es?" Er antwortete: "Die Frau von Abdullah."
Der Prophet (s) sagte: "Sie werden zweifachen Lohn erhalten: einmal für
die (Freundlichkeit zur) Verwandtschaft und einmal für Sadaqa" (Al-
Bukhari und Muslim)
Hadith 327: Abu Sufyan Sakhr ibn Harb (r) erzählte in seinem langen
Bericht über (seine Audienz bei) Heraklios, dem oströmischen Herrscher,
unter Anderem, wie dieser ihn fragte: "Was verlangt euer Prophet von
euch zu tun?" Er sagte: "Er verlangt von uns, nur Allah, dem Einen, zu
dienen und Ihm niemanden beizugesellen, nicht den Sitten unserer
Vorfahren zu folgen, außerdem das Gebet zu verrichten, die Wahrheit zu
sprechen, rein zu bleiben und unsere Blutsverwandten gut zu behandeln."
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 328: Abu Dharr (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Bald werdet ihr ein Land erobern, in dem man das Qirat (als Maßeinheit)
verwendet."
In einer anderen Version: "Bald werdet ihr Ägypten erobern, und das ist
ein Land, in dem man das Qirat kennt. Behandelt seine Leute freundlich,
denn es gibt Verwandtschaftsbande und Verpflichtungen zu ihnen."
Bei Muslim lautet eine andere Version: "Wenn ihr es erobert, behandelt
seine Bewohner gut, denn es bestehen Verwandtschaftsbande mit ihnen
und Verpflichtungen zu ihnen." Oder er sagte: "Wir haben Verpflichtungen
und mütterliche Beziehungen117."
Die Gelehrten (Ulama`) erklären diese Verwandtschaft mit Ägypten in der
Weise, dass sie sich auf die historische Tatsache bezieht, dass Hädschar,
die Mutter des Propheten Ismail, eine Ägypterin war, und 'mütterliche
Beziehungen' damit, dass Maria, die Mutter Ibrahims, des Sohnes des
Gesandten Allahs (s), (ebenfalls) eine Ägypterin war.
117 Das heißt: die Ägypter sind mit uns verwandt und verschwägert.
139
1. Buch der Gebote
Hadith 329: Abu Huraira (r) berichtet, dass, als der Qur'anvers "Und
warne deine nächsten Verwandten..." (Sure 26:214) offenbart wurde, der
Prophet (s) den Stamm der Quraisch zusammenrief, und alle seine
Angehörigen, gemeine Leute und Oberhäupter, zu ihm kamen. Er sagte zu
ihnen: "Oh Nachkommen von Abdusch-Schams! Oh Nachkommen von
Ka'b ibn Lu'ai! Hütet euch vor dem Höllenfeuer. Oh ihr Nachkommen von
Murra ibn Ka'b! Hütet euch vor dem Höllenfeuer! Oh ihr Nachkommen
von Abd Manäf! Hütet euch vor dem Höllenfeuer! Oh Nachkommen
Häschims! Hütet euch vor dem Höllenfeuer! Oh Nachkommen von
Abdul-Muttalib! Hütet euch vor dem Höllenfeuer! Oh Fatima, Hüte dich
vor dem Höllenfeuer, denn ich werde (am Tag des Gerichts) nicht in der
Lage sein, dem Willen Allahs etwas entgegenzusetzen. Ich kann nichts für
euch tun. außer dass ich mit euch verwandt bin, und es (das Feuer) mit
Wasser bekämpfe." (Muslim)
In diesem Hadith wird das Mißachten von Blutsverwandtschaft dem Feuer
gleichgesetzt, das mit Wasser gelöscht werden kann, oder durch die
Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber den Verwandten.
Hadith 330: Abu Abdullah Amru ibn al-As (r) sagte: Ich hörte den
Gesandten Allahs (s) in aller Öffentlichkeit, ohne Verheimlichung sagen:
"Gewiss gehören die Kinder des Soundso nicht zu meinen Freunden; meine
Freunde sind Allah und die tugendsamen Gläubigen. Allerdings besitze ich
Verwandtschaftsbande zu ihnen, und diese habe ich zu pflegen." (Al-
Bukhari und Muslim) Die zitierte Fassung stammt von Al-Bukhari.
Hadith 331: Abu Ayyub Khälid ibn Zaid al-Ansari (r) berichtet, dass ein
Mann fragte: "Oh Gesandter Allahs! Nenne mir eine Tat, die mich zum
Paradies fuhren und vom Höllenfeuer fernhalten wird." Er antwortete:
"Diene Allah und geselle Ihm nichts bei, verrichte das Gebet, zahle die
Zakat und pflege die Verwandtschaftsbande." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 332: Salman ibn Amir (r) berichtet, dass der Prophet (s) sagte:
"Wenn du das Fasten brichst, brich es mit einer Dattel, denn darin steckt
Segen, und wenn du keine Dattel findest, brich es mit Wasser, denn
Wasser reinigt." Er fügte hinzu: "Einem Bedürftigen Sadaqa zu geben, ist
140
1. Buch der Gebote
Sadaqa, und sie einem Verwandten zu geben zählt doppelt: die Sadaqa
und die Pflege der Verwandtschaftsbande."
(At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter Hadith (hasan).
Hadith 333: Ibn Umar (r) erzählte: Ich war mit einer Frau verheiratet, die
ich sehr mochte, aber (mein Vater) Umar mochte sie nicht. Er bat mich
daher, mich von ihr scheiden zu lassen, was ich zurückwies. Umar (r) ging
zum Propheten (s) und erzählte ihm dies. Der Prophet (s) sprach zu mir:
"Lass dich von ihr scheiden!"
(Abu Dawud und At-Tirmidhi)
Nach At-Tirmidhi ist dies ein guter und gesunder Hadith (hasan sahih).
Hadith 334: Abud-Darda` (r) erzählte, dass ein Mann zu ihm kam und
sagte: "Ich habe eine Frau, und meine Mutter bittet mich, mich von ihr
scheiden zu lassen." Da sagte er (Abud-Darda') zu ihm, dass er den
Propheten (s) sagen hörte: "Ein Elternteil ist (wie) eine mittlere Tür zum
Paradies. Wenn du willst, kannst du sie dir verderben, und wenn du willst,
kannst du sie dir bewahren." (At-Tirmidhi) Dies ist ein guter und gesunder
Hadith (hasan sahih).
Hadith 335: Al-Bara` ibn Azib (r) erzählte, dass der Prophet (s) sagte:
"Die Schwester einer Mutter ist der Mutter gleich."
(At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter und gesunder Hadith (hasan sahih).
Zu diesem Kapitel gibt es in den Sahih-Sammlungen (von Al-Bukhari und
Muslim) viele bekannte Hadithe, darunter Hadith Nr. 12 und Hadith Nr.
259. Und in den Sahih-Sammlungen finden sich noch viele andere Hadithe
zu diesem Thema, die hier jedoch der Kürze dieses Werkes wegen nicht
aufgeführt wurden. Unter den wichtigsten Hadithen zu diesem Thema ist
auch der, nach dem Amru ibn Abasa (r) in einem längeren Hadith (siehe
Nr. 438) erwähnt, dass er einmal den Propheten (s) während der frühen
Tage des Prophetentums in Mekka besuchte. Er sagte: Ich begab mich
zum Propheten (s) und fragte ihn: "Wer bist du?" Er sagte: "Ich bin ein
Prophet." Dann fragte ich: "Was ist ein Prophet?" Er sagte: "Allah, der
Erhabene, hat mich gesandt." Ich fragte weiter: "Womit hat Er dich
gesandt?" Er sagte: "Er hat mich gesandt, um die Verwandtschaftsbande
zu pflegen, die Götzenbilder zu zerstören und zu verkünden, dass Allah ein
Einziger ist und dass es nichts Verehrungswürdiges neben Ihm gibt."
141
1. Buch der Gebote
Kapitel 41
Verbot des Ungehorsams den Eltern gegenüber und des Abbruchs
der Beziehung zu den Verwandten
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Oder habt ihr etwa die Absicht, wenn ihr euch abwendet, Unheil auf
Erden zu stiften und eure Verwandtschaftsbande zerschneiden? Diese sind
es, die Allah verflucht, und Er hat sie taub gemacht und ihr Augenlicht
geblendet." (47:22-23)
"Diejenigen, die das Bündnis mit Allah lösen, nachdem es geschlossen war,
und das trennen, was nach Allahs Gebot zusammenbleiben soll, und Unheil
auf Erden stiften, sie sind es, auf denen der Fluch lasten soll und für die die
schlimmste Wohnstatt bestimmt ist." (13:25)
"Und dein Herr hat entschieden, dass ihr niemanden außer Ihm anbeten
und den Eltern Wohltaten erweisen sollt. Falls einer von ihnen oder beide
bei dir ein hohes Alter erreichen, dann sage niemals ein mürrisches Wort
zu ihnen und schelte sie nicht, sondern sprich in gütiger Weise mit ihnen.
Und aus Barmherzigkeit senke die Schwingen der Demut auf sie hernieder
und sprich: 'Mein Herr! Erbarme Dich ihrer, so wie sie mich aufgezogen
haben, als ich klein war."1 (17:23-24)
-Hadith 336: Abu Bakra Nufai' ibn al-Harith (r) berichtet, dass der
Gesandte Allahs (s) sagte: "Soll ich euch sagen, was die schwersten
Sünden sind?", und er wiederholte dies dreimal. Wir sagten: "Gewiss, oh
Gesandter Allahs!" Er sagte: "Allah etwas anderes beizugesellen, den
Eltern gegenüber ungehorsam zu sein," - er (s) hatte sich (auf ein Kissen)
gelehnt, setzte sich nun auf und fuhr fort - "und Fälschung und falsches
Zeugnis abzulegen." Er (s) wiederholte diesen letzten Satz so oft, dass wir
wünschten, er möge aufhören." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 337: Abdullah ibn Amru ibn al-As (r) überliefert, dass der Prophet
(s) sagte: "Die großen Sünden sind: Allah etwas beizugesellen,
ungehorsam gegenüber den Eltern zu sein, jemanden zu töten und falschen
Eid zu schwören." (Al-Bukhari)
142
1. Buch der Gebote
Hadith 338: Abdullah ibn Amru ibn al-As (r) überliefert, dass der
Gesandte Allahs (s) sagte: "Das Verfluchen der eigenen Eltern ist eine der
großen Sünden." Die Leute sagten: "Oh Gesandter Allahs! Könnte jemand
seine eigenen Eltern verfluchen?" Er antwortete: "Ja, wenn er den Vater
einer anderen Person beleidigt, die dafür seinen Vater beleidigt, und wenn
er die Mutter einer anderen Person beleidigt, die dafür seine Mutter
beleidigt." (Al-Bukhari und Muslim)
Eine andere Version besagt: "Die schlimmste der großen Sünden ist, wenn
jemand seine Eltern verflucht." Er wurde gefragt: "Oh Gesandter Allahs!
Wie kann wohl jemand seine eigenen Eltern verfluchen?" Er sagte: "Wenn
er den Vater einer anderen Person beleidigt, die dafür seinen Vater
beleidigt, und wenn er die Mutter einer anderen Person beleidigt, die dafür
seine Mutter beleidigt."
Hadith 339: Abu Muhammad Dschubair ibn Mut'im (r) überliefert, dass
der Gesandte Allahs (s) sagte: "Einer, der die Verwandtschaftsbande
missachtet, wird nicht ins Paradies kommen." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 340: Abu Isa al-Mughira ibn Schu'ba (r) überliefert, dass der
Prophet (s) sagte: "Allah, der Erhabene, hat euch Ungehorsam gegenüber
euren Müttern, Veruntreuung, widerrechtliche Inbesitznahme und das
Begraben der lebenden Töchter118 verboten, und Er hat euer nutzloses
Geschwätz, ausschweifende Fragerei und Güterverschwendung missbilligt."
(Al-Bukhari und Muslim)
118 Dies kam in vor-islamischer Zeit häufig vor.
143
1. Buch der Gebote
Kapitel 42
Vorzug des Gehorsams den Freunden der Eltern, der Verwandten,
der Ehefrau und anderen, die Respekt verdienen, gegenüber
Hadith 341: Ibn Umar (r) überliefert, dass der Prophet (s) sagte: "Die
beste Pietät ist, wenn man sich um die Freunde seines (verstorbenen)
Vaters kümmert." (Muslim)
Hadith 342: Abdullah ibn Dinar (r) berichtet über Abdullah ibn Umar,
dass ein Araber vom Lande ihn auf seinem Weg nach Mekka traf. Abdullah
ibn Umar grüßte ihn und bot ihm an, mit ihm auf dem Esel zu reiten, den
er (zur Abwechslung) ritt, und er bot ihm auch den Turban an, den er trug.
Abdullah ibn Dinar (r) berichtet: Wir sagten zu ihm (Ibn Umar): "Allah
möge dir Tugend schenken; diese Leute vom Dorf sind auch mit wenig
zufrieden (warum also viel tun, um ihnen zu gefallen)." Abdullah ibn Umar
sagte: "Der Vater dieses Mannes war meines Vaters (Umar ibn al-
Khattabs) Freund, und ich habe den Propheten (s) sagen hören: 'Die
beste Pietät ist, wenn man sich um die Familienangehörigen der Freunde
seines (verstorbenen) Vaters kümmert.'" (Muslim)
Eine andere Version lautet: Ibn Dinar (r) sagte über Abdullah ibn Umar
(r), dass dieser, wenn er nach Mekka reiste und zu müde wurde, um auf
einem Kamel zu reiten, auf seinem Esel weiter ritt, um leichter zu reiten,
und einen Turban um seinen Kopf wand. Als er eines Tages auf seinem
Esel ritt, kam ein Araber vom Lande an ihm vorbei, und er (Abdullah ibn
Umar) sagte zu ihm: "Bist du nicht Soundso, der Sohn des Soundso?" Der
Mann sagte: "Ja, der bin ich." Abdullah (r) gab ihm seinen Esel und sagte:
144
1. Buch der Gebote
"Reite du auf ihm!" Er gab ihm auch seinen Turban und sagte: "Winde du
ihn um deinen Kopf!" Da sagten einige seiner Gefährten zu ihm: "Möge
Allah dir verzeihen; du hast diesem Menschen vom Dorf den Esel gegeben,
auf dem du leicht geritten bist, und den Turban, der deinen Kopf bedeckt
hatte." Er sagte: "Ich hörte den Propheten (s) sagen: 'Die beste Pietät ist,
wenn man sich um die Familienangehörigen der Freunde seines Vaters
nach dessen Tod kümmert. Der Vater dieses Mannes war ein Freund von
(meinem Vater) Umar (r)." (Muslim)
Hadith 343: Abu Usaid Malik ibn Rabfa as-Sa'idi (r) berichtet: Einst
saßen wir bei dem Gesandten Allahs (s), als ein Mann aus dem
Salama-Stamm eintraf und ihn ansprach: "Oh Gesandter Allahs! Gibt es
etwas, worum ich mich jetzt (noch) für meine Eltern über ihren Tod hinaus
kümmern kann?" Der Prophet (s) antwortete: "Ja, wenn du für sie betest
und um (Allahs) Gnade und Vergebung für sie flehst, für sie Versprechungen
und Vorhaben erfüllst und die Verwandtschaftsbande, die
durch sie bestehen, pflegst und ihre Freunde achtest" (Abu Dawud)
Hadith 344: Es erzählte die Mutter der Gläubigen Aischa (r) folgendes:
Auf keine Frau des Propheten (s) war ich so eifersüchtig wie auf (die erste
Frau des Propheten,) Khadidscha (r), obwohl ich sie nie gesehen habe,
aber der Prophet (s) erwähnte sie des öfteren. Wenn er eine Ziege
schlachtete, schnitt er Stücke davon ab und verteilte sie an Freundinnen
von Khadidscha. Ich sagte zu ihm: "Als ob es außer Khadidscha keine
andere Frau auf der Welt gäbe!" Und er sagte: "Sie war so und so (und er
zählte einige Vorzüge seiner ersten Frau Khadidscha auf), und ich hatte
meine Kinder von ihr." (Al-Bukhari und Muslim)
Nach einer anderen Version sandte er immer, wenn er eine Ziege
schlachtete, Stücke davon an ihre Freundinnen als Geschenk, so viel, dass
es für sie reichte.
Eine andere Version lautet: Wenn er eine Ziege geschlachtet hatte, pflegte
er (s) zu sagen: "Schick davon an Khadidschas Freundinnen."
145
1. Buch der Gebote
In einer anderen Version berichtet sie (Aischa), dass Häla bint Khuwailid,
die Schwester von Khadidscha (r), den Propheten (s) um Erlaubnis bat,
eintreten zu dürfen. Da erinnerte er sich an Khadidscha119, und war tief
bewegt. Er (ging ihr entgegen und) rief aus: "Oh Allah, es ist Häla bint
Khuwailid!"
Hadith 345: Anas ibn Malik (r) erzählte: Einst ging ich mit Dscharir ibn
Abdullah al-Badschali (r) auf eine Reise. Während der Reise bediente mich
dieser fortwährend, obwohl er älter war als ich. So sagte ich zu ihm: "Bitte
tu das nicht!" Er entgegnete: "Ich sah die Ansar mit einer solchen Demut
den Propheten (s) bedienen, dass ich schwor, immer, wenn ich in der
Gesellschaft eines von ihnen wäre, ihm dienen zu wollen." (Al-Bukhari und
Muslim)
Kapitel 43
Der Familie des Gesandten Allahs (s) Ehre zu erweisen und die
Anerkennung ihrer Vortrefflichkeit
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Wahrlich, Allah will alles Unreine von euch fernhalten, ihr Angehörigen
des Hauses, und euch rein und lauter machen." (33.33)
"So ist es. Und wer die heiligen Stätten und Riten Allahs in Ehren hält, so
ist dies ein Zeichen von Frömmigkeit der Herzen." (22:32).
Hadith 346: Yazid ibn Habban erzählte: Husain ibn Sabra, Amru ibn
Muslim und ich gingen zu Zaid ibn Arqam (r). Als wir bei ihm saßen,
fragte ihn Husain: "Oh Zaid! Du hast eine beträchtliche Menge guter
Dinge erlebt: Du hast den Gesandten Allahs (s) gesehen, seine Worte
gehört, mit ihm zusammen (gegen die Feinde) gekämpft, und du hast
hinter ihm das Gebet verrichtet. Gewiss hast du viel Tugend erworben.
Also lass uns bitte wissen, was du von dem Gesandten Allahs (s) gehört
hast!" Er sagte: "Lieber Neffe (im Islam), ich bin alt geworden, und ich
habe Einiges, was ich von Allahs Gesandtem gelernt habe, vergessen. So
119Die Stimmen der beiden Schwestern klangen sehr ähnlich.
146
1. Buch der Gebote
nehmt bitte an, was ich zu erzählen weiß, und ich zwinge mich nicht, mich
an das zu erinnern, was ich vergessen habe. Der Prophet (s) sprach einmal
bei Khumma`, einer Quelle zwischen Mekka und Medina, zu uns. Er pries
und verherrlichte Allah, und dann ermahnte er uns, indem er unsere Aufmerksamkeit
auf die Bestrafung durch Allah lenkte und auf die Belohnung
durch Allah, und dann lobte er Allah erneut und sagte: "Hört, Leute, ich
bin nur ein Mensch (wie ihr), und bald wird der Bote meines Herrn
kommen (der Todesengel), und ich werde Seinem Befehl gehorchen
müssen. Ich habe euch zwei wichtige Dinge hinterlassen. Das Erste ist das
Buch Allahs (der Qur’an); es beinhaltet Rechtleitung für euch und das
Licht (Allahs). Haltet an diesem Buch fest und richtet euch danach." Er
legte große Bedeutung auf diesen Punkt und bat (seine Gefolgsleute)
danach zu handeln. Dann sagte er: "Und (das zweite sind) die Ahl-ul-Bait,
meine Familienmitglieder. Ich rufe euch auf, um Allahs willen, meine
Familienmitglieder in angemessener Weise zu behandeln, um Allahs willen,
achtet meine Familienmitglieder!" Husain ibn Sabra sagte: "Oh Zaid, wer
sind seine Familienmitglieder? Sind seine Frauen denn nicht Mitglieder
seiner Familie?" Zaid antwortete: "Seine Frauen sind Familienmitglieder,
und auch diejenigen, denen es nicht erlaubt ist, nach seinem Tode Sadaqa
zu erhalten." Daraufhin fragte Husain: "Und wer ist davon betroffen?" Er
(Zaid) sagte: "Es sind die Nachkommen von Ali, die Nachkommen von
Aqil, von Dscha'far und von Abbas." Darauf fragte Husain erneut: "Ist
ihnen allen tatsächlich verboten worden, Sadaqa zu empfangen?" Zaid
antwortete: "Gewiss!" (Muslim)
Nach einer anderen Version sagte der Gesandte Allahs (s): "Ich habe euch
zwei wichtige Dinge hinterlassen: Eines davon ist das Buch Allahs, oder
auch das Seil Allahs. Wer ihm folgt, wird recht geleitet. Wer sich aber nicht
daran hält, der wird in die Irre gehen."
Hadith 347: Ibn Umar (r) überliefert, dass Abu Bakr (r) sagte: "Achtet
Muhammad (s) auf angemessene Weise, indem ihr (auch) seine
Familienangehörigen achtet!" (Al-Bukhari)
147
1. Buch der Gebote
Kapitel 44
Verehrung der Gelehrten (Ulama1), der Alten und Wohltäter und
Bevorzugung anderen gegenüber, sie zu respektieren und ihre
Verdienste zu würdigen
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Sprich: 'Sind etwa diejenigen, die wissen, denen gleich, die nicht wissen?1
Doch nur die Einsichtigen lassen sich ermahnen." (39:9)
Hadith 348: Es überliefert Abu Mas'ud Uqba ibn Amru al-Badri al-Ansari
(r), dass der Gesandte Allahs (s) sagte: "Vorbeter soll derjenige sein, der
mehr aus dem Qur’an (auswendig) rezitieren kann. Beherrschen alle
Anwesenden die Rezitation (des Qur’ans) gleich gut, dann folgt derjenige,
welcher in der Sunna am gelehrtesten ist; wenn sie hierin gleich sein
sollten, dann ist es der, welcher zuerst ausgewandert ist; und sollten sie in
dieser Hinsicht alle gleich sein, dann sollte der älteste von ihnen das Gebet
leiten. Niemand sollte das Gebet im Hause einer anderen Person leiten, und
niemand sollte ohne Erlaubnis des Hausherrn in seinem Hause auf dessen
Sitz Platz nehmen." (Muslim)
In einer andere Version bei Muslim heißt es statt "der älteste von ihnen"
"derjenige von ihnen, der am längsten Muslim ist".
Eine weitere Version lautet: "Der Leiter im Gebet sollte derjenige sein, der
am meisten vom Qur’an rezitieren kann; sollten alle in dieser Hinsicht
gleich sein, folgt derjenige, der zuerst ausgewandert ist; und sollten sie alle
hierin gleich sein, der Älteste."
Hadith 349: Abu Mas'ud Uqba ibn Amru al-Badri al-Ansari (r) überliefert,
dass der Gesandte Allahs (s) vor dem Gebet (wenn wir uns zum Gebet in
einer Linie aufstellten) seine Hand auf die Schultern der Betenden zu legen
pflegte und sagte: "Steht in geraden Reihen und unterscheidet euch nicht,
damit sich eure Herzen nicht voneinander unterscheiden mögen. Lasst jene
mir am nächsten stehen, die alt sind und Kenntnis besitzen, dann jene, die
ihnen darin nachfolgen, und dann jene, die diesen nachfolgen." (Muslim)
148
1. Buch der Gebote
Hadith 350: Es überliefert Abdullah ibn Mas’ud (r), dass der Gesandte
Allahs (s) sagte: "Lasst mir jene (im Gebet) am nächsten stehen, die alt
sind und Kenntnis besitzen, dann jene, die ihnen darin nachfolgen", und er
wiederholte dies dreimal und er fügte hinzu: "Und hütet euch vor dem
Lärm der Märkte." (Muslim)
Hadith 351: Abu Yahya (oder Abu Muhammad) Sahl ibn Abi Hathma al-
Ansari erzählte: Abdullah ibn Sahl und Muhayyisa ibn Mas’ud gingen
nach Khaibar, wo zu dieser Zeit Waffenstillstand herrschte, und dort
trennten sie sich von einander. Später kam Muhayyisa zurück zu Abdullah
und fand ihn tot in seinem Blute liegen. Er kümmerte sich um sein
Begräbnis und kehrte nach Medina zurück. Da kamen Abdur-Rahman ibn
Sahl und Muhayyisa und Huwayyisa, Söhne von Mas’ud, zum Propheten
(s) und Abdur-Rahman fing an zu reden. Der Prophet (s) sagte: "Der
Älteste sollte sprechen." Sogleich hörte Abdur-Rahman, der der jüngste
der Drei war, auf zu reden, und die beiden anderen wandten sich an den
Propheten (s), der sagte: "Schwört ihr darauf und verlangt Gerechtigkeit
gegen den Mörder?" Und er erzählte den Rest des Hadithes. (Al-Bukhari
und Muslim)
Hadith 352: Dschabir (r) überliefert, dass der Prophet (s) von den
Todesopfern (der Schlacht) von Uhud zwei in einem Grab zu bestatten
pflegte. Jedesmal fragte er: "Welcher von ihnen hat den Qur’an besser
(auswendig) gewusst?" Der, welcher ihm gezeigt wurde, wurde von ihm
zuerst ins Grab gelegt. (Al-Bukhari)
Hadith 353: Ibn Umar (r) überliefert, dass der Prophet (s) sagte: "Ich
träumte, dass ich meine Zähne mit einem Miswak120 säuberte, als zwei
Männer zu mir kamen, einer älter als der andere; ich gab dem jüngeren der
beiden den Miswak, doch ich wurde gebeten, ihn dem älteren zu geben,
was ich tat."
120 Miswak ist eine Wurzel, die zum Zähneputzen verwendet wird.
149
1. Buch der Gebote
Die Fassung dieses Hadithes basiert auf Muslim und wurde bei Al-Bukhari
kommentiert.
Hadith 354: Es überliefert Abu Musa (r), dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Es gehört in der Tat zur Verehrung Allahs, des Erhabenen, einen
betagten Muslim zu ehren, jemanden zu ehren, der den Qur’an auswendig
gelernt hat, vorausgesetzt, er begeht darin keine Textfälschung und
widerspricht durch sein Verhalten nicht dem, was er vorträgt, und einen
gerechten Herrscher zu ehren." (Abu Dawud) Dies ist ein gutes Hadith
(hasan).
Hadith 355: Es überliefert Amru ibn Schu'aib (r), dass sein Vater (r) ihm
erzählte, dass sein Großvater (r) sagte, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Jemand, der zu unseren Kleinen nicht barmherzig ist und die Ehre unserer
Alten nicht achtet, gehört nicht zu uns."
(Abu Dawud und At-Tirmidhi)
Dies ist ein gesundes Hadith (sahih). Nach At-Tirmidhi ist es gut und
gesund (hasan sahih).
In der Version von Abu Dawud heißt es "das Recht unserer Alten" anstatt
"die Ehre unserer Alten".
Hadith 356: Es erzählte Maimun ibn Abi Schabib (rA): "Einst kam ein
Bettler zu (der Mutter der Gläubigen) Aischa (r) und sie gab ihm ein Stück
Brot. Und als ein gut gekleideter Mann zu ihr kam, ließ sie ihn Platz
nehmen und trug ihm Speisen auf. Als man sie deswegen befragte, sagte
sie: "Der Gesandte Allahs (s) hat gesagt: 'Behandelt die Leute ihrer Würde
gemäß.'"
(Abu Dawud)
Abu Dawud kommentiert dazu, dass Maimün kein Zeitgenosse von Aischa
(r) war.
Muslim erwähnt diesen Hadith in seiner Sahih-Sammlung in folgenden
Worten: Aischa (r) sagte: "Der Gesandte Allahs (s) hat uns aufgetragen,
dass wir die Leute ihrer Würde gemäß behandeln sollen."
Hadith 357 ist eine Wiederholung von Hadith Nr. 50.
150
1. Buch der Gebote
Hadith 358: Es berichtet Abu Said Samura ibn Dschundub (r): Zur Zeit
des Gesandten Allahs (s) war ich noch ein kleiner Junge, und ich pflegte
seine Aussprüche auswendig zu lernen, aber ich erzähle nicht, was ich
behalten habe, weil wir unter uns Leute haben, die älter sind als ich." (Al-
Bukhari und Muslim)
Hadith 359: Anas (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte: "Allah
wird für jeden jungen Mann, der einen Greis ehrt, veranlassen, dass auch
er geehrt wird, wenn er ein hohes Alter erreicht."
(At-Tirinidhi)
Dies ist ein merkwürdiger Hadith (gharib).121
Kapitel 45
Besuchen von Wohltätern, Umgang mit ihnen zu pflegen, sie zu
lieben und ihre Fürbitte zu erstreben, und Aufsuchen von guten
Orten.
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Und (gedenke der Zeit) als Moses zu seinem Diener sprach: 'Ich werde
nicht ablassen, ehe ich nicht den Zusammenfluss der beiden Meere erreicht
habe, auch wenn es eine Ewigkeit dauern sollte.` ... Und so fanden sie
einen Unserer Diener, dem wir Barmherzigkeit von Uns verliehen hatten
und den Wir in unserem Wissen unterwiesen hatten. Da sagte Moses zu
ihm: 'Darf ich dir folgen, auf dass du mich einiges von dem lehrst, was dir
an Wissen zuteil wurde über das rechte Tun?'" (18:60-66)
"Und fasse dich in Geduld mit denen, die ihren Herrn morgens und abends
anrufen im Trachten nach Seinem Angesicht..." (18:28)
121 Das bedeutet, der Hadith ist nicht mit ununterbrochener Überliefererkette
überliefert, also schwach (daif).
151
1. Buch der Gebote
Hadith 360: Anas (r) erzählte: Nach dem Tod des Gesandten Allahs (s)
sagte Abu Bakr zu Umar (r): "Lass uns Umm Aiman122 (r) besuchen, wie
es der Gesandte Allahs (s) zu tun pflegte." Als sie zu ihr kamen, fing sie an
zu weinen. Sie fragten sie: "Warum weinst du? Weißt du denn nicht, dass
das, was Allah für den Gesandten Allahs (s) hat besser ist (als was er in
dieser Welt hatte)?" Sie sagte: "Darum weine ich nicht. Ich weiß wohl,
dass das, was Allah, der Erhabene für den Gesandten Allahs (s) hat besser
ist (als was er in dieser Welt hatte). Ich vergieße Tränen, weil die
himmlische Offenbarung jetzt aufgehört hat." Das berührte die beiden so
sehr, dass sie auch begannen, mit ihr zu weinen. (Muslim)
Hadith 361: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Prophet (s) erzählte: Ein
Mann machte sich auf, einen Bruder in einem anderen Dorf zu besuchen.
Allah, der Erhabene, sandte ihm einen Engel auf seinen Weg. Als der
Mann unterwegs den Engel traf, fragte ihn dieser: "Wohin gehst du?" Er
antwortete: "Ich will meinen Bruder besuchen, der in diesem Dorf lebt." Er
fragte: "Hast du bei ihm etwas (geschäftliches) zu erledigen?" Der Mann
sagte: "Nein. Nichts, außer dass ich ihn liebe um Allahs willen." Er (der
Engel) sagte zu ihm: "Ich bin ein Bote Allahs, gesandt um dir zu sagen,
dass Allah dich liebt, wie du deinen Bruder um Allahs willen liebst."
(Muslim)
Hadith 362: Abu Huraira (r) überliefert auch, dass der Gesandte Allahs
(s) sagte: "Jedem, der einen Kranken oder einen Bruder nur um Allahs
willen besucht, verkündet ein (himmlischer) Rufer: 'Mögest du glücklich
sein! Möge dein Weg gesegnet sein! Und mögest du einen angenehmen
Aufenthalt im Paradies (als Belohnung) bekommen!'" (At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter Hadith (hasan). In einer anderen Hadith-Sammlung wird
er als merkwürdig bezeichnet (gharib).123
Hadith 363: Abu Musa al-Asch'ari (r) berichtet, dass der Prophet (s)
sagte: "Das Gleichnis dessen, der Umgang mit tugendhaften Freunden hat,
und dessen, der mit schlechten Freunden Umgang hat, ist wie einer, der
Moschus (als Parfüm) hat, und einer, der den Schmelztiegel (eines
122 Umm Aiman (r) war eine Sklavin und Pflegemutter des Propheten (s). Später hatte er sie
befreit und mit Zaid ibn Haritha (r) verheiratet. Der Prophet (s) achtete sie immer sehr, besuchte
sie oft und pflegte zu sagen, sie sei seine Mutter.
123 Siehe Anmerkung Nr. 121 auf Seite 159.
152
1. Buch der Gebote
Schmiedes) anfeuert. Der Besitzer von Moschus könnte dir etwas
schenken oder du könntest etwas von ihm kaufen, oder wenigstens
könntest du seinen Duft riechen. Was den anderen betrifft, so könnte er
deine Kleidung in Brand stecken oder du wirst zumindest Gestank vom
Schmelzfeuer einatmen." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 364: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: "Man heiratet eine Frau aus vier Gründen: wegen ihres Wohlstandes,
wegen ihrer Abstammung, wegen ihrer Schönheit oder wegen
ihres Glaubens. Versuche eine wegen ihres Glaubens zu bekommen, so
wirst du gesegnet sein." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 365: Es erzählte Ibn Abbas (r), dass der Prophet (s) (den Engel)
Gabriel fragte: "Warum besuchst du uns nicht öfter als bisher?" Daraufhin
wurde der Qur’anvers offenbart: "Wir kommen nur auf Beschluss deines
Herrn herab. Ihm gehört, was vor uns und was hinter uns und was
dazwischen liegt." (Sure 19:64) (Al-Bukhari)
Hadith 366: Es überliefert Abu Said al-Khudri (r), dass der Prophet (s)
sagte: "Nimm nur Gläubige zu Freunden und lass dein Essen nur von
Gottesfurchtigen essen."
(Abu Dawud und At-Tirmidhi)
Dieses Hadith ist nicht schlecht überliefert {isnad la ba'sa bih).
Hadith 367: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Prophet (s) sagte: "Man
nimmt (öfter) Gewohnheiten eines Freundes an, daher soll jeder von euch
daraufschauen, wen er zum Freund nimmt."
(Abu Dawud und At-Tirmidhi)
Dieser Hadith ist zuverlässig überliefert {isnad sahih). At-Tirmidhi
bezeichnet ihn als gut (hasan).
Hadith 368: Abu Musa al-Asch'ari (r) überliefert, dass der Prophet (s)
sagte: "Jeder wird (am Jüngsten Tag) mit denen sein, die er liebt." (Al-
Bukhari und Muslim)
153
1. Buch der Gebote
Eine andere Version lautet: Der Prophet (s) wurde gefragt: "Wie steht es
um eine Person, die jemanden liebt, sich aber ihm nicht zugesellt?" Er
antwortete: "Jeder wird (am Jüngsten Tag) mit denen sein, die er liebt."
Hadith 369: Es überliefert Anas (r), dass ein Araber vom Lande den
Propheten (s) fragte: "Wann wird die Stunde (des Jüngsten Tages)
kommen?" Er fragte ihn zurück: "Welche Vorbereitungen hast du dafür
getroffen?" Er sagte: "(Nur) die Liebe Allahs und Seines Gesandten."
Daraufhin sagte der Prophet (s) zu ihm: "Du wirst mit denen sein, die du
liebst."
(Al-Bukhari und Muslim)
Die zitierte Fassung stammt von Muslim.
Nach einer anderen Version von Al-Bukhari und Muslim sagt der Araber
vom Lande: "Ich habe mich nicht darauf vorbereitet mit vielen Gebeten,
Fasten und Sadaqa, doch ich liebe Allah und Seinen Gesandten."
Hadith 370: Ibn Mas’ud (r) erzählte, dass ein Mann zum Gesandten Allahs
(s) kam und sagte: "Oh Gesandter Allahs! Wie steht es um eine Person, die
jemanden liebt, sich aber ihm nicht zugesellt?" Er antwortete: "Jeder wird
(am Jüngsten Tag) mit denen sein, die er liebt." (Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 371: Abu Huraira (r) berichtet, dass der Prophet (s) sagte: "Die
Menschen sind wie Metalle: Diejenigen von ihnen, die vor dem Islam am
besten waren, sind auch im Islam am besten, wenn sie religiöses Wissen
und Verständnis haben; und die Seelen sind wie Kameradschaften: Wenn
sie sich charakterlich gleichen, finden sie zusammen, und wenn sie sich
charakterlich unterscheiden, sind sie verschieden." (Muslim)
Bei Al-Bukhari wird der zweite Teil dieses Hadithes unter Berufung auf
Aischa aufgeführt.
Hadith 372: Usair ibn Amru oder ibn Dschabir (r) erzählte, dass Umar ibn
al-Khattab (r) immer, wenn eine Abordnung aus dem Jemen zu ihm kam,
154
1. Buch der Gebote
sie fragte: "Ist Uwais ibn Amir bei euch?" bis schließlich die Abordnung
kam, bei der sich Uwais (r) befand. Er fragte ihn: "Bist du Uwais ibn
Amir?" Uwais antwortete: "Ja." Dann wurde er gefragt, ob er zum Qarn-
Zweig des Stammes der Muräd gehöre. Er bestätigte dies. Sodann fragte
der Kalif: "Hast du unter Lepra gelitten und dich davon erholt, außer
einem Fleckchen von der Größe eines Dirham?" Er sagte: "Ja!" "Lebt
deine Mutter noch?" fragte der Kalif. Er bejahte. Darauf sagte Umar (r):
"Ich hörte den Propheten (s) sagen: 'Uwais ibn Amir wird zu dir kommen,
in einer Delegation aus dem Jemen. Er ist von dem Qarn-Zweig des
Muräd-Stammes. Er litt unter Lepra, doch hat er sich davon erholt, nur ein
Fleck von der Größe eines Dirhams ist geblieben. Er besitzt eine Mutter,
die er liebt und der er gehorcht. Wenn er beim Namen Allahs schwört, so
bleibt er bei seinem Schwur, was es auch immer sei. Wenn du ihn dazu
bewegen kannst, für dich zu beten, für deine Vergebung, dann solltest du
es tun.1 Also bitte ich dich inständig, Allah um Vergebung für mich zu
bitten." Daraufhin betete Uwais (r) für Umars Vergebung. Umar (r) fragte
ihn sodann: "Wohin gehst du?" Er sagte: "Nach Küfa." Umar (r) fragte ihn
weiter: "Soll ich dem Herrscher von Küfa schreiben, dass er dir helfe?"
Uwais (r) sagte: "Ich ziehe es vor, unter den armen Leuten zu leben." Im
nächsten Jahr war einer der Edlen von Küfa auf Pilgerfahrt und traf Urnar
(r), der ihn über Uwais (r) befragte. Er sagte: "Ich ließ ihn in einem
baufälligen Haus mit wenigen Einrichtungsgegenständen zurück." Umar (r)
sagte zu ihm: "Ich habe den Propheten (s) sagen hören: 'Uwais ibn Amir
vom Qarn-Zweig des Murad-Stammes wird zu dir kommen in einer
Delegation aus dem Jemen. Er litt unter Lepra, doch er hat sich davon
erholt, nur ein Fleck von der Größe eines Dirhams ist geblieben. Er besitzt
eine Mutter, die er sehr liebt. Wenn er im Namen Allahs schwört, so erfüllt
Allah immer seinen Eid, gleich was es sei. Wenn du ihn bewegen kannst,
für dich um Vergebung zu beten, dann tue es bitte.'" Also ging dieser
(edle) Mann zu Uwais (r) und bat ihn, für seine Vergebung zu beten.
Uwais (r) sagte zu ihm: "Du bist gerade von einer guten Reise zurückgekehrt;
du solltest also - umgekehrt - für mich um Vergebung beten."
Dann bat er den Edlen weiter: "Trafst du Umar (s)?" Der Mann sagte: "Ja,
ich traf ihn." Uwais (r) betete dann für des Edlen Vergebung. Da
bemerkten die Leute die Tugend von Uwais (r), und seinem Impuls
folgend ging er demzufolge von diesem Platz fort. (Muslim)
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1. Buch der Gebote
Eine andere Version bei Muslim lautet folgendermaßen: Die Bewohner
von Küfa kamen zu Umar (r). Unter ihnen war einer, der sich über Uwais
(r) lustig machte. Umar (s) fragte: "Ist jemand unter euch (vom Unterstamm
der) Qarn?" Daraufhin kam dieser Mann hervor. Dann sagte Umar
(r): "Der Prophet (s) hat gesagt: 'Ein Mann namens Uwais wird zu euch
kommen aus dem Jemen. Er wird nur seine Mutter im Jemen zurückgelassen
haben. Er hat unter Lepra gelitten und zu Allah gebetet, von
dieser Krankheit geheilt zu werden. Daraufhin wurde er geheilt; es blieb
nur ein Mal von der Größe eines Dinars oder Dirhams auf seiner Haut
zurück. Wenn einer von euch ihn trifft, so möge er ihn bitten, für ihn um
Verzeihung zu beten.'"
Noch eine andere Version besagt: Umar (r) sagte: Ich habe den Propheten
(s) sagen hören: "Der beste unter denen, die meinem Weg nachfolgen, ist
ein Mann namens Uwais; er besitzt eine Mutter und er hat weiße Flecken
auf seinem Körper (Lepra). Bittet ihn, um Vergebung für euch zu beten."
Hadith 373: Umar ibn al-Khattab (r) berichtet: Ich bat den Propheten (s)
um Erlaubnis, die kleine Pilgerfahrt (Umra) durchzuführen. Er gewährte
mir die Zeit dafür und sagte: "Mein Bruder, bitte vergiss nicht, uns in dein
Gebet einzuschließen!"
Umar (r) sagte: Dieses ist etwas, was ich für die ganze Welt nicht eintauschen
möchte.
Nach einer anders lautenden Version sagte der Prophet (s) zu Umar (r):
"Bruder, schließ uns in deine Gebete ein!" (Abu Dawud und At-Tirmidhi)
Dies ist ein guter und gesunder Hadith (hasan sahih).
Hadith 374: Ibn Umar (r) erzählte, dass der Prophet (s) oft die Qubä-
Moschee124 zu besuchen pflegte, sowohl reitend als auch zu Fuß, und dort
immer zwei Rak'a betete. (Al-Bukhari und Muslim)
124 Die Quba-Moschee ist die erste Moschee, die von den Muslimen errichtet wurde,
und befindet sich in einem Vorort von Medina.
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1. Buch der Gebote
Nach einer anderen Version besuchte der Prophet (s) jeden Samstag die
Quba-Moschee, wobei er hin ritt oder zu Fuß ging, und Ibn Umar (r), der
ihm auf den Fersen folgte, tat es ebenso.
Kapitel 46
Vorzug der Liebe um Allahs willen und Ansporn dazu, sowie
demjenigen, den man gern hat, mitzuteilen, dass man ihn lieb hat,
und was man demjenigen antworten soll, der einem dies mitteilt
Qur’an: Allah, der Erhabene, spricht:
"Muhammad ist der Gesandte Allahs, und diejenigen, die mit ihm sind, sind
streng gegen die Ungläubigen, aber barmherzig untereinander... (48:29)
"Und diejenigen, die vor ihnen in der Stadt wohnten und im Glauben
(verwurzelt waren), lieben diejenigen, die zu ihnen auswanderten. Sie
finden in ihren Herzen kein Bedürfnis nach dem, was (jenen) gegeben
wurde. Sie geben ihnen den Vorzug vor sich selbst, auch wenn sie selbst
unter Entbehrungen leiden. Und diejenigen, die vor ihrer eigenen Habsucht
bewahrt sind, denen wird es wohl ergehen." (59:9)
Hadith 375: Anas (r) überliefert, dass der Prophet (s) sagte: "Es gibt drei
gute Eigenschaften, wer sie besitzt, der wird die Süße des Glaubens
schmecken:
1) Der, der Allah und Seinen Gesandten über alles liebt;
2) der, der einen Anderen liebt, einfach um Allahs Willen; und
3) derjenige, der eine Rückkehr zum Unglauben, nachdem Allah ihn davor
gerettet hat, über alles hasst, und der es verabscheut, ins Höllenfeuer
geworfen zu werden."
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 376: Es überliefert Abu Huraira (r), dass der Prophet (s) sagte:
"Sieben genießen den Schutzschatten Allahs (am Jüngsten Tag), wenn es
keinen Schatten gibt außer Seinem Schutzschatten: Diese sind:
1) Ein gerechter Herrscher;
2) ein junger Mann, der seine Jugend mit Anbetung und Dienst für Allah,
den Allmächtigen und Erhabenen, verbrachte;
3) der, dessen Herz ständig mit der Moschee verbunden ist;
4) zwei Personen, die einander um Allahs willen lieben - sie haben sich
zusammengetan um Seinetwillen und trennten sich um Seinetwillen;
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1. Buch der Gebote
5) jemand, der von einer bezaubernden und hübschen Frau zur Sünde
eingeladen wird, es aber verweigert, indem er sagt, er furchte Allah;
6) einer, der Sadaqa gibt, ohne viel Aufsehens zu machen, so dass seine
linke Hand nicht weiß, was seine rechte Hand gegeben hat; und
7) einer, der sich Allahs erinnert in Einsamkeit, so sehr, dass seine Augen
überfließen."
(Al-Bukhari und Muslim)
Hadith 377: Abu Huraira (r) überliefert, dass der Gesandte Allahs (s)
sagte: Am Tag des Gerichts wird Allah, der Erhabene, verkünden: "Wo
sind diejenigen, die einander lieben, um Meiner Erhabenheit willen? Heute
werde ich sie durch Meinen Schutzschatten schützen, an diesem Tag, an
dem es keinen Schatten gibt außer Meinen." (Muslim)
Hadith 378: Abu Huraira überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) sagte:
"Bei Allah, in Dessen Händen meine Seele ist, ihr werdet nicht ins Paradies
kommen, wenn ihr nicht glaubt (an den Islam), und ihr werdet nicht
glauben, solange ihr euch nicht gegenseitig liebt. Darf ich euch erzählen,
wie ihr euch gegenseitig liebt? Verbreitet Frieden und Grüße unter den
Menschen." (Muslim)
Hadith 379 ist eine Wiederholung von Hadith Nr. 361.
Hadith 380: Al-Bara' ibn Azib (r) überliefert, dass der Prophet (s) über
die Ansar sagte: "Wer sie liebt, ist